„Die Gebäude werden geradezu vor Ideen und Potenzial sprühen, wenn wir alle wieder zusammenkommen!“

Paul Chipperton ist internationaler Gastdozent an der WU und unterrichtet seit Herbst 2018 eine Lehrveranstaltung zu Strategic Innovation and Entrepreneurship. Für die Internationale Sommeruniversität der WU unterrichtete er Creativity & Entrepreneurship und wird im Sommer 2021 den Kurs New Venture Creation lehren. Durch seine Biographie hat er Erfahrungen im Bereich Biotech/Medtech/Digital Tech gesammelt, wo er sowohl als CEO als auch in Vorstands- und/oder Beraterpositionen verschiedener Unternehmen tätig war. Er unterrichtet unter anderem an der Queen’s University, der University of Toronto, der McMaster University und der Politecnico di Milano.

Für ein Interview mit dem WU Blog haben wir Paul Chipperton zu seiner Perspektive als internationaler Gastdozent befragt und wertvolle Einblicke gewonnen.

WU Blog: Wie würden Sie Ihre Lehrerfahrung an der WU beschreiben? Welchen Vorteil gibt es?

Paul Chipperton: Ich unterrichte mehrere Master-Kurse zu den Themen Innovation, Entrepreneurship, Marketing und Strategie an drei nordamerikanischen Universitäten. Es gibt zwei wesentliche Unterscheidungsmerkmale beim Unterrichten an der WU: Zum einen die Breite, Tiefe und Leichtigkeit, mit der die WU Studierenden Herausforderungen und Chancen kontextualisieren und zum anderen die allgemeine Reife, wenn man Altersgruppen vergleicht.

Der weite nordamerikanische Kontinent besitzt nur drei Länder, aber man würde sich schwertun, jemanden zu finden, der alle drei aktuellen Staatsoberhäupter der USA, Kanadas und Mexikos nennen könnte. Ich vermute, dass viele Studierende an der WU mehrere europäische Staatsoberhäupter nennen könnten, und zwar in einer der drei Sprachen, die sie meist sprechen.

Bei der Hochschulbildung geht es nicht nur um die Institution und die Abschlüsse. Für viele – wahrscheinlich die Mehrheit – ist es vor allem eine grundlegend soziale Dynamik, in der man neue Freunde fürs Leben findet.

WU Blog: Inwiefern nützen WU Studierenden Lehrveranstaltungen, die von internationalen Gastdozent/innen gehalten werden?

Paul Chipperton: Nun, letztendlich liegt es an den Studierenden selbst und nicht an mir, den Nutzen zu bestimmen. Aber was ich behaupten würde, ist, dass in den Bereichen Strategische Innovation, Unternehmertum und Risikokapital, auf die ich mich fokussiere, nordamerikanische Einrichtungen bei der Gestaltung und Entwicklung der Wissensökonomie seit einer Generation die Vorreiterrolle gegenüber der EU innehaben.

Da ich in erster Linie ein Tech-Unternehmer war, kann ich einen „PR-akademischen“ Blickwinkel einnehmen und sehen, wo sich Management-Theorie beweist oder eben nicht behauptet, wenn sie dem „Chaos“ der Realwirtschaft ausgesetzt wird.

WU Blog: Sie haben an der WU sowohl vor Ort als auch online unterrichtet: Was sind Ihre Erkenntnisse, die Sie für die Zukunft mitnehmen?  Wie können Ihre Studierenden das Beste aus den verschiedenen Formaten herausholen?

Paul Chipperton: Tolle Frage! In einem Innovationskurs habe ich einfach meine Studierenden gefragt. Die wichtigsten Punkte, die ich bisher mitgenommen habe, sind:

  • Der „Kundenkreis“ der Universität hat sich in einer einzigen Generation radikal verändert und die Pandemie hat das eindeutig bestätigt.
  • Studierende in Lehrveranstaltungen mit mehr als 40 Teilnehmer/innen haben oft das Gefühl, dass sie in großen Hörsälen ohnehin nur schwer einen hörbaren und sinnvollen Beitrag leisten können. Meine Empfehlung für die Lehre: Stellen Sie auf digital voraufgezeichnete Vorlesungen um und erlauben Sie Studierenden, 24h darauf zu zugreifen. Ergänzen Sie das Angebot an Aufzeichnungen um Live-Diskussionen in persönlichen Gesprächen oder Kleingruppen-Tutorien zur Wissensvertiefung.
  • Die globale Digitalisierung ist eine große Chance für führenden Bildungseinrichtungen!
  • Bei der Hochschulbildung geht es nicht nur um die Institution und die Abschlüsse. Für viele – wahrscheinlich die Mehrheit – ist es vor allem eine grundlegend soziale Dynamik, in der man neue Freunde fürs Leben findet. Das lässt sich so nicht auf einem Computer nachbilden. Bei aller möglichen und technologischen Innovation bleibt das grundlegende Bedürfnis nach menschlicher Konnektivität: persönlich und rund um das Campusleben. Die Gebäude werden geradezu vor Ideen und Potenzial sprühen, wenn wir alle wieder zusammenkommen!