Frauen im Fokus: „Wir planen für Generationen“

WU Alumna und WU Managerin 2021 Silvia Angelo setzt sich als Vorstandsdirektorin der ÖBB Infrastruktur intensiv dafür ein, die Frauenquote bei den ÖBB zu erhöhen. Im Rahmen des Themenschwerpunkts rufen wir den Beitrag aus dem WU Magazin in Erinnerung, in dem Angelo über Frauenquoten, Zukunftsjobs und Männerdomänen spricht.

Wenn Silvia Angelo an die WU denkt, lächelt sie: „Ich habe meine Studienzeit an der WU geliebt, als auch mein Engagement als WU Universitätsrätin, in dessen Zeit ich bei der Eröffnung des neuen Campus WU dabei war und die erste Rektorin wählen konnte“, sagt die Ökonomin, die seit 2017 als Vorstandsdirektorin bei der ÖBB-Infrastruktur AG agiert. In dieser Funktion ist sie zuständig für Finanzen und das gesamte Asset-Management – darunter fällt etwa die Planung von infrastrukturellen Verkehrsleistungen. Außerdem gehören der Personalbereich, Aus- und Weiterbildung und Immobilien zu ihren Zuständigkeitsbereichen.

„Besonders stark haben wir in den letzten Jahren in die Lehrlingsausbildung investiert. Sowohl in Infrastruktur als auch in Lehrinhalte“, erzählt Angelo. Am Hebbelplatz in Wien Favoriten wurde vor zwei Jahren die größte Lehrwerkstatt für 600 Lehrlinge eröffnet. Inhaltlich wird stark auf neue Technologien und Zukunftsjobs gesetzt. „Wir haben definitiv den Blick in die Zukunft. In den nächsten zehn Jahren steht ein Generationswechsel bevor. Wir benötigen rund 10.000 neue Arbeitskräfte. Dafür müssen wir jetzt die Weichen stellen.“

„In den nächsten zehn Jahren steht ein Generationswechsel bevor. Wir benötigen rund 10.000 neue Arbeitskräfte. Dafür müssen wir jetzt die Weichen stellen.“

Spannende Zeiten

Die Corona-Pandemie hat das Unternehmen in einer Umbruchsphase getroffen. „Unser Geschäftsmodell entspricht dem Klimaschutz. Ein Thema, das durch COVID-19 eher in den Hintergrund gerückt ist. Wir spüren, dass weniger Menschen mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind, bedingt durch die Furcht vor Ansteckung und vermehrtes Home-Office.“ Verändernde Arbeitsprozesse und Mobilitätsverhalten müssen daher in den strategischen Zielen berücksichtigt werden, ist Angelo überzeugt. Grundlegend verändern wird es die Vorgaben jedoch nicht. „Weil Infrastruktur auf lange Zeithorizonte baut.“ Der Blick in die Zukunft wird untermauert vom Rahmenplan – ein transparenter Investitionsplan, bei dem Alltagsdebatten bewusst ausgeklammert werden. „Um diesen Plan beneiden uns viele Länder in Europa und kopieren ihn,“ sagt Angelo.

Mehr Frauenpower

Genauso vorbildlich möchte man bei der Frauenquote werden. Die ist konzernweit derzeit mit rund 13 Prozent noch bescheiden. „Das ist vor allem bedingt durch Berufe wie Verschub, Gleisbautechnik, Instandhaltung, für die sich nur wenige Frauen finden.“ Um weibliche Talente für technische Berufe zu begeistern, müssen laut Angelo festgefahrene Klischeebilder aufgebrochen werden. „Wir versuchen aktiv neue Bilder zu transportieren, indem wir zum Beispiel in Schulen und Unis gehen und über unsere Jobs berichten.“ Bei den Lehrlingen steigt bereits die Frauenquote. Die Vorstandsdirektorin weiß nur zu gut, wie es sich als Frau in Männerdomänen anfühlt. „Bereits im Studium waren wir Studentinnen in Volkswirtschaft in der Minderheit. In meinen Jobs erst recht. Aber, man hat als Frau in einer Führungsposition die Chance, das Mindset zu ändern und neue Spielregeln mitzugestalten.“ Begeisterungsfähigkeit und eine gesunde Neugier waren immer schon Angelos Antrieb. Was sie an der ÖBB Infrastruktur fasziniert? „Es ist ein Unternehmen mit extrem langer Geschichte, das trotzdem den Blick weit in die
Zukunft setzt. Das spornt mich an.“

Zur Person

  • Startete mit BWL-Studium an der WU
  • Erster Studienabschnitt VWL an der Universität Wien
  • Rückkehr an die WU, für zweiten Abschnitt VWL
  • Auslandssemester in Mexiko und Frankreich
  • Berufliche Stationen waren unter anderen im Sozialministerium, im ÖGB Büro in Brüssel und in der Arbeiterkammer
  • Von 2013 bis 2018 war sie Universitätsrätin an der WU
  • Seit 2008 diverse Aufsichtsratsfunktionen u. a. in der ÖBB Infrastruktur, der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG, der AMA-AgrarMarkt Austria, der Bundessportgesellschaft und der FH des BFI Wien
  • Seit 2017 ist sie Mitglied des Vorstands der ÖBB Infrastruktur
  • Sie hat zwei Söhne
  • Ihr Lieblingssport ist Kickboxen
  • 2021 erhielt sie die Auszeichnung zur „WU Managerin des Jahres“