Solidarität und Ökonomie – wie geht das zusammen?

Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit, Solidarität und Ökonomie – solche auf den ersten Blick diametralen Begriffe müssen einander nicht zwingend ausschließen. Das dachten sich die beiden WU Wissenschafterinnen Florentine Maier und Ruth Simsa. Mit dem Leitfaden „Management solidarökonomischer Unternehmen: ein Leitfaden für Demokratie und Nachhaltigkeit“ liefern die beiden Forscherinnen vom WU Institute Nonprofit Management praktische Tipps für die WU AbsolventInnen von morgen, die Unternehmen nachhaltig und demokratisch gestalten möchten. Wir haben die NPO-Expertin Florentine Maier zum Kurz-Interview gebeten.

WU Blog: Sie haben gemeinsam mit Ruth Simsa einen Leitfaden geschrieben – an wen richtet sich das Buch?

Florentine Maier: Das Buch richtet sich an Leute, die Werkzeuge und Konzepte für demokratisches und produktives Arbeiten kennen lernen möchten.

„Es geht nicht um Gewinnmaximierung um  jeden Preis!“

Wir liefern Ideen zu Bewältigung von Herausforderungen, die in der Mainstream-Betriebswirtschaftslehre zu wenig beleuchtet werden. Vor allem geht es darum, wie Unternehmen zum Gemeinwohl beitragen können. Hauptzielgruppe sind Leute, die solche Unternehmen gründen oder weiterentwickeln möchten.

WU Blog: Welchen Unterschied macht es für den Erfolg eines Unternehmens, wenn es solidarökonomisch ausgerichtet ist? Wo liegt der Unterschied zu üblichen gewinnorientierten Unternehmen?

Florentine Maier: Solidarökonomische Unternehmen können das Ziel haben, Gewinne zu erwirtschaften. Es geht aber nicht um Gewinnmaximierung um jeden Preis. Ziel ist vor allem, wichtige menschliche Bedürfnisse zu befriedigen, indem man Produkte herstellt (zum Beispiel Lebensmittel, Kleidung, Geräte oder Wohnraum) oder Dienstleistungen erbringt (zum Beispiel Kinderbetreuung, Pflege oder Beratung). Es geht auch darum, Gewinne gerechter zu verteilen, zum Beispiel in einer Genossenschaft. Viele solidarökonomische Unternehmen sind gemeinnützig und reinvestieren alle erwirtschafteten Gewinne in die Verbesserung des Angebots.

„Ich erlebe die meisten WU Studierenden als skeptisch gegenüber vermeintlich einfachen Lösungen. Das ist gut so.“

WU Blog: Haben Sie den Eindruck, dass WU Studierende heute mehr Wert auf Nachhaltigkeit legen?

Florentine Maier: Auf jeden Fall. Die Klimakrise bewegt fast alle. Viele wollen eine andere Art des Wirtschaftens, aber es herrscht Unklarheit darüber, wie sie aussehen soll. Ich erlebe die meisten WU Studierenden als skeptisch gegenüber vermeintlich einfachen Lösungen. Das ist gut so. Solidarische Ökonomie ist ein offenes Konzept, wo es sowohl um radikale Transformation als auch um konkrete und pragmatische Schritte geht.

Du interessierst dich für das Thema Nonprofit?

Sowohl das NPO Kompetenzzentrum als auch das WU Institut für Nonprofit Management forschen am Campus WU zu den Themen, die für Organisationen mit Fokus auf gesellschaftlichen Mehrwert relevant sind.

Der Leitfaden „Management solidarökonomischer Unternehmen: ein Leitfaden für Demokratie und Nachhaltigkeit“ entstand aus einer Lehrveranstaltung an der WU und unter Mitarbeit von Studierenden. Es erschien 2019 im Schäffer-Poeschel-Verlag.