Internationaler Frauentag: Was die WU zur Gleichstellung beiträgt

Mittlerweile hat sich der internationale Frauentag am 8. März im Bewusstsein unserer Gesellschaft verankert. Die Bemühungen und Maßnahmen der WU zur Förderung der Gleichstellung von Frauen und Männern gehen aber weit über diesen Tag hinaus. Wir nehmen diesen Tag zum Anlass, um eine Erfolgsbilanz zu ziehen und über noch immer vorhandene Stolpersteine zu berichten.

Allgemeines zum Frauentag

Der internationale Frauentag wird jedes Jahr am 8. März begangen. Er fand in Europa das erste Mal im März 1911 in Dänemark, Deutschland, Österreich-Ungarn und der Schweiz statt – als Kampftag um Frauenwahlrecht, höhere Löhne und Arbeitszeitverkürzung durchzusetzen. Die Forderung nach dem freien, geheimen und gleichen Wahlrecht für Frauen wurde in Österreich am 12. November 1918 erfüllt.

Der Internationale Frauentag richtet sich gegen die mehrfache Diskriminierung und Ausbeutung von Frauen und Mädchen in aller Welt. Er wird jährlich zum Anlass genommen, um auf Diskriminierungen hinzuweisen, aber auch um ein von Rollenzwängen freies und selbstbestimmtes Leben zu fordern und um Frauen und deren Leistungen sichtbar zu machen und zu würdigen.

Der Frauentag und die WU

An der WU wird der Frauentag genutzt, um ein besonderes Augenmerk auf den Stand der Geschlechtergerechtigkeit zu legen. Dabei blicken wir auch immer wieder zurück auf die Pionierinnen in der Ökonomie und spannen einen Bogen zu den Frauen der Gegenwart und ihren Leistungen.

Mit dem Theaterstück „Arbeit, lebensnah – Käthe Leichter und Marie Jahoda“ lassen wir an der WU zwei Frauen lebendig werden, die Pionierarbeit in der sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Forschung geleistet haben. Ihre Themen und Forderungen zu Arbeitsbedingungen, gesellschaftlichen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit und Entwicklung der neuen Arbeit sind heute so relevant wie damals. Wir wollen ihre herausragenden Leistungen würdigen und sie einem breiteren Publikum bekannt machen.

Pionierinnen in der Ökonomie: Ein Blick in die Geschichte

Heute sind knapp die Hälfte aller WU Studierenden Frauen. Doch lange Zeit blieb Frauen der Zugang zu einem wirtschaftlichen Studium in Österreich verwehrt.

1897 wurden Frauen als ordentliche Hörerinnen zu einem Studium an der Universität Wien zugelassen, mehr als 500 Jahre nach der Gründung der Universität Wien und vorerst nur an der Philosophischen Fakultät. Wollte eine Frau Volkswirtschaft studieren, konnte sie das ab 1919 an der juristischen Fakultät in Wien, dort wurde Volkswirtschaft als Teildisziplin der Staatswissenschaften gelehrt. Davor war es Frauen nur mit Sondergenehmigungen möglich als Gasthörerinnen zu studieren. Käthe Leichter (1895 – 1942) war eine von ihnen. Da ihr der Abschluss des Studiums an der Universität Wien nicht gestattet wurde, promivierte sie 1918 bei Max Weber in Heidelberg. Sie zählt zu den allerersten Frauen Österreichs, die Volkswirtschaft studiert haben. Sie war Gründerin des Frauenreferats der Arbeiterkammer Wien, Widerstandskämpferin und wurde 1942 im Zuge eines Euthanasieprogramms ermordet.

Frauen an der Hochschule für Welthandel (WU)

An der Hochschule für Welthandel, die im Oktober 1919 aus der k.k. Exportakademie hervorging, wurden Frauen von Beginn an wie die männlichen Hörer zum Studium zugelassen.

Hermine Goll war die erste Frau, die an der Hochschule für Welthandel im Jahr 1932 ihr Studium mit Doktorat abgeschlossen hat. Sie war damit eine der ersten sechs Personen, die an der WU Vorgängerin promoviert haben. Der Frauenanteil unter den Absolventinnen stieg allerdings nur langsam: Bis 1930 entfielen 4 %, bis 1970 16 % der Abschlüsse auf Frauen.

Heute sind knapp die Hälfte aller WU Studierenden Frauen. Auch unter den Professor/inn/en der WU hat sich der Frauenanteil in den letzten Jahren auf niedrigem Niveau erhöht: von 9,5 % im Jahr 2007 auf rund 24 % im Jahr 2019.

„Chancengleichheit ist Teil unserer gesellschaftlichen Verantwortung. Alles andere ist schlichtweg eine Verschwendung von Ressourcen.“

Was die WU zur Gleichstellung tut*

  • 2019 wurden an der WU erstmals reine Frauenprofessuren ausgeschrieben. Das ist eine von unterschiedlichen Maßnahmen, um die Unterrepräsentationen von Frauen auf den höheren Hierarchieebenen in der Wissenschaft zu beseitigen.
  • Wise Women of WU: Mit diesem Mentoringprogramm werden ambitionierte WU Alumnae in einem frühen Karrierestadium von erfolgreichen Top-Managerinnen (ebenfalls WU Alumnae) unterstützt.
  • Karriereprogramm für WU Wissenschaftlerinnen: Mit diesem Programm unterstützt die WU seit 15 Jahren Wissenschaftlerinnen bei der Planung und Gestaltung ihres ganz persönlichen Karriereweges.
  • Dr.-Maria-Schaumayer-Habilitationsstipendium: Ziel des Stipendiums ist es, Habilitandinnen die kontinuierliche Arbeit an ihrem Habilitationsprojekt zu ermöglichen, indem sie von allgemeinen Lehr- und Verwaltungsaufgaben entlastet werden – es wird seit 1999 vergeben.
  • Female Scholar Program: Ziel des Programms ist, Nachwuchswissenschaftlerinnen der WU Wien mit internationalen Top Forscherinnen zu vernetzen, akademische Rollenmodelle sichtbar zu machen und Wege für die eigene akademische Karriereplanung aufzuzeigen.

* Auszug ausgewählter Maßnahmen

Im Gleichstellungsbericht werden jedes Jahr die Geschlechterquoten an der WU (wissenschaftliches, allgemeines Personal, Studierende) erfasst.

Um die Chancengleichheit von Menschen ohne geradlinige „Normbiografien“ weiter zu verbessern, wurde an der WU ein multidimensionales Leistungsbewertungskonzept eingeführt. So werden zunächst in Berufungsverfahren nicht nur Leistungen in der Forschung, sondern auch in Lehre und Aufgaben im Wissenstransfer und in der Universitätsentwicklung als leistungsrelevant evaluiert. Darüber hinaus werden sie im Kontext biografischer Faktoren bewertet, wie etwa Teilzeitberufstätigkeit oder Karriereunterbrechungen. Frauen, die häufiger Unterbrechungen in ihren Berufsverläufen aufweisen, sollen daher verstärkt von diesem Modell profitieren.

Michael Lang, Vizerektor für Forschung und Personal: „Chancengleichheit von gut ausgebildeten Männern und Frauen ist uns besonders wichtig. Chancengleichheit ist Teil unserer gesellschaftlichen Verantwortung, aber auch Merkmal einer zukunftsfähigen Universität. Alles andere ist eine Verschwendung von Ressourcen.“

Weiterführende Links und Leseempfehlungen zum internationalen Frauentag:

 

Copyright Titelfoto: Barbara Pálffy