„Unser gesellschaftlich geteiltes Bild von Führungspersonen ist noch sehr männlich geprägt.“

In ihrer Forschung beschäftigt sich Heike Mensi-Klarbach unter anderem mit der Frage, wie man mehr Frauen in Führungspositionen bringen kann. In Österreich liegt der Anteil weiblicher Führungskräfte in den Vorständen börsennotierter Unternehmen derzeit nämlich nur bei 4,9 Prozent. Wir haben die Forscherin gefragt, ob und wann sie sich schon selbst einmal als Frau benachteiligt gefühlt nhat und was sie jungen Frauen für ihre Karriere raten würde.

Name: Heike Mensi-Klarbach

Jahrgang: 1980

Geburtsort (aufgewachsen in): Linz

Als Kind wollte ich werden: Architektin

Darum bin ich Wissenschaftlerin geworden: Weil ich Dingen gern auf den Grund gehe und immer noch eine Frage habe

Das fasziniert mich an meinem Fachbereich: Dass das Thema alle betrifft: den einzelnen Menschen, Gruppen, Unternehmen, aber auch die Gesellschaft!

Mein persönliches berufliches Wunschziel: Einen Job haben, der es mir erlaubt, kontinuierlich zu lernen, viel zu lesen und in der Welt herum zu kommen


WU Blog: Sie beschäftigen sich in Ihrer wissenschaftlichen Arbeit mit dem Thema Gender und Diversität in Organisationen – hatten Sie selbst schon Situationen, wo Sie sich als Frau benachteiligt gefühlt haben?

Heike Mensi-Klarbach: Ich habe solche Situationen beobachtet und auch erlebt, wenngleich sie mich nie entmutigt haben. Denn meine fachliche Expertise erlaubt es mir, wenn ich möchte, Benachteiligung von einer analytischen Perspektive aus zu kommentieren. Das erleichtert Vieles.

WU Blog: Woran liegt es, dass noch immer so viele Führungspositionen Männer innehaben?

Heike Mensi-Klarbach: Weil unser gesellschaftlich geteiltes Bild von Führungspersonen noch sehr männlich geprägt ist. Heißt, man schreibt Männern eher zu, dass sie es ‚drauf‘ haben. Traditionelle Geschlechterrollen führen außerdem dazu, dass Frauen sich öfter auf andere (berufliche oder private) Rollen spezialisieren.

WU Blog: In der Forschung zeigt sich, dass Frauenquoten für einen Kulturwandel hin zu mehr Diversität nichts bringen. Sind Sie trotzdem für die Quote?

Heike Mensi-Klarbach: Ja. Die Quote ist ein sehr gutes Mittel, um die Diskussion aufrecht zu erhalten, für das Thema zu sensibilisieren und zumindest einen gewissen Anteil Frauen in Führungspositionen zu bringen.

„Traditionelle Geschlechterrollen führen dazu, dass Frauen sich öfter auf andere (berufliche oder private) Rollen spezialisieren.“

WU Blog: Welche Maßnahmen braucht es sonst, um Diversität und ausgewogene Geschlechterverhältnisse in Führungspositionen herzustellen?

Heike Mensi-Klarbach: Es braucht viel inhaltliche Aufklärung, breite Diskussionen, um ein gemeinsames Verständnis zu erarbeiten: Warum wollen wir das? Warum gibt es so wenige Frauen in Führungspositionen? Was passiert, wenn mehr Frauen in Führungspositionen sind? Welche Sorgen und Ängste sind damit verbunden, nicht zuletzt seitens der Männer? Es gibt viel Wissen, das wir nutzen könnten, um diese Fragen und Ängste gut zu bearbeiten. Klar ist, dass ein Kulturwandel dieser Dimension ein gemeinsames Tun und ein gemeinsames Verständnis voraussetzt. Also: viele Menschen involvieren, Unternehmen fordern, Unterstützung durch die Medien ermöglichen, gesetzliche Initiativen als Rahmen einbringen…

WU Blog: Was raten Sie jungen Frauen für Ihre Karriere?

Heike Mensi-Klarbach: Hören Sie in sich hinein: Was wollen Sie in Ihrem Leben erreichen? Was sind Ihre persönlichen Stärken? Denken Sie groß und lassen Sie sich nicht entmutigen! Vor allem nicht von Allgemeinplätzen wie: das geht nicht! Das macht man nicht! Das ist nichts für Frauen! (Ähnliches würde ich übrigens auch jungen Männern raten…)