Hall of Femmes: Eva Eberhartinger

„Es gilt, den fehlenden Glauben an die Führungskompetenz von Frauen zu bekämpfen.“

Was hat Sie dazu bewogen, eine wissenschaftliche Karriere und eine Karriere im Hochschulmanagement zu realisieren? Gab es einen Menschen oder ein Erlebnis, der oder das Sie inspiriert hat, diesen Weg einzuschlagen?

Das Interesse an einer akademischen Laufbahn wurde bei mir im Zuge des Verfassens der Dissertation geweckt. Ich genieße nach wie vor die Freiheit, mich im Rahmen von Forschungsprojekten mit jenen Fragen zu beschäftigen, die mich interessieren, die ich spannend finde. Auch unterrichte ich sehr gerne die Studierenden in allen Studiengängen, Bachelor genauso wie Master und Doktorat. Letztlich war es wohl einfach die Freude am Beruf, die mich bewogen hat, eine universitäre Laufbahn einzuschlagen. Zu meinem Verständnis als Professorin gehört auch, Aufgaben in der Universitätsverwaltung zu übernehmen – da war freilich das Angebot, das Vizerektorat zu übernehmen, besonders verlockend. Es war durchaus lehrreich, die Universität aus dem Blickwinkel der Administration zu sehen, und ich konnte in vielen Bereichen gestaltend tätig sein. Die Autonomie der WU lag ja noch nicht so weit zurück, so dass gerade im Rechnungswesen, im Controlling und in der Revision Einiges neu war.

Was sind Ihre aktuellen Forschungs- bzw. Arbeitsschwerpunkte?

Innerhalb meines Fachs, der betriebswirtschaftlichen Steuerlehre, beschäftige ich mich besonders mit Fragen der grenzüberschreitenden Konzernfinanzierung unter Berücksichtigung der Besteuerung, mit der steuerlichen Gewinnermittlung, national und international, und mit der Offenlegung der Konzerne bezüglich Steuern. In jüngster Zeit interessiere ich mich auch für die Kooperation zwischen steuerpflichtigen Unternehmen und Finanzverwaltung. Viele der Themen stehen in Zusammenhang mit der grenzüberschreitenden Steuerplanung und dem Kampf insbesondere der OECD und der EU gegen die Erosion der Bemessungsgrundlage.

Wenn Sie Ihren beruflichen Werdegang betrachten – was waren Ihre persönlichen Erfolgsfaktoren?

Das fällt mir schwer zu beurteilen – vielleicht eine gewisse Beharrlichkeit in der Verfolgung von Zielen und das Ergreifen von Chancen?

Was motiviert Sie besonders in Ihrer Arbeit?

Mich motiviert schlicht die persönliche Freude an meiner Arbeit. Ein anderer Aspekt ist, dass ich hoffe, einen Beitrag zur Bildung und Ausbildung junger Menschen zu leisten – ich empfinde das als eine durchaus sinnstiftende Arbeit.

Welche Erfahrungen haben Sie als Frau in einem von Männern dominierten Berufsfeld gemacht? Welche Strategie haben Sie angewandt, um mit dieser speziellen Situation zurecht zu kommen?

Ich war und bin oft die einzige oder eine von wenigen Frauen in Sitzungen. Das war schon immer so, in jüngerer Zeit wird das Geschlechterverhältnis allerdings besser. Ich persönlich hatte das Glück, keine negativen oder nachteiligen Erfahrungen in diesem Umfeld gemacht zu haben. Auch glaube ich nicht, dass ich eine besondere Bevorzugung erfahren habe. Ich kann daher nicht sagen: „Weil ich Frau bin hat dieses oder jenes stattgefunden …“ Ich möchte aber ausdrücklich betonen, dass mir sehr wohl bewusst ist, dass andere Frauen im akademischen Bereich und darüberhinaus durchaus negative Erfahrungen machen müssen. Umgekehrt kommen sie derzeit auch in den Genuss besonderer Förderung.

Was war Ihr persönliches Highlight in Ihrer Karriere bisher?

In jeder Etappe der beruflichen Weiterentwicklung gab es Highlights, das jedes für sich wichtig war. Hervorheben möchte ich vielleicht den ersten Ruf als Professorin – da manifestiert sich, dass das Ziel, auf das man sehr lange sehr intensiv hingearbeitet hat, erreicht wurde.

Auf welche Barrieren stoßen Frauen Ihrer Ansicht nach heute, wenn sie Führungspositionen an Hochschulen anstreben?

Ich vermute, dass sich in vielen Köpfen von Männern und Frauen aller Ebenen immer noch der Zweifel findet „Naja, ob sie wirklich führen kann …, oder ob sie nicht doch einfach nur eine gute Verwalterin ist?“ Es ist daher vielleicht der fehlende Glaube an die Führungskompetenz der Frauen, den es zu bekämpfen gilt. Fachkompetenz wird Frauen eher zuerkannt.

Was tun Sie gerne, wenn Sie nicht arbeiten?

Ich widme mich meinen Kindern. Wenn dann noch Zeit bleibt, lese ich ein bisschen (Nicht-Fachliteratur) und versuche mit laufen, wandern oder segeln ein bisschen Bewegung im Freien zu machen. Viel Zeit bleibt dafür aber nicht.

Was erachten Sie als sinnvoll, um an Hochschulen die Chancengleichheit und Geschlechtergerechtigkeit weiter zu fördern?

Ich bin davon überzeugt, dass die Frauenquote ein geeignetes Instrument ist. Die Universitätsleitungen sind derzeit unter starkem Druck, nicht nur in der Verwaltung, sondern auch im akademischen Bereich Frauen in Führungspositionen zu bringen. Ich halte das für richtig. Ohne diesen Druck ist in den vergangenen Jahren nicht viel passiert. Mir ist aber auch bewusst, dass es im konkreten Einzelfall manchmal sehr schwierig ist, überhaupt eine passende Person zu finden. Das passende Geschlecht als zusätzliches Kriterium ist dann eine zusätzliche Schwierigkeit. Trotzdem kommt man an einer Quote wohl nicht vorbei – im Einzelfall muss sie aber mit Maß und Ziel und mit Rechtfertigungsmöglichkeit für Nichterfüllung eingesetzt werden. Die derzeit existierende Quote für Frauen in allen universitären Gremien sehe ich ambivalent. Die noch in der Minderheit befindlichen Frauen werden dadurch überproportional mit Gremienarbeit belastet, und zwar zulasten ihrer Forschungsarbeit. Letztlich zählt für das berufliche Weiterkommen aber (fast) nur die Forschungsarbeit. Junge Frauen im akademischen Bereich sollten daher darauf achten, im Vergleich zu ihren jungen Kollegen nicht zu viel Zeit in Gremien zu verbringen.

Welche Empfehlungen möchten Sie gerne an junge Frauen, die am Beginn ihres Berufslebens in der Wissenschaft oder in der Wirtschaft stehen, weitergeben?

Ich sehe nach wie vor viele junge Frauen, die mehr an ihren „typisch weiblichen Tugenden“ arbeiten statt an ihrem beruflichen Fortkommen. Frauen sollen daher selbstbewusst auftreten (und nicht zurückhaltend), tatsächlich sprechen, wenn sie etwas zu sagen haben (und nicht warten, ob vielleicht eh jemand anderer früher spricht), an sich selbst und die eigenen intellektuellen Fähigkeiten glauben (alle anderen kochen auch nur mit Wasser). Schließlich sollten sie sich durch den Gedanken an eine mögliche Familienplanung von nichts abhalten lassen.

#HallofFemmes #Gleichstellung #WU


Mit dem Projekt „Hall of Femmes“ soll die Sichtbarkeit von Frauen an der WU und mit Bezug zur WU erhöht und andere Frauen gestärkt werden, indem es Vorbilder schafft. In kurzen Interviews schildern die befragten Frauen ihre Karrierewege, berichten über entscheidende Erfolgsfaktoren für ihre berufliche Entwicklung und geben persönliche Karriereempfehlungen. Die Interviews werden in einer mehrwöchigen Reihe im WU-Blog veröffentlicht.