„Die Vision des Feminismus ist nicht eine ‚weibliche Zukunft‘.“

Der Frauentag jährt sich in Österreich zum 104. Mal und ich habe mein eigenes Jubiläum zu feiern: Seit etwas mehr als einem Jahr bin ich nun in der Stabstelle Gender Policy im Büro des Rektorats an der WU tätig. Aus meiner persönlichen Perspektive betrachtet, hat sich in diesem Jahr vieles getan. Der Frauenförderungsplan wurde in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen umfassend überarbeitet, wir haben aus dem Nachlass von Dr.in Maria Schaumayer zwei neue Förderprogramme für Wissenschaftlerinnen entwickelt, Gleichstellungsaspekte werden u.a. in Berufungsverfahren mehr und mehr beachtet. Und ich habe hier viele inspirierende Menschen kennengelernt; Menschen, die sich für Chancengleichheit einsetzen, teilweise schon lange bevor es gesetzliche Aufträge oder Frauenquoten gab.

Als der Frauentag 1911 in Österreich das erste Mal statt fand, ging es um den Kampf für das Frauenwahlrecht, für höhere Löhne und für Arbeitszeitverkürzung. Viele der damaligen Forderungen wurden erfüllt, vieles ist nach wie vor relevant. So bestehen noch immer Schieflagen in der Verteilung von Einkommen und Vermögen, von Macht(positionen) und zeitlichen Ressourcen. Dabei wirken nicht nur geschlechtsspezifische Rollenerwartungen als soziale Platzanweiser. Bewertet, eingeengt und festgelegt werden wir auch durch andere Faktoren, wie z.B. unsere Herkunft oder unseren sozialen Status.

Gleichstellungsmaßnahmen beschränken sich eben nicht darauf, Wörter mit weiblichen Endsilben zu versehen oder durch Quoten Frauenanteile in Führungspositionen zu erhöhen. Das sind zweifellos ganz wichtige Themen, es sind aber nicht die einzigen. Das Aufbrechen von subtil wirkenden Ein- und Ausschlussmechanismen, das Aufdecken von blinden Flecken in einem männlich geprägten Wissenschaftssystem und die Umverteilung von Betreuungsleistungen gehören ebenfalls zum Themenspektrum.

Und, was wird als nächstes in Sachen Gleichstellung an der WU passieren? Für den Gleichstellungsbericht 2014 erheben die Geschlechterverhältnisse in allen Bereichen und rechtzeitig zum Frauentag haben wir unser neues Projekt „Hall of Femmes“ gestartet. In Kurzporträts werden Frauen an der WU und mit Bezug zur WU, ihre Karriereverläufe, ihre Motivations- und Erfolgsfaktoren sowie ihre persönlichen Karriereempfehlungen vorgestellt. Ziel dieses Projekts ist es, die Sichtbarkeit von Frauen an der WU zu erhöhen und andere Frauen zu stärken, indem es Vorbilder schafft. Die ersten Interviews werden nun in einer mehrwöchigen Reihe im WU-Blog erscheinen. Wir eröffnen unsere Interviewreihe am 9.3. mit Frau Univ.Prof.in Nadia Abou Nabout.

Anlässlich des Frauentags, zum Abschluss ein Zitat von Johanna Dohnal (1939 – 2010, erste österreichische Frauenministerin von 1990 – 1995):

„Ich denke es ist Zeit daran zu erinnern: Die Vision des Feminismus ist nicht eine „weibliche Zukunft“. Es ist eine menschliche Zukunft. Ohne Rollenzwänge, ohne Macht- und Gewaltverhältnisse, ohne Männerbündelei und ohne Weiblichkeitswahn.“

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