Auf der Suche nach nachhaltigen Kaugummi

Dieser Artikel handelt von einem Produkt, das jeder von euch kennt, das 100%ig jeder von euch schon einmal probiert hat. Sicher die Hälfte von den Leserinnen und Lesern dieses Blogs verwendet es sogar täglich: KAUGUMMI.

Doch habt ihr schon mal drüber nachgedacht, woraus die Kaumasse konventioneller Kaugummis besteht? Ich gebe zu, auch ich habe mich nicht damit beschäftigt, bevor ich den Garage Kurs von der SBWL Entrepreneurship & Innovation absolviert habe. Doch auch wenn man sich einmal die Inhaltsstoffe auf der Rückseite eines Kaugummis durchliest, ist mir als BWL Studentin das Abkürzungsmeer von Chemikalien fremd. Es ist seltsam, dass nicht genau aufgeschlüsselt wird, woraus die Kaumasse- als „gum base“ angeschrieben – besteht.

Für alle, die jetzt auf die Antwort gespannt sind: es ist PLASTIK. Die Kaumasse konventioneller Kaugummis besteht zu einem Großteil aus künstlichen Polymeren auf Erdölbasis, und die Kaugummis beinhalten auch andere potentiell schädliche Substanzen (u.A. Aspartam, BHA, Titandioxid) sowie oftmals zahnschädliche Zucker.

Kau g´scheid – Kau Alpengummi

Ich kaufe am liebsten Bioprodukte und achte auf die Herkunft all meiner Lebensmittel, jedoch habe ich mich vor diesem Semester nicht näher mit Alternativen zu konventionellen Kaugummis auseinandergesetzt. Unter anderem ist ein Grund dafür, dass an den Kassen nur die großen Hersteller (v.a. Wrigleys – hat eine 95%ige Marktdeckung) vertreten sind. Außerdem besteht der einzige andere natürliche Kaugummi, der momentan in österreichischen Supermärkten erhältlich ist, zu einem Großteil aus kariesförderndem Rohrzucker und wird aus Mexiko importiert, ist also nicht regional.

Doch um genau jenen Konsumentinnen und Konsumenten, die es bei dem Gedanken graustm auf Erdöl zu kauen oder die sich einfach gesund ernähren wollen, einen angenehmen Atem zu verschaffen, haben die zwei Gründerinnen Claudia und Sandra den ersten natürlichen Kaugummi der Alpen kreiert. Er heißt „Alpengummi“ und besteht rein aus natürlichen und nachwachsenden Rohstoffen, die in Österreich bzw. der Alpenregion gewonnen werden. Baumharz und Bio-Bienenwachs werden für die Kaumasse verwendet. Ersteres stammt aus einem der letzten harzverarbeitenden Betrieben der Welt. Durch die Verwendung von Harz unterstützt Alpengummi somit ein altes Traditionshandwerk, das mittlerweile vom Aussterben bedroht ist – die niederösterreichische Pecherei. Diese wurde 2011 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Des Weiteren wird für die Süße und Zahnreinigung Birkenzucker benutzt: Der einzige Zucker, der die Zähne sogar nachweislich vor Karies schützt. In den letzten Jahren hat die Nachfrage an biologisch hergestellten Produkten stetig zugenommen. Daher liegt der Alpengummi also voll im Trend.

Garage-Kurs

Im Garage-Kurs waren wir ein fünfköpfiges Team, mit Studiereden von drei unterschiedlichen Universitäten und daher auch ein Team mit sich gut ergänzenden Fähigkeiten: Claudia und Sandra (beide BOKU) sind die beiden Gründerinnen, die die Idee in den Kurs einbrachten. Christoph (TU) war verantwortlich für die ersten Logo-Entwürfe und Präsentationen. Christian (auch BOKU) hat passende Lieferanten und Maschinen für die Weiterentwicklung der ersten Prototypen ausfindig gemacht. Und für alles, das mit Zahlen zu tun hatte, war ich (Sarah, WU) verantwortlich.

Nach der Lehrveranstaltung hat sich das Team etwas verändert: Claudia, Sandra und ich sind weiterhin dabei und haben Richi als unseren Lebensmittelexperten im Team willkommen geheißen. Was wir während der Lehrveranstaltung Garage erreicht haben: Wir haben Prototypen in zwei Geschmackssorten entwickelt, die mittels Fragebögen evaluiert wurden. Außerdem haben wir an unserem Businessplan gefeilt, eine potentielle Produktionsstätte gefunden und als Gewinner des Abschluss-Events von der Raiffeisenbank unser erstes Kapital erhalten.

Die Lehrveranstaltung war geprägt von einer Kick-Off-Veranstaltung, interessanten Vorträgen und Zwischenpräsentationen in Pitch-Form (Elevator-Speech). Besonders hilfreich waren die individuellen Coachings, da unser Experte viel Erfahrung im Lebensmittelbereich mitbrachte und uns daher mit vielen Tipps weiterhelfen konnte.

Wo wir jetzt stehen

Nach dem Abschluss der Lehrveranstaltung haben wir bei dem Wettbewerb Innovate4nature gewonnen. Innovate4nature ist der Startup-Wettbewerb von WWF, SPAR sowie dem Impact Hub Vienna im Rahmen der Biodiversitäts-Initiative vielfaltleben des BMNT – mit Unterstützung von Bund und Europäischer Union. In diesem Rahmen haben wir einen Arbeitsplatz im Impact Hub erhalten. Unsere nächsten Schritte sind nun die Prototypoptimierung, Qualitätssicherung, sowie die Entwicklung eines geeigneten Corporate Designs und der Verpackung.

Alpengummi ist 100% natürlich, 100% regional, 100% gesund und 100% aktuell. Ich bin stolz auf den gemeinsamen Fortschritt der letzten Monate, dass ich Teil des Teams geworden bin und so an einer innovativen, nachhaltigen Idee mitwirken kann.

Weitere Projekte aus dem Kurs Garage und den anderen Projektkursen kann man am 20.06.2018 auch am E&I Touchdown sehen, der Abschlussveranstaltung der E&I Institutes für alle Entrepreneure und Innovationsbegeisterten.