Coping with Corona: 5 Facetten der Krise und hilfreiche Strategien
Der umgangssprachliche Ausdruck „Nix is fix“ scheint seit Beginn der COVID-19-Pandemie zu einer erforderlichen Grundeinstellung geworden zu sein. Wie äußern sich die Auswirkungen der Pandemie für Studierende und wie kannst du damit umgehen? Wir haben beim WU Student Counselling Team nachgefragt.
Vertraute Strukturen, liebgewonnene Routinen und Alltagsrituale haben sich geändert – ohne Gewissheit, wie eine „neue Realität danach“ aussehen kann. Die Felder der Veränderung sind vielfältig und das Ausmaß derselben wird von jeder/jedem unterschiedlich empfunden. Vom Wegfall der gewohnten Anbindung an das soziale und familiäre Umfeld, über eine Veränderung der Lern- oder Arbeitsumgebung bis hin zum Arbeitsplatzverlust.
Die Pandemie und vor allem die damit verbundenen Maßnahmen können als sogenanntes „kritisches Lebensereignis“ oder „Veränderungskrise“ betrachtet werden.
Die aktuelle Situation stellt eine Zäsur dar, die Verunsicherung auslöst. Wandelt sich das gewohnte Leben derart rasch, kann das zunehmend zu depressiven Episoden, Niedergeschlagenheit, Trauer über den Verlust eines „alten Lebens“ oder auch Ärger und Frust führen. Derlei Emotionen sind ganz normal.
Dich als Studierende/r treffen die Auswirkungen der Pandemie in unterschiedlichen Facetten deines Studierendenlebens. Einige davon haben wir herausgegriffen, um dir Denkanstöße für einen konstruktiven Umgang bzw. effektive Coping-Strategien damit zu geben. Wenn die Kontrolle über „das Große“ verloren geht, ist es wichtig, in den kleinen Dingen des Lebens Gestaltungsspielraum zu finden.
Wohnsituation
Die einen leben mit ihrer Familie auf engem Raum oder sitzen in ihrer WG „aufeinander“ / fest – die anderen sind seit Monaten allein in ihrer Wohnung. Schaffe dir in beiden Fällen, so gut es geht, getrennte „Zonen“ für Lernen und Freizeit. So kannst du das Lernen lokal z.B. in die Bibliothek verlagern, wenn diese geöffnet sein kann. Wenn dies nicht möglich ist, funktioniert eine Trennung auch auf engem Raum, indem du deine Lernzeit bewusst startest und beendest. Du kannst z.B. mit kleinen Ritualen wie einem Mini-Workout beginnen und das Ende mit einem Kakao mit extra viel Schlagobers feiern.
Egal, wie für Dich Start- und Endpunkte markieren möchtest: Wesentlich ist, dass du dadurch bewusst in deine Lernphase/Lernzeit „ein- und wieder aussteigen“ kannst.
Lernen
Lernen mit Kolleg/inn/en in der Gruppe oder gewohnten Lernorten außerhalb der Wohnung ist derzeit schwierig. Lerngruppen oder Lern-Spaziergänge im Freien, in denen das Gelernte gemeinsam wiederholt wird, können eine erfrischende Abwechslung sein und bieten darüber hinaus auch einen Tapetenwechsel.
Ebenso wichtig ist es, sich in dieser Zeit nicht zu viel zuzumuten. Unter den veränderten Umständen zu viel leisten zu wollen, kann auch zu Erschöpfungszuständen führen. Dagegen hilft, sich den Lernstoff gut, in handhabbare Portionen einzuteilen oder gezielte Konzentrations-Techniken, wie z.B. Autogenes Training anzuwenden
„Durchhänger“
Das Motivations-Tief stellt sich jetzt ein, ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie? Wichtig ist, sich selbst zu erlauben, dass man sich fühlt, wie man sich eben gerade fühlt und (dadurch) die eigenen Emotionen anzuerkennen. Es braucht Zeit, bis man sich eine neue, funktionierende Routine geschaffen hat. Self Care steht in dieser Situation an erster Stelle!
Kleinigkeiten, die dir persönlich guttun (das Lieblings-Essen kochen, ein Vollbad nehmen, oder einfach mal zu lauter Musik tanzen), wirken als emotionale erste Hilfe.
Soziale Anbindung / Persönlicher Austausch
Studierende, deren Familien weiter weg sind, vermissen die familiäre Anbindung. Durch die Lockdowns wurde zudem auch die soziale Anbindung im Freundeskreis auf eine harte Probe gestellt. Den Kontakt mit Gleichgesinnten in Peer Groups dennoch aufrecht zu erhalten ist hier wesentlich.
Ein offener und ehrlicher Austausch darüber, „wie es dir wirklich geht“ und die gegenseitige Unterstützung schaffen ein Gefühl der Verbundenheit. „Psychohygiene“ ist aus neuropsychologischer Sicht die Grundvoraussetzung dafür, um überhaupt (wieder) leistungsfähig zu werden – wie die tägliche Dusche, um sich für den Tag fit zu fühlen.
Ungewissheit über die Zukunft
Aufgrund der Pandemie ist es derzeit ungewiss, ob man die eigenen Vorstellungen über die Zukunft (ein Auslandssemester, ein bestimmter Job, eine Reise nach dem Abschluss, …) umsetzen kann. In dieser Situation hilft es, die eigenen Erwartungen und Wünsche bewusst zu überdenken, Idealvorstellungen loszulassen und die Zukunftspläne an neue Möglichkeiten anzupassen. So hältst du die Enttäuschung gering, während du gleichzeitig Raum für neue Ideen schaffst.
Wir unterstützen dich!
Um individuelle Strategien zu entdecken und zu entwickeln, wie du den Ausnahmezustand weiterhin gut bestehen kannst, steht dir das Student Counselling Programm zur Seite. Neue Formate und Workshops bieten dir die Möglichkeit zum Austausch in der Gruppe und vermitteln hilfreiche Tools für einen Umgang mit der derzeitigen Situation.
Das International Office steht Incomings sowie WU Outgoings selbstverständlich in Bezug auf deren spezifische Fragestellungen unterstützend zur Seite.
Wie gehst du mit der Situation um?
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