„Wann kommst Du wieder zum Lernen zu uns?“
Gerade in Krisenzeiten ist es wichtig, sich für sozial benachteiligte Kinder einzusetzen. Kinder und Jugendliche aus bildungsfernen, armutsbetroffenen Familien sind in Zeiten des Homeschoolings mehrfach benachteiligt. Deshalb engagieren sich im Rahmen der gemeinsamen Initiative „Lernen macht Schule“ von Volunteering@WU, Caritas Wien und REWE International AG derzeit viele WU-Studierende als „Fernbuddys“ und unterstützen Kinder & Jugendliche über digitale Kanäle beim Lernen.
Viele Kinder, die im Rahmen von Volunteering@WU betreut werden, verfügen nicht über eine ausreichende Infrastruktur, um den Anforderungen des digitalen Lernens gerecht zu werden – sei es, weil es nur ein Handy in der Familie gibt oder, weil vier Geschwister allesamt ihre Aufgaben an einem einzigen PC lösen müssen. Auch inhaltlich können Eltern oft nicht beim Lernen unterstützen, weil sie z.B. die deutsche Sprache nicht ausreichend beherrschen um Textaufgaben zu verstehen oder mit existentiellen Sorgen belastet sind. „Fernbuddy“ Sarah, WU-Studierende des Masterstudiengangs Management, die schon seit mehreren Semestern ein Geschwisterpaar mit Migrationshintergrund unterstützt, berichtet, wie sie den neuen Herausforderungen des digitalen Lernens begegnet:
Volunteering@WU: Auf welche Art und Weise unterstützt Du Deine betreuten Kinder derzeit?
Sarah: „Ich habe jede Woche Kontakt mit ihnen über WhatsApp und unterstütze sie bei ihren Aufgaben, die sie während der Corona-Zeit zu erledigen haben.“
Volunteering@WU: Wie habt ihr Euch hinsichtlich der Lerneinheiten organisiert?
Sarah: „Die beiden nutzen gemeinsam ein Handy und wir kommunizieren damit hauptsächlich über WhatsApp. Meistens schicken sie mir ein Foto von den Aufgaben, bei denen sie Schwierigkeiten haben. Wenn etwas besonders wichtig ist, nutzen wir auch den WhatsApp-Videochat sowie Sprachanrufe, aber die kamen bisher eher selten zur Anwendung. Bei neuen oder für sie besonders schwierigen Themengebieten, suche ich auch YouTube Videos heraus, die diese Themen genau erklären. Für die Kinder sind diese Videos wirklich sehr hilfreich.“
„Das Wichtigste ist, den Kindern zu vermitteln, dass sie mit all diesen Herausforderungen nicht alleine sind, auch wenn wir als Lernbuddys nicht mehr physisch bei ihnen vorbeischauen können“
Volunteering@WU: Was klappt besonders gut? Wo liegen Deiner Meinung nach die Schwierigkeiten?
Sarah: „Generell würde ich sagen, dass die Kinder meine Hilfe, wenn auch über die Ferne, sehr gerne annehmen und auch keine Hemmungen haben mich öfters zu fragen, wenn sie etwas nicht verstehen. Schwierigkeiten bereiten neue Themengebiete, da die Erklärung über digitale Kanäle sehr viel mehr Zeit in Anspruch nimmt als die persönliche Betreuung.“
Volunteering@WU: Hast du Tipps und Tricks für das digitale Lernen mit Kindern?
Sarah: „Ich glaube es gibt keinen „one best way“ wie man das digitale Lernen mit Kindern gestalten kann. Es kommt immer auf die Kinder darauf an und welche Möglichkeiten ihnen zur Verfügung stehen. Da die ganze Umstellung bereits so eine große Herausforderung für sie ist, würde ich empfehlen bei bereits bekannten Kommunikationskanälen zu bleiben. Ich denke aber das Wichtigste ist, den Kindern zu vermitteln, dass sie mit all diesen Herausforderungen nicht alleine sind, auch wenn wir als Lernbuddys nicht mehr physisch bei ihnen vorbeischauen können. Wir sind trotzdem immer noch für sie da und unterstützen sie in allen Bereichen: Gemeinsam statt einsam.“
„Die Distanz zu den Kindern ist eine rein räumliche“
Volunteering@WU: Gab es in letzter Zeit ein spezifisches Erlebnis als Lernbuddy, das Dich besonders geprägt hat?
Sarah: „Die Kinder waren schon immer sehr dankbar darüber, dass ich zum Lernen komme und wir auch gemeinsame Ausflüge unternehmen. Noch lieber wäre es ihnen jedoch gewesen, wenn ich nur zum Spielen gekommen wäre. Kurz vor den Osterferien fragten sie mich dann aber, wann ich denn wieder zum Lernen kommen würde. Das war ein bereicherndes Erlebnis, weil sich der Fokus von „Können wir heute nur spielen?“ zu „Wann kommst du wieder zum Lernen zu uns?“ verändert hat. Das gesamte Lernbuddy-Programm wird ganz anders wertgeschätzt und wahrgenommen. Außerdem hat es mich sehr berührt, dass sie unsere gemeinsame Zeit vermissen.“
Volunteering@WU: Welche Lernerfahrung nimmst Du aus Deiner derzeitigen Tätigkeit als „Fernbuddy“ für Dich selbst mit?
Sarah: „Die Distanz zu den Kindern ist eine rein räumliche. Wenn man sich einmal auf diese neue Situation eingestellt hat, findet man auch individuelle Wege sich mit den Kindern auszutauschen. Dies beschränkt sich nicht nur auf schulische Themen. Sie fragen mich auch was ich den ganzen Tag so mache oder sie schreiben mir was sie selbst an manchen Tagen beschäftigt. Ich denke, dass es ganz wichtig ist auch über digitale Wege die persönliche Ebene nicht zu vernachlässigen.“
Du möchtest Dich auch sozial engagieren und etwas bewegen…?
…dann verbinde Studium & Engagement und unterstütze sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche im Rahmen der Volunteering@WU-Programme. Alle wichtigen Infos dazu gibt es beim Online-Infoabend am 27.05.2020 um 18:00 Uhr.