Hall of Femmes: Nadia Abou Nabout
„Häufig macht man sich zu viele Gedanken über Dinge, die so nie eintreten.“
Bitte geben Sie ein paar biographische Eckdaten bekannt: welche Ausbildung haben Sie absolviert, was sind die wichtigsten Eckdaten ihrer beruflichen Entwicklung und welche Position haben Sie jetzt inne?
An der Bergischen Universität Wuppertal habe ich meinen Bachelor und Master gemacht. Während meines Studiums war ich dann auch ein Jahr in England an der University of Birmingham, was eine tolle Erfahrung war. Die Zeit hat in mir den Hunger geweckt, mehr zu sehen und mich nach dem Master für eine Promotion in einer anderen Stadt zu bewerben. In Frankfurt habe ich eine tolle Zeit während meiner Promotion gehabt. Wir waren ein sehr großes Marketing-Department und hatten immer viele Professoren aus den USA da – eine ganz hervorragende Forschungsumgebung und eine Zeit, an die ich sehr gerne zurückdenke. Anschließend war ich kurz in München auf einer Tenure Track Stelle für Technology Marketing, bevor ich dann Ende 2014 an die WU gekommen bin.
Warum haben Sie sich für eine wissenschaftliche Karriere entschieden? Gab es einen Menschen oder ein Erlebnis, der oder das Sie inspiriert hat, eine wissenschaftliche Karriere einzuschlagen?
Mein Vater ist in der Wissenschaft, so dass ich relativ gut wusste, was man als Forscher/in den ganzen Tag macht. Davon haben viele Menschen leider keine oder kaum eine Vorstellung. Schon als ich angefangen habe zu studieren, wusste ich, dass ich gerne einmal in die Wissenschaft möchte. Ich schreibe gerne, analysiere gerne Daten und finde es wunderbar, die Freiheit zu haben an den Themen arbeiten zu dürfen, die mir Spaß machen. Es gibt keinen besseren Job 😉
Was sind Ihre aktuellen Forschungs- bzw. Arbeitsschwerpunkte?
Momentan beschäftige ich mich mit radikalen Innovationen im Online Marketing, die aus Entwicklungen in der Informationstechnologie hervorgegangen sind. So zum Beispiel das sogenannte „Real-Time Online Advertising“ bzw. der programmatische Einkauf von Werbung über börsenähnliche Plattformen. D.h. Werbetreibende bieten in Auktionen um die Möglichkeit, einem bestimmten Nutzer die eigene Werbung anzeigen zu dürfen – in Real-Time. Das Forschungsgebiet ist noch sehr neu und daher auch super spannend. Wir haben hier vor Allem mit großen Daten zu tun und arbeiten eng mit Unternehmen zusammen, um die Probleme der Branche zu lösen.
Wenn Sie Ihren beruflichen Werdegang betrachten – was waren Ihre persönlichen Erfolgsfaktoren?
Das ist immer schwierig zu sagen. Neben harter Arbeit und Fleiß, der richtigen Forschungsumgebung, spielt Glück sicher auch eine große Rolle. Mein Doktorvater hat einmal über mich gesagt, dass ich, wie ein Fußballspieler, der ein Spiel verliert, sofort wieder aufstehe und überlege, wie es weitergehen kann. Da man in unserem Job so selten Erfolgserlebnisse in Form von Publikationen hat, ist das wahrscheinlich eine wichtige Eigenschaft. Man darf eben nie den Kopf in den Sand stecken.
Was motiviert Sie besonders in Ihrer Arbeit?
- Studierende, die sich bedanken und mir sagen, dass sie in meinen Kursen etwas gelernt haben
- Die Freiheit, an „meinen“ Themen arbeiten zu dürfen
- Coaching von Doktoranden und die intensive, gemeinsame Arbeit an Projekten
Auf welche Barrieren sind Sie im Verlauf Ihres Berufslebens gestoßen?
Wenige, muss ich sagen. Mittlerweile hat sich viel geändert und Frauen werden mit Nachdruck gefördert. Nachteil der wissenschaftlichen Karriere ist sicher, dass man sehr flexibel sein muss, was den Wohnort angeht. Das macht die Vereinbarkeit von Familie und Karriere leider schwierig.
Was tun Sie gerne, wenn Sie nicht arbeiten?
Yoga, Lesen (aber dann sicher nichts Wissenschaftliches)
Was sollten die Universitäten noch tun, um die Gerechtigkeit und Chancengleichheit zu erhöhen?
- Teaching Load Reduktionen sollten möglich sein, wenn man Kinder kriegt
- „Echte“ Tenure Track-Stellen, die am Ende zu einer vollen Professur führen, sollten verstärkt geschaffen werden
- Kinderbetreuung sollte weiter ausgebaut werden
Welche Empfehlungen möchten Sie gerne an junge Wissenschaftlerinnen, die am Beginn ihrer wissenschaftlichen Laufbahn stehen, weitergeben?
Man weiß erst, wie etwas wird, wenn man es ausprobiert hat! Also auch (oder gerade) bei Zweifeln, immer erst ausprobieren. Häufig macht man sich zu viele Gedanken über Dinge, die so nie eintreten.
#HallofFemmes #Gleichstellung #WU #Interview
Mit dem Projekt „Hall of Femmes“ soll die Sichtbarkeit von Frauen an der WU und mit Bezug zur WU erhöht und andere Frauen gestärkt werden, indem es Vorbilder schafft. In kurzen Interviews schildern die befragten Frauen ihre Karrierewege, berichten über entscheidende Erfolgsfaktoren für ihre berufliche Entwicklung und geben persönliche Karriereempfehlungen. Die ersten Interviews werden in einer mehrwöchigen Reihe im WU-Blog veröffentlicht.