„Sport kann viel“

Sport und Sportvereine fördern die Integration. Doch es braucht dafür bestimmte Rahmenbedingungen, sagt Paul Rameder vom WU Institut für Nonprofit Management. Dieser Beitrag erschien zuerst im WU Magazin als Beilage zur Tageszeitung „Die Presse“.

Integration, sei es von Migrant/inn/en, sei es von sozial benachteiligten Menschen, ist nach wie vor ein brandaktuelles sozial- und gesellschaftspolitisches Thema. Dem Sport wird in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung zugeschrieben, bietet er doch die Möglichkeit für zwischenmenschliche Begegnungen über kulturelle, soziale oder religiöse Grenzen hinweg. Hält diese These der Realität stand? Die Antwort darauf kennt Paul Rameder vom WU Kompetenzzentrum für Nonprofit Management und Social Entrepreneurship: „Sport per se ist nicht integrativ; er kann aber als etwas Verbindendes genutzt werden.“ Dazu wären vor allem jene Sportarten geeignet, für die keine oder nur wenig Ausrüstung benötigt werde. „Ausrüstung kostet Geld, das viele schlicht nicht haben“, sagt Rameder.

Foto Paul Rameder

Paul Rameder

„Sport per se ist nicht integrativ; er kann aber als etwas Verbindendes genutzt werden.“

Damit Sport seine verbindende Wirkung entfalten könne, sei es wichtig, in einem ersten Schritt die Freude an der Bewegung und am gemeinsamen Sport zu wecken. Im zweiten gehe es darum, Basiskompetenzen in der jeweiligen Sportart aufzubauen. Rameder sieht in diesem Zusammenhang die Schulen gefordert, die bei Kindern und Jugendlichen die Bewegungsfreude fördern und ihnen Einstiegsmöglichkeiten in Sportarten bieten sollten. Nicht zuletzt müssten kulturelle Hürden berücksichtigt werden: „In manchen Kulturen dürfen Mädchen und Frauen nicht alle Sportarten gleichermaßen ausüben oder zumindest nicht in Gesellschaft von Männern“, erklärt Rameder. Das wiederum erfordere spezielle Angebote. Erste Erfahrungen mit einer Sportart würden auch den Eintritt in einen Sportverein erleichtern.

Doch selbst dort sei Integration, so der WU Forscher, nicht automatisch gewährleistet: „Dafür braucht es auch bei diesen Kompetenzen Ziele“, weiß Rameder. So müsse sich der Verein die Integration von Migrant­/inn/en oder sozial benachteiligten Menschen explizit zum Ziel gesetzt und Übungsleiter/innen Erfahrungen im Umgang mit diesen haben. „Das heißt, sie brau­chen entsprechende Erfahrung und Fortbildungen, um in den Sportvereinen auch den Rahmen für ein Miteinander unterschiedlicher Kulturen, Werte und Lebensweisen halten zu können. Schließlich geht es darum, sowohl Inklusion als auch Integration zu fördern“, so Rameder.

Volunteering@WU

Einen Beitrag zu mehr Chancengerechtigkeit und einem solidarischen Miteinander der Gesellschaft zu leisten, ist das Ziel von Volunteering@WU. „Gleich­zeitig können die teilnehmenden Studierenden dabei soziale Kompetenzen erwerben und ausbauen“, erklärt Stefanie Mackerle-­Bixa, Leiterin von Volun­teering@WU. Im Rahmen der Initiative „Lernen macht Schule“, die 2010 von der WU gemeinsam mit der Caritas Wien und Rewe International ins Leben gerufen wurde, fungieren die Volunteers als Buddys und Vorbilder für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche. „Die Studierenden und ihre Schützlinge treffen einander jede Woche einmal, um gemeinsam zu lernen, zu sporteln oder sonst etwas zu unter­nehmen“, sagt Mackerle­-Bixa.

Bei den Musik­buddys, einer Gruppe von meist zehn Studierenden und 25 Kindern, steht wiederum das gemeinsame Musi­zieren und Erarbeiten von Choreografien im Vorder­grund. „Erfreulicherweise kann der Chor, den sie gebildet haben, auch trotz der Coronasituation gut miteinander arbeiten, nämlich online“, sagt Mackerle­-Bixa. Hoffentlich bald wieder aktiv sein können die Sport­buddys, die normalerweise Kinder während eines einwöchigen Feriencamps betreuen. Daneben haben sie, wie die anderen Buddys auch, eine starke Vorbildfunktion.

„Unsere Sport-Buddys betreuen Kinder in eigenen einwöchigen Feriencamps.“
Stefanie Mackerle-­Bixa, Leiterin von Volun­teering@WU

Manche Kinder können durch die Vorbildwirkung der Studierenden beispielsweise traditionelle Geschlechterrollenbilder hinterfragen und neue Perspektiven in Hinblick auf ihren Bildungsweg und Berufswunsch entwickeln. Was die Leiterin von Volunteering@WU besonders freut, ist das hohe Engagement in Krisenzeiten. „Wir hatten 2020 einen Boom an Bewerber/inne/n und etwa 150 Lernbuddys“, sagt Mackerle­-Bixa. Insgesamt haben bisher 1.300 Studierende rund 120.000 Stunden Freiwilligenarbeit geleistet.

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Copyright Titelfoto: Lernen macht Schule / Christian Dusek