„Jeder noch so kleine Schritt erfordert viel mehr Zeit und Planung, als man anfangs denkt.“

Klamottenlabels gibt es ja bekanntlich viele. Aber nicht alle setzen darauf, mit den Erlösen einen nachhaltigen Zweck zu unterstützen. Joel und Paul – beide studieren Wirtschaftsrecht an der WU – haben mit der Gründung von PLANET LUV. genau das getan. Wir haben die beiden Jungunternehmer nach ihren Motiven und die Zukunft des Labels gesprochen.

WU Blog: Wie kam bei euch die Idee auf, gemeinsam ein Label zu gründen?

Paul: Die Idee entstand vor zirka zwei Jahren aus zwei wichtigen Schlüsselmomenten. Der erste war während der „Einführung in die Betriebswirtschaftslehre“-Vorlesung bei Professor Speckbacher, wo uns das erste Mal bewusst wurde, dass jede/r die Möglichkeit hat, relativ einfach Unternehmer/in zu werden.

Ich kann mich erinnern, dass ich so fasziniert von dem Gedanken war, selber etwas zu gründen und auf die Beine zu stellen, dass mir diese Idee nach der Vorlesung nicht aus dem Kopf ging. Mit Joel habe ich aus Spaß darüber gesprochen, ein Label zu gründen. Dann haben wir allerdings länger nicht mehr daran gedacht und das Ganze ist ein bisschen von der Bildfläche verschwunden.

Die Idee kam allerdings wieder auf, als wir Shoppen waren und – enttäuscht vom Angebot der Wiener Stores – ohne irgendwas zu finden, nachhause gegangen sind. Da haben wir das erste Mal konkret über die Gründung des Labels gesprochen und klargestellt, dass ein Umweltgedanke hinter dem Label stehen müsste. Von da an wurde unsere Vision immer klarer und wir haben langsam begonnen, an ersten Designs zu arbeiten.

„Die Idee kam auf, als wir Shoppen waren und – enttäuscht vom Angebot der Wiener Stores – ohne irgendwas zu finden, nachhause gegangen sind.“

WU Blog: Was konntet ihr aus eurem WU Studium für die Gründung mitnehmen?

Joel: Für uns war entscheidend, dass wir im Studium mehr über Unternehmensgründungen erfahren haben und dass man sich ruhig mal trauen kann, diesen Schritt zu wagen. Was uns geholfen hat sind BWL-Skills für die Finanzen – also Bilanz, Cashflow & GuV.

WU Blog: Was waren die Stolpersteine, denen ihr bislang begegnet seid – und wie seid ihr damit umgegangen?

Joel: Der größte Stolperstein war mit Sicherheit die mangelnde Erfahrung. Wir haben vor allem planungstechnisch viel dazulernen müssen und bitter erfahren müssen, wie wichtig Probedrucke und Templates (genau angelegte Druckdaten) sind. Allerdings war die wichtigste Lesson wohl – dass jeder noch so kleine Schritt viel mehr Zeit und vor allem viel mehr Planung einfordert, als man denkt.

„Der größte Stolperstein war mit Sicherheit die mangelnde Erfahrung.“

WU Blog: Wie läuft bei euch die Arbeitsteilung?

Paul: Joel kümmert sich eher um den finanziellen Aspekt, während ich mehr für das Designen zuständig bin – allerdings gibt es keine strikten Aufteilungen und wichtige Entscheidungen werden immer gemeinsam getroffen.

WU Blog: Worauf legt ihr in eurem Business den Fokus?

Joel: Unser Fokus als Brand liegt darauf Streetwear zu machen, die nicht nur gut aussieht, sondern auch etwas vermitteln soll. Das spiegelt sich nicht nur durch unsere Spenden wieder, sondern auch durch Posts auf Instagram, die aktiv erklären wie man einen Beitrag leisten kann, klimaneutraler zu leben oder ganz einfach durch die Kollektion selbst. Vor allem die nächste geplante Kollektion soll wirklich Statements setzen.

WU Blog: Ihr spendet einen Teil eurer Einnahmen für einen guten Zweck: Könnt ihr uns erklären, wofür das Geld gespendet wird?

Joel: Gerne! Wir spenden 10 Prozent an THE OCEAN CLEANUP – ein Startup dessen Ziel es ist, die Weltmeere von Plastikmüll zu reinigen. Dabei arbeiten sie mit sehr innovativen Systemen, die bereits im Pazifik im Einsatz sind. Sie beziehen ihre Energie durch Solarenergie und filtern Plastik aus dem Wasser ohne dabei Meeresleben zu schädigen. Laut derzeitigen Berechnungen werden sie es in nur fünf Jahren schaffen, die Hälfte des Great Pacific Garbage Patches zu filtern und zu entsorgen – und das mit einem verhältnismäßig sehr geringem Kostenaufwand.

„Längerfristig geht es uns darum, so nachhaltig wie möglich produzieren zu können.“

WU Blog: Produziert ihr auch fair? Erzählt doch mal!

Joel: Die T-Shirts sind umweltfreundlich in Wien bedruckt – allerdings hat es finanziell beim jetzigen Drop noch nicht für Fairwear Textilien gereicht. Ab der nächsten Kollektion wird das allerdings der Fall sein. Längerfristig ist unser Ziel eine Textilproduktion in Europa.

WU Blog:  Was ist euer Plan – sowohl was das Label angeht, als auch persönlich?

Joel: Für die nähere Zukunft ist das Ziel natürlich weiter zu wachsen und hoffentlich auch bald die Möglichkeit zu haben, ein breiteres Sortiment möglichst auch mit eigenen Schnitten anbieten zu können – da fehlen uns aktuell leider noch die finanziellen Mittel. Längerfristig geht es uns darum, so nachhaltig wie möglich produzieren zu können.

Paul: Persönlich will ich nach meinem WiRe Bachelor die Aufnahmeprüfung für die Graphic Design Klasse der Angewandten versuchen. Wenn das klappt, wäre das natürlich optimal. Wenn nicht, werde ich vermutlich woanders ein Design Studium in Betracht ziehen. Ich war allerdings nie ein Fan davon, die eigene Zukunft zu konkret zu planen – ich merke nach wie vor, dass ich mich laufend verändere und neue Interessen dazugewinne. Vielleicht bleibt es bei dem Plan, vielleicht verändert er sich auch – mal sehen was die Zeit so bringt.

Joel: Ich bin mir noch nicht ganz sicher was ich nach dem WiRe Bachelor machen möchte. Für mich war aber immer schon klar, dass ich auf jeden Fall selbstständig werden will. Sehr konkrete Vorstellungen davon in welchem Gebiet oder was genau es werden wird habe ich nicht. Jetzt liegt der Fokus vorerst mal auf dem Studium und dem Startup.