Wer am meisten lacht, lernt am besten

Seit bereits 10 Jahren unterstützt die WU mit dem Projekt „Lernen macht Schule“ freiwilliges Engagement und soziales Verantwortungsbewusstsein von Studierenden. Dabei haben über 1.200 Studierende mehr als 115.000 Stunden freiwillige Arbeit geleistet – egal ob beim gemeinsamen Lernen, Sporteln oder Musizieren. Lernbuddy Hannah Henöckl berichtet über ihre Motivation, ihre Erfahrung und was sie persönlich davon mitnimmt.

Als 2015 viele geflüchtete Menschen in Österreich Zuflucht fanden oder zumindest Österreich passierten, bin ich gerade zum Studieren nach Wien gezogen und war durchaus überwältigt von dieser Situation. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war für mich klar, dass ich mich während meines Studiums an der WU ehrenamtlich engagieren möchte. Denn in einem sicheren Land aufzuwachsen und eine tertiäre Ausbildung zu verfolgen ist ein Privileg, wofür ich gerne etwas „zurückgeben“ möchte.

Wo? Im Lernhaus!

Ich bin als Lernbuddy im Abendprogramm des Lernhauses, im 15. Wiener Gemeindebezirk, tätig. Das Lernhaus ist eine Einrichtung des Roten Kreuzes und leistet einen Beitrag zur Tatsache, dass Bildung in Österreich nach wie vor vererbt wird. Im Abendprogramm werden Jugendliche zwischen 10 und 15 Jahren, sowohl beim Erledigen ihrer schulischen Verpflichtungen betreut, als auch gemeinsam Freizeit gestaltet.

Lernbuddy sein

Im Zuge der „Ausbildung“ als Lernbuddy konnten wir verschiedene Vorbereitungsseminare besuchen und während unserer Tätigkeit bekamen wir immer wieder das Angebot an sogenannten Praxisseminaren mit verschiedenen Themenschwerpunkten teilzunehmen. Seminare über die erfolgreiche Lernbegleitung oder das Arbeiten mit Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen fand ich persönlich sehr spannend. Sie waren nicht nur eine gute Abwechslung zu anderen studienplan-relevanten Lehrveranstaltung, sondern versorgten mich mit neuen Ideen für meine Aufgaben als Lernbuddy.

Eine zusätzliche schöne Erfahrung an der Tätigkeit als Lernbuddy ist das Kennenlernen von anderen Freiwilligen und Studierenden mit ähnlichen Interessen und Zielen aus denen sich mittlerweile einige Freundschaften ergaben.

Hangman

Seit nun fast vier Jahren betreue ich meine Lernkinder bzw. mittlerweile eher Jugendlichen. Als ich im Lernhaus begann übernahm ich die Betreuung von zwei jungen Burschen, die gerade aus dem Nachmittagsprogramm (also der Volkschule) ins Abendprogramm (also der Betreuung von Kinder/Jugendlichen in der Mittelschule) aufstiegen. Obwohl sie gut befreundet waren, unterschieden sich die beiden in so gut wie allen Aspekten wahnsinnig stark – charakterlich, schulisch, sprachlich …

„Ein spielerischer Zugang öffnet nicht nur Türen, sondern ist auch ein Beitrag zum Lernen.“

Anfangs stellte mich das vor eine große Herausforderung und nach den wöchentlichen zwei Stunden gemeinsam Lernen, war ich meist fix und fertig, obwohl ich das Lernhaus eigentlich immer mit einem Lächeln verließ. Es dauerte jedoch nicht lange und ich fand mit der Unterstützung der anderen Freiwilligen und Betreuer/innen des Lernhauses, sowie mit Hilfe der Seminare und Supervisionen, verschiedene Wege die beiden einerseits zum Lernen zu motivieren und andererseits auf ihre sehr unterschiedlichen Charaktere und Ansprüche einzugehen.

Eine der größten Lehren, die ich aus dieser Zeit gezogen habe, ist, dass ein spielerischer Zugang viele Türen öffnet und definitiv mehr ist, als Ablenkung vom Lernen, sondern im Gegenteil Beitrag zum Lernen und zum Lernen motiviert. Vom Englisch Vokabel lernen mit „Hangman“, bis hin zu Mathematik Formeln Lernen mit Schiffe versenken und Deutsch-Diktate mit Liegestütz-Challenges haben wir gemeinsam viel gelernt und auch viele Erfolge erzielt.

4 Jahre später, einige Nerven weniger, um viele tolle Erfahrungen reicher, mit einigen türkisch Vokabeln mehr in meinem Sprachgebrauch, mit vielen gemeinsamen Erinnerungen ausgestattet und als „Hangman“-Profis schließen wir heuer im Sommersemester erfolgreich die 4. Klasse ab, was mich zu einem wahnsinnig stolzen Lernbuddy macht.

Lernen macht Schule

Erfahre auf der WU Website mehr über die unterschiedlichen Buddy Programme, wie du dich bewerben kannst und was in den letzten 10 Jahren bei „Lernen macht Schule“ alles passiert ist.