„Mit R hat jede/r freien Zugang zu den neuesten Methoden der Statistik“
Als Miterfinder der Programmiersprache R ist Kurt Hornik Anfang der 1990er Jahre ein großer wissenschaftlicher Erfolg gelungen. Diese und viele weitere Leistungen haben den WU Forscher zu einem absoluten Vorreiter seiner Disziplin gemacht. Durch ein neues Berechnungsmodell hat der Researcher of the month 12/19 unterschiedlichste Bewertungssysteme – wie es sie zum Beispiel für die Bonitätsbewertungen von Banken gibt, aber auch für die Online-Bewertungen im Tourismus gibt – zusammenzuführen. Damit liefert er unter anderem die Grundlage für eine der zentralen geldpolitischen Maßnahmen im Eurosystem.
Name: Kurt Hornik
Jahrgang: 1963
Geburtsort (aufgewachsen in): Wien
Als Kind wollte ich werden: Land- und Forstwirt
Darum bin ich Wissenschaftler geworden: Diplom, Dissertation, Habilitation – es ging so zügig und hat immer grossen Spaß gemacht, sodass ich nie aufhören wollte.
Das fasziniert mich an meinem Fachbereich: Die Kombination von mathematischen Herausforderungen sowie spannenden und relevanten Anwendungsmöglichkeiten.
WU Blog: Manche Menschen bezeichnen Mathematik als Inhalt ihrer schlechten Träume. Sie haben Technische Mathematik studiert und beschäftigen sich mit der Statistischen Datenverarbeitung und Machine Learning. Woher kommt die Begeisterung für das Arbeiten mit Zahlen?
Kurt Hornik: In der Schule haben mir viele Fächer großen Spaß gemacht. Bei der (angewandten) Mathematik habe ich jedoch mein größtes Potenzial und auch die größten Herausforderungen gesehen. Dass es am Ende des Tages rechenintensive Statistik geworden ist liegt zum einem großen Teil wohl daran, dass ich Numerik und Stochastik am besten gelernt habe und Anwendungen machen kann, die mir Spaß machen.
WU Blog: Mit der Erfindung der Programmiersprache R haben Sie eine wissenschaftliche Spitzenleistung erbracht – Sie wurden dafür auch mit dem Goldene Verdienstzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet. Entwickeln Sie auch selbst noch Softwarepakete dafür?
Kurt Hornik: R habe ich nicht selbst erfunden, ich bin allerdings seit mehr als 25 Jahren sehr aktiv an der Entwicklung des Basissystems beteiligt und zu einem guten Teil für Entwicklung sowie Betrieb der Infrastruktur der vielen Erweiterungspakete verantwortlich. Und als Ko-Autor werden sicher noch einige Erweiterungspakete von mir dazukommen!
WU Blog: Haben Sie damit gerechnet, dass R so erfolgreich wird – immerhin gibt es heute 15.000 Erweiterungspakte für R?
Mit dem großen Erfolg von R hat am Anfang natürlich niemand gerechnet. Was mich jedoch besonders freut ist, dass wir es geschafft haben dass mit R grundsätzlich jede/r freien Zugang zu den besten und aktuellsten Methoden aus der Statistik und verwandten Disziplinen hat.
„Mit dem großen Erfolg von R hat am Anfang natürlich niemand gerechnet.“
WU Blog: Rechnen Sie auch in Ihrer Freizeit alles durch?
Kurt Hornik: Nicht wirklich. Da brauche ich frische Luft, Wiesen und Wälder.
WU Blog: In Ihrer Forschung haben Sie sich mit der Frage beschäftigt, wie sich verschiedenste (ordinalskalierte) Bewertungssystem zusammenfügen lassen. Wir kennen das insbesondere von Urlaubsbuchungsplattformen wie Tripadvisor oder Booking. Wie kritisch sehen Sie solche Bewertungen? Wie könnte man sie besser machen?
Kurt Hornik: Ich persönlich bin schon mit dem Messen meiner eigenen Präferenzen tendenziell überfordert. Ich schaffe es eher ein paar Ja/Nein-Fragen zu beantworten oder Paarvergleiche zu machen, als auf einer fünfteiligen Skala (konsistent) zu bewerten.
Aber wenn man zuviel fragt bekommt man meistens keine Antwort, sodass das mit den „üblichen“ Ordinalskalen vermutlich das Praktikabelste ist. Die gängige einfache Aggregation von Bewertungen in ein Gesamtscore hat natürlich den Nachteil, dass es nur eine Zahl für alle gibt – ohne individuelle Differenzierungsmöglichkeit. Besser wäre es, Modelle zu bauen die geeignete Erklärungsvariablen mit berücksichtigen können.