„Ich habe Spaß am Wandern zwischen den Kulturen“
WU-Alumnus Hikmet Ersek ist seit 2010 CEO von Western Union, dem Weltmarktführer von weltweitem Bargeldhandel. Er wurde kürzlich zum „WU Manager des Jahres 2018“ gewählt. Dieser Artikel erschien zuerst im WU Magazin (als Beilage zur Tageszeitung Die Presse).
WU Blog: Welchen Stellenwert hat die Auszeichnung „WU Manager des Jahres“ für Sie?
Hikmet Ersek: Es ist eine große Ehre für mich, diese Auszeichnung zu erhalten und ich bin sehr stolz, sie nach anderen erfolgreichen Managern wie Andreas Treichl oder Brigitte Ederer entgegenzunehmen. Was mich besonders freut ist, dass diese Auszeichnung Management-Leistungen in ihrer Gesamtheit würdigt, denn ich bin davon überzeugt, dass Management-Erfolg sehr eng mit der menschlichen Seite des Business verbunden ist. Quartalszahlen sind nur ein Teil des Ganzen, beim Business geht es letztendlich um Menschen – KundInnen, MitarbeiterInnen, Business Partner und die Gesellschaft. Im Fall von Western Union beinhaltet das Menschen aus der ganzen Welt.
WU Blog: In welcher Beziehung stehen Sie zu Ihrer Alma Mater?
Hikmet Ersek: Ich komme oft nach Österreich und schätze den guten Kontakt zur Universität. Über die Jahre habe ich mehrfach Vorträge an der WU und an der WU Executive Academy gehalten. Der Austausch mit Studierenden ist mir wichtig. Bei Western Union arbeiten einige, die an der Wirtschaftsuniversität Wien studiert haben, eine Absolventin ist heute bei Western Union als Top-Executive in Denver stationiert.
WU Blog: Was schätzen Sie an der WU?
Hikmet Ersek: Es freut mich zu sehen, wie Rektorin Hanappi-Egger wichtige Schritte setzt, um die WU noch internationaler auszurichten, zum Beispiel mit dem kürzlich gestarteten englischsprachigen Bachelorprogramm „Business and Economics“. Das ist wichtig, um die Studierenden auf einen Wettbewerb am globalen Markt vorzubereiten und essentiell, um die Marke Österreich im Ausland zu stärken.
„ÖsterreicherInnen müssten die „Marke Österreich“ im Ausland viel stärker positionieren.“
WU Blog: Was können ÖsterreicherInnen von amerikanischen UnternehmerInnen lernen?
Hikmet Ersek: ÖsterreicherInnen müssten die „Marke Österreich“ im Ausland viel stärker positionieren. Dieses Land bringt hervorragende Produkte und Dienstleistungen auf den internationalen Markt und ist mit einer Exportquote von über 50 Prozent im Außenhandel sehr aktiv. Unsere Unis bringen sehr gut ausgebildete Fach- und Führungskräfte hervor, aber international weiß man häufig nicht, dass weltbekannte Produkte aus Österreich stammen. Lernen kann man von AmerikanerInnen die „Can do“-Einstellung: Nichts ist zu hoch, nichts zu schwer, wir schaffen alles, wenn wir uns anstrengen. Aus unternehmerischer Perspektive ist eine solche Einstellung der erste Schritt zum Erfolg.
WU Blog: Was ist es, das Western Union so erfolgreich macht?
Hikmet Ersek: Wir haben über die Jahre eine klare Vision entwickelt und uns strategisch sehr gut ausgerichtet. Unsere Quartalszahlen belegen solides Wachstum, besonders unser digitales Geschäft entwickelt sich sehr gut mit Wachstumsraten von über 20 Prozent. Western Union setzt heute den Standard für internationalen Zahlungsverkehr. Mit unserer globalen Plattform, bestehend aus Technologie, starken Compliance-Programmen und einem der weltweit größten Netzwerke von 550.000 Filialen, vier Milliarden Bankkonten und Mobile Wallets, versenden wir Zahlungen und Bargeld in mehr als 130 Währungen innerhalb von Sekunden in die ganze Welt.
WU Blog: Ihre Erwartungen für die nächsten Jahre?
Hikmet Ersek: Ich blicke der Zukunft positiv entgegen. In einer vernetzten Welt wird internationaler Zahlungsverkehr zunehmend an Bedeutung gewinnen. Western Union ist gut am Markt positioniert, um grenz- und währungsübergreifende Geldflüsse abzuwickeln, unabhängig davon, ob diese in Form von Bargeld, auf ein Bankkonto, oder auf ein Mobile Wallet ausgezahlt werden.
WU Blog: Sie sind seit 2010 CEO bei Western Union. Was fasziniert Sie an Ihrem Job?
Hikmet Ersek: Ich habe Spaß am Wandern zwischen den Kulturen. Bei Western Union habe ich dazu täglich die Gelegenheit, angefangen bei der Interaktion mit unseren KundInnen, GeschäftspartnerInnen und MitarbeiterInnen. Wir sind in fast allen Ländern der Welt tätig und vermutlich das globalste Unternehmen der Welt.
WU Blog: Wie stehen Sie den aktuellen weltweiten Entwicklungen gegenüber?
Hikmet Ersek: Die Welt steht vor vielen Herausforderungen, wie zum Beispiel Migration, Klimawandel, aber auch der zunehmenden Automatisierung. Das sind globale Herausforderungen, für die globale Lösungen gefunden werden müssen. Die EU hätte hier die große Chance, eine Führungsrolle einzunehmen. Ich bin überzeugt, dass wir mehr Brücken bauen sollten, statt Zäune oder Mauern zu errichten.
Auszeichnung zum WU Manager des Jahres
Die Verleihung der Auszeichnung „WU Manager des Jahres 2018“ an Hikmet Ersek findet am 6. November 2018 am Campus WU, Gebäude LC, Festsaal 1, um 18:00 Uhr statt. Die feierliche Verleihung der Auszeichnung mit anschließender Diskussion ist öffentlich – um Anmeldung wird gebeten.