„Ich will anderen dabei helfen, bessere Entscheidungen zu treffen“

Saubere und günstige Stromversorgung ist für alle da – diesen Ansatz verfolgt Researcher of the month Nils Löhndorf mit seiner Forschung. In jahrelanger Arbeit entwickelte der WU Wissenschaftler ein Szenarienmodell, das es Energieunternehmen ermöglicht, komplexe Speichersysteme optimal zu bewirtschaften, wenn Preise und Energieangebot unsicher sind. Wir haben den Forscher zum Interview gebeten und ihn gefragt, welche Bereiche seines Lebens Optimierungsbedarf haben.

Name: Nils Löhndorf

Jahrgang: 1980

Geburtsort (aufgewachsen in): geboren in Flensburg, aufgewachsen in Baden-Baden und Kiel

Als Kind wollte ich werden: Wissenschaftler (für Mondraketen, versteht sich)

Darum bin ich Wissenschaftler geworden: Ich habe schon immer gerne programmiert und an mathematischen Modellen herumgetüftelt. Als ich mich am Ende des Doktorats entscheiden musste, ob ich in die Industrie gehen oder eine akademische Karriere einschlagen sollte, wurde mir klar, wie sehr mir eigentlich Forschung und Lehre Spaß machen.

Das fasziniert mich an meinem Fachbereich: Ich bewege mich derzeit zwischen drei Fachbereichen: Operations Management, Operations Research und Energy Economics. Ich finde die Kombination sehr reizvoll, da im Energiesektor viele neue operative Prozesse entstanden sind mit dem Potenzial zur Optimierung, woraus sich eine Reihe an interessanten Forschungsfragen ergeben.

Mein persönliches berufliches Wunschziel: Mein Wunschziel ist es, dass die Ergebnisse meiner Arbeit anderen dabei helfen, bessere Entscheidungen zu treffen.


WU Blog: Aktuell  ist gerade in den USA wieder eine Rückkehr zu fossilen Brennstoffen zu bemerken.  Haben erneuerbare Energien ausgedient? Warum (nicht)?

Nils Löhndorf: In China geht der Trend nach wie vor weg von dreckigem Kohlestrom hin zu Strom aus sauberen Quellen, vor allem um die Folgekosten der immensen Luftverschmutzung in den Griff zu bekommen. Und auch in den USA gibt es inzwischen ein große Lobby, die viel Geld in erneuerbaren Energien gesteckt hat. Diese schürt bereits die Angst davor, dass amerikanische Firmen Marktanteile an die chinesische Konkurrenz verlieren. Es spricht daher wenig dafür, dass erneuerbaren Energien ausgedient haben.

WU Blog: Die Forschungsarbeit zur effizienteren Verteilung von Energieressourcen ist nur ein kleiner Ausschnitt aus ihrer Forschungsarbeit. Welche Teilbereiche erforschen Sie zusätzlich?

Nils Löhndorf: Ich beschäftige mich mit der Entwicklung und Anwendung von Algorithmen zur Optimierung von sequentiellen Entscheidungsproblemen unter Unsicherheit. Derzeit erforsche ich zum Beispiel Methoden zur Bewertung und Bewirtschaftung von Gasspeichern, einem wichtigem Thema im Energiehandel. Meine Forschung streift aber auch einen Teilbereich der künstlichen Intelligenz, genauer gesagt Reinforcement Learning, dem ich mich in Zukunft verstärkt widmen möchte.

WU Blog: Sind Sie auch privat ein Mensch, der zum Optimieren von Entscheidungen unter Unsicherheit neigt? Welche Entscheidungen kann man auch als Laie leicht optimieren?

Nils Löhndorf: Ich bin in meiner Familie für die Lebensmittelbeschaffung verantwortlich. Bei Billa bekomme ich einmal im Monat 20% auf einen Einkauf. Optimal ist es, alle teuren Produkte auf diesen Einkauf zu konzentrieren. Das geht allerdings nicht bei allen Produkten. Würde ich meinen Monatsbedarf an Erdbeeren mit diesen Einkauf decken, wären die Stückkosten zwar niedriger, allerdings riskiere ich, dass die Erdbeeren verderben, bevor sie verzehrt werden. Der optimale Warenkorb besteht also aus teuren, aber haltbaren Lebensmitteln, wie etwa Wein, Käse, Olivenöl, Honig, Kräuter, usw. Man muss aber nicht studiert haben, um darauf zu kommen.

WU Blog: Und wenn man Ihre Frau fragen würde: Welcher Aspekt des täglichen Lebens hätte bei Ihnen noch Optimierungspotenzial?

Nils Löhndorf: Ohne meine Frau würde ich laufend Termine vergessen, hahaha.

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