„Ich wünsche mir, dass alle Menschen erkennen, dass Gleichstellungspolitik die Grundlage für eine gerechte Gesellschaft mit hoher Lebensqualität für alle darstellt.“
Als zweite von nur zwei Frauen, die jemals das höchstrichterliche Amt der Vizepräsidentin des österreichischen Verfassungsgerichtshofes bekleideten, ist Verena Madner auch im Jahr 2025 durchaus als Pionierin zu betrachten. Grund genug, die Leiterin des WU Instituts für Recht und Governance, in unsere „Hall of Femmes“ aufzunehmen!
WU Blog: Was sind Ihre Gedanken zum internationalen Frauentag am 8. März, was bedeutet dieser Tag für Sie persönlich?
Verena Madner: Der Frauentag ist ein guter Anlass, um einerseits zu feiern, was die Frauenbewegung in ihrer Geschichte – beginnend mit dem Frauenwahlrecht – schon alles erreicht hat und anderseits, daran zu erinnern, was in Sachen Gleichstellung und Gleichberechtigung noch zu tun ist.
WU Blog: Sie sind abgesehen von Ihrer Tätigkeit als Professorin der WU auch seit 2020 Vizepräsidentin des Verfassungsgerichtshofes. Wie sehen Sie die Zukunft der Frauenförderung im Verfassungsgerichtshof und darüber hinaus? Haben Sie während Ihrer Zeit hier Herausforderungen bzw. auch Fortschritte erlebt?
Verena Madner: Dort wo die Leitung des Verfassungsgerichtshofes zuständig ist – im Bereich der Verwaltung und der verfassungsrechtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – ist der Frauenanteil mit über 60% der Bediensteten sehr hoch und auch mehr als 50% der Führungskräfte sind weiblich.
Anders schaut es bei den Verfassungsrichterinnen aus: aktuell sind von den 14 Mitgliedern nur 4 Frauen und mit Ende April scheidet eine Richterin aus dem Amt. Hier liegt es an der Politik, die für die Bestellung zuständig ist, besonderes Augenmerk auf die Bewerbungen hochqualifizierter Juristinnen zu legen.
WU Blog: Wenn Sie auf Ihre bisherige Karriere zurückblicken: gab es Mentorinnen, die Sie besonders gefördert haben?
Verena Madner: Ich hatte Menschen, die mir in beruflich herausfordernden Zeiten zur Seite gestanden sind. An der WU fand ich das Karriereprogramm für Wissenschafterinnen und die Vernetzung sehr hilfreich.
WU Blog: Was raten Sie Frauen, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen?
Verena Madner: Ich rate Frauen in der Wissenschaft dazu, sich fachlich gut zu vernetzen und sich eine Community zu suchen, in der man mit Freude und Wertschätzung den wissenschaftlichen Austausch pflegt.
Es ist außerdem sinnvoll sich regelmäßig auch über den Verlauf der wissenschaftlichen Karriere und über die Herausforderungen von Führung austauschen.
Für beide Aspekte hilft es, sich mit Peers auszutauschen und sich aktiv erfahrene Mentorinnen und Mentoren zu suchen.
WU Blog: Was wünschen Sie sich für die kommenden Jahre in Bezug auf die Förderung von Frauen in Führungspositionen und die Gleichstellung in der Gesellschaft?
Verena Madner: Dass immer mehr Menschen erkennen, dass Frauenförderung und Gleichstellungspolitik nicht nur für Frauen relevant ist, sondern die Grundlage für eine gerechte Gesellschaft mit hoher Lebensqualität für alle darstellt.
Mehr zur WU Hall of Femmes
Mit dem Projekt „Hall of Femmes“ soll die Sichtbarkeit von Frauen an der WU und mit Bezug zur WU erhöht und andere Frauen gestärkt werden, indem es Vorbilder schafft. In kurzen Interviews schildern die befragten Frauen ihre Karrierewege, berichten über entscheidende Erfolgsfaktoren für ihre berufliche Entwicklung und geben persönliche Karriereempfehlungen. Die Interviews werden in einer mehrwöchigen Reihe im WU-Blog veröffentlicht.