„Heute frage ich zweifelnde Kolleginnen: Würdest du es anders machen, wenn du ein Mann wärst?“

Anlässtlich des Weltfrauentags am 8. März haben wir beschlossen, die Reihe „Hall of Femmes“ auf dem WU Blog wiederzubeleben – den Beginn unserer Reihe macht Alexandra Kick, 24 Jahre alt und Co-founderin von Thinkubator, einem Think Tank für Kreislaufwirtschaft und nachhaltiges Wirtschaften mit drei Säulen: Bildung, Forschung und Beratung. Die WU Absolventin (Bachelorabschlüsse in IBWL und Sozioökonomie) studiert derzeit im Masterprogramm Climate Change and Societal Transformation an der Boku Wien.

WU Blog: Wer ist ihr weibliches Vorbild und warum? 

Alexandra Kick: Hierfür gibt es zwei Antworten: Die erste ist Frida Kahlo. Ich finde es wahnsinnig inspirierend, wie diese Frau ihre Leidenschaft verfolgt hat, obwohl sie durch ihren Unfall so lange so stark körperlich eingeschränkt war. Nicht aufzugeben und weiterhin an die eigenen Träume zu glauben, obwohl man scheinbar unüberwindbare Steine in den Weg gelegt bekommt, ist eine absolute Superpower.

Die zweite Antwort auf diese Frage sind Frauen in meinem direkten Umfeld, insbesondere meine Mutter. Seit ich denken kann hat sie mir vermittelt, dass ich alles erreichen kann, wenn ich es denn wirklich möchte. Der Grundoptimismus „alles ist möglich! Wenn du wirklich begeistert für eine Sache bist, dann kannst du Berge versetzen“ bringt mich noch heute zum Lächeln. Dieses Grundvertrauen in einen Selbst versuche ich auch anderen zu vermitteln: Authentizität und Leidenschaft kann Erfahrung oder Netzwerk durchaus übertrumpfen.

Ich habe das Gefühl, wir haben aufrichtiges Zuhören ein wenig verlernt. Manchmal merkt man, dass das Gegenüber nur abwartet bis man ausgesprochen hat, um die eigene passende Geschichte zu erzählen. Das versuche ich anders zu machen – aufmerksam zuzuhören ist die Basis für effektive Unterstützung.

WU Blog: Wie fördern Sie weibliche Kolleginnen in Ihrem Umfeld?

Alexandra Kick: Was ich vor einiger Zeit begonnen habe, ist Kolleginnen, die zweifeln, zu fragen: „Würdest du es (anders) machen, wenn du ein Mann wärst?“ Erstaunlicherweise antworten die meisten mit „Ja“.  Manchmal ist das genau der Motivations-Push, den es braucht. Grundsätzlich versuche ich Optimismus auszustrahlen und das Positive hervorzuheben, wenn mir Kolleginnen von z.B. neuen Jobs oder Veränderungen erzählen.

Ich habe das Gefühl, wir haben aufrichtiges Zuhören ein wenig verlernt. Manchmal merkt man, dass das Gegenüber nur abwartet bis man ausgesprochen hat, um die eigene passende Geschichte zu erzählen. Das versuche ich anders zu machen – aufmerksam zuzuhören ist die Basis für effektive Unterstützung.

WU Blog: Welche Tipps haben Sie für weibliche Führungskräfte und jene, die es noch werden wollen? 

Alexandra Kick:

  1. Klare Kommunikation löst viele Probleme, bevor sie entstehen.
  2. Leadership ist kein Skill, den man mit einem Standardprotokoll erlernen kann. Deswegen fühlt man sich wahrscheinlich nie 100% bereit. Leadership als Haltung zu verstehen, mit der man flexibel auf verschiedene Menschen und Situationen reagieren kann, ist denke ich zielführender.

WU Blog: Welchen Stellenwert haben weibliche Führungskräfte, wenn es um nachhaltiges Wirtschaften und neue Modelle für zb Kreislaufwirtschaft geht?

Alexandra Kick: Die Statistiken könnten klarer nicht sein: Unternehmen, in denen Frauen im Management, dem Vorstand oder dem Gründungsteam maßgeblich vertreten sind, performen besser – auch in Bezug auf Nachhaltigkeit. Perspektivenvielfalt ist ein Wettbewerbsvorteil, insbesondere in Krisensituationen. 2/3 der Gründerinnen in Österreich gründen ein Unternehmen mit ökologischem oder sozialem Impact.

Kurzum: Weibliche Führungskräfte sind ein zentraler Baustein der Transformation.


Mehr zur WU Hall of Femmes

Mit dem Projekt „Hall of Femmes“ soll die Sichtbarkeit von Frauen an der WU und mit Bezug zur WU erhöht und andere Frauen gestärkt werden, indem es Vorbilder schafft. In kurzen Interviews schildern die befragten Frauen ihre Karrierewege, berichten über entscheidende Erfolgsfaktoren für ihre berufliche Entwicklung und geben persönliche Karriereempfehlungen. Die Interviews werden in einer mehrwöchigen Reihe im WU-Blog veröffentlicht.