Nachhaltige Baubranche –Baustoffbörse als Lösung?

Auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft ist noch viel zu tun. Wertvolle Baustoffe werden selten recycelt und oft nur als minderwertigeres Füllmaterial verwendet. Zudem stammen 39% der weltweiten CO2-Emissionen aus der Baubranche. Wir wollen das ändern! In Zusammenarbeit mit PORR Umwelttechnik entwickeln wir daher ein nachhaltiges Lösungskonzept für eine Baustoffbörse, die diese Probleme adressiert. Dieser Beitrag stammt von Sophie Steininger und Jonas Andreas Langen.

Was war die zentrale Aufgabenstellung? Kreislaufwirtschaft. Ein einfaches Word, ein komplexes Konzept. Denn es geht um nicht weniger, als unsere bisherige Lebens- und besonders Bauweise komplett neu zu denken. Alte Häuser abreißen und einfach neu bauen war gestern. In Zukunft geht es darum die einzelnen Materialen, wie Fenster, Türen oder Ziegel möglichst oft in der Bauwirtschaft wiederzuverwerten. Dafür braucht es ein intelligentes System, dass frühzeitig das Angebot an wiederverwendbaren Gebäudeteilen erkennt und dieses mit der Nachfrage in laufenden Planungsprozessen verbindet: eine sogenannte Baustoffbörse.

Braucht es überhaupt eine Baustoffbörse?

Die bisherige Baustoffbörse von PORR wird den hohen Erwartungen nicht gerecht. So stand als Ausgangspunkt für uns die Aufgabe, herauszufinden, ob die Baustoffbörse eine sinnhafte Idee ist oder an der Problemstellung vorbeiläuft. Hört man sich in der Baubranche und in anderen Ländern um, gibt es jedoch bereits funktionierende Beispiele und vor allem eines – den Glauben daran, dass eine solche Baustoffbörse in Zukunft dringend benötigt wird und auch funktionieren kann. Es muss nur die richtigen Bedingungen geben. Um das passende Konzept dafür zu entwickeln, haben wir uns daher in die Materie eingelesen und qualitative Interviews mit relevanten Stakeholdern geführt.

Die Gedanken dafür kommen von 6 Studierenden der WU, TU, und Uni Wien. Gemeinsam mit unserer Lehrbeauftragten Prof Karin Stieldorf und PORR-Partner Thomas Kasper und Sabrina Seebacher haben wir das letzte Jahr folgender Fragestellung gewidmet: Was sind Hürden und Gelingensbedingungen einer österreichischen Baustoffrecyclingbörse?

Hohes Potential für branchenweite digitale Baustoffbörse

Wir haben mehrere Szenarios für die Weiterentwicklung der bisherigen Baustoffbörse entwickelt. Die Anforderungen für ein zukünftiges Gelingen lassen sich auf vier zentrale Punkte reduzieren:

  1. Die Börse funktioniert nur für bestimmte Geschäftsmodelle. Es braucht vor allem eine Vermittlung zwischen Unternehmen oder von diesen an Privatpersonen. Für kleinere Mengen gibt es bereits genügend Alternativen (willhaben, ebay, etc.)
  2. Das effektive Modell basiert auf einer Kooperation zwischen allen Stakeholdern innerhalb der Branche. Nur wenn die Börse alle möglichen Nutzer und Nutzerinnen anspricht, kommt ein ausreichendes und wirtschaftliches Angebot von Baustoffen zusammen.
  3. Die Börse muss ein rundum Paket liefern und einen vollständigen Abwicklungsprozess von A wie Abriss bis Z wie Zustellung anbieten. Nur dann ist es attraktiv für die Nutzung durch Unternehmen.
  4. Um die Börse so effizient wie möglich zu nützen, solle diese am besten bereits in der Planung von den Architektinnen und Architekten berücksichtigt werden. Dadurch würde die Wiederverwendung von Baustoffen von Beginn an eine zentrale Rolle spielen.

Zusammenfassend sehen wir eine große Zukunft für eine Baustoffbörse, da die Wiederverwendung von Rohstoffen und neue Geschäftsmodelle dadurch weiter zunehmen werden. Zusätzlich zu dem Beitrag zur Ressourcenschonung würden alle beteiligten Parteien von einer intensivierten Kooperation über die Plattform einer Baustoffbörse profitieren und damit ihren Teil zur Kreislaufwirtschaft beitragen.

Du willst auch nachhaltig etwas verändern?

Studierendenprojekte wie dieses entstehen im Rahmen der interdisziplinären Sustainability Challenge – dabei arbeiten Studierende unterschiedlicher Universitäten gemeinsam an einem Thema und erarbeiten innovative und nachhaltige Ideen und Problemlösungen. Du findest das spannend? Vom 4. Juli bis 1. August 2022 kannst du dich für den Start im Herbst bewerben!