Interkulturelle Kompetenz: Deshalb sind Vorbereitung und Reflexion so wichtig
WU Studierende, die ein Auslandssemester antreten oder an einem International Short Program im Sommer teilnehmen, absolvieren die Lehrveranstaltung Interkulturelle Kompetenz. Die Kursinhalte und Vortragenden bereiten die Studierenden auf eine internationale Erfahrung vor und vermitteln Kompetenzen, die dabei helfen, sich in anderen kulturellen Settings zurecht zu finden. Weshalb das für den Austausch und eine spätere internationale Laufbahn essentiell ist, beantwortet uns Magdalena Berecki-Pernkopf, Lehrende und Koordinatorin der Lehrveranstaltung Interkulturelle Kompetenz.
WU Blog: Die WU bietet ihren Studierenden die Möglichkeit, sich auf eine internationale Erfahrung im Ausland vorzubereiten. Welchen Vorteil bietet eine gründliche Vorbereitung und was genau bedeutet eigentlich interkulturelle Kompetenz?
Magdalena Berecki-Pernkopf: Interkulturelle Kompetenz bedeutet im Grunde, unvertraute Kontexte bewältigen zu können. Dabei spielen die Komponenten Wissen, Wollen und Können eine wichtige Rolle. Bei der ersten Komponente geht es um das Wissen über Gastkulturen und relevante gesellschaftliche Themen mit soziokulturellem Bezug. Bei den Punkten Wollen und Können geht es darum, sich auf neue Perspektiven einzulassen und Offenheit, Empathie, Flexibilität, Neugier sowie Reflexionsfähigkeit umzusetzen. Ebenso wichtig ist es, sich auf verschiedene Normen und Konventionen einzustellen und Aufgaben konstruktiv zu bewältigen.
All das soll in der Vorbereitung auf ein Auslandssemester mit dem Ziel gestärkt werden, dass Studierende mit einem hohen Maß an Vorwissen in ihre Auslandserfahrung starten und bewusster und reflektierter neue Erfahrungen machen.
WU Blog: Vorbereitung ist ein wichtiger Teil, ein anderer besteht darin, über das Erlebte zu reflektieren. Welche Tipps hast du für Studierende, die ihre Auslandserfahrung aus der Retroperspektive betrachten möchten?
Magdalena Berecki-Pernkopf: Reflexion beginnt idealerweise bereits während des Auslandsaufenthaltes. Basierend auf der interkulturellen Vorbereitung und den erlernten Instrumenten, konkrete Erfahrungen zu beleuchten, kann ein begleitender Reflexionsprozess entstehen.
Nach dem Auslandsaufenthalt ist es sinnvoll, Erfahrungen nochmals aus der Distanz zu betrachten und sich Fragen zu stellen wie: Was habe ich während des Auslandsaufenthaltes gelernt? Wie bin ich mit Herausforderungen umgegangen? Was nehme ich für die Zukunft mit? Ein wertvoller Tipp besteht darin, sich mit anderen Personen auszutauschen.
WU Blog: In der Berufswelt sind Internationalität und ein Global Mindset besonders gefragt. Woran liegt das und wie kann man mit interkulturellen Kompetenzen punkten?
Magdalena Berecki-Pernkopf: Fester Bestandteil der modernen Berufswelt sind Diversität und Vernetzung, wobei Vernetzung auch über Grenzen hinweg stattfindet. Gleichzeitig ist VUCA in aller Munde. Dieser Begriff beschreibt ein Umfeld, welches von Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit geprägt ist. Mitarbeiter*innen mit hoher interkultureller Kompetenz können sich bewähren, da sie im Stande sind, neue Kontexte zu überschauen und sich in verschiedene Sichtweisen hineinversetzen können. Das hilft immens dabei, in beruflichen Situationen konstruktiv agieren zu können.
WU Blog: Kannst du uns erklären, wie die Lehrveranstaltung Interkulturellen Kompetenz typischerweise abläuft?
Magdalena Berecki-Pernkopf: In der Regel besuchen Studierende im Semester vor ihrem Auslandsaufenthalt eine Lehrveranstaltung, die auf die Zielregion des Auslandssemesters zugeschnitten ist. In geblockten Einheiten werden die theoretischen Grundlagen der interkulturellen Kompetenz vermittelt und Räume geschaffen, um Erlerntes auszuprobieren. Die Arbeit mit Simulationen, Fallbeispielen und Diskussionen lädt dazu ein, die eigene Wahrnehmung zu schärfen und das eigene Verhalten zu erproben. Zudem erarbeiten die Studierenden im Rahmen eines Gruppenprojektes ein kulturspezifisches Thema, das sie im Rahmen der LV präsentieren.
WU Blog: Was möchtest du Studierenden mitgeben, die noch keine internationale Erfahrung haben und mit dem Gedanken spielen, sich für einen Austausch zu bewerben?
Magdalena Berecki-Pernkopf: Die Bewerbung für ein Auslandssemester oder auch ein Kurzstudienprogramm im Ausland ist natürlich eine persönliche Entscheidung, die nicht zuletzt auch von den individuellen Umständen sowie den zeitlichen und finanziellen Ressourcen abhängt. Wenn es diese erlauben, dann ist das eine einzigartige Chance, über den Tellerrand zu blicken und neue Perspektiven kennenzulernen – sowohl in fachlicher als auch in persönlicher Hinsicht. Dabei sollte die Destination bewusst gewählt werden: Werden Sie sich Ihrer mittel- und langfristigen Ziele bewusst und recherchieren Sie die akademischen Schwerpunkte der Partneruniversitäten.
Jenen, die derzeit keine Möglichkeit für einen Auslandsaufenthalt sehen, kann ich Folgendes mitgeben: Es ist nicht unbedingt notwendig, sich in ein anderes Land zu begeben, um interkulturelle und internationale Erfahrungen zu sammeln. Nutzen Sie die vielfältigen Möglichkeiten an der WU. Nehmen Sie an Kursen mit internationalem oder interkulturellem Schwerpunkt teil. Die International Summer UniversityWU, das Tandem Learning Programm, das Erasmus Buddy Network sind zusätzliche Empfehlungen, die ich geben kann. Trauen Sie sich, Ihre Komfortzone zu verlassen und neue Erfahrungen zu machen!
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