Sport und Management: Voneinander lernen
Sport und Management sind zwei Themen die mich in jeder Hinsicht faszinieren und begeistern. Ich spiele seit meiner Kindheit Fußball, habe dreimal am Wien-Halbmarathon teilgenommen und mittlerweile sind meine Kinder beide im Fußballverein und haben meine Begeisterung übernommen. Was Sport und Management voneinander lernen können, das steht im Zentrum dieses Beitrags.
Ich treibe nicht nur gerne Sport – ich schaue ihn auch gerne. Kaum eine TV-Übertragung lasse ich aus, selbst die dritte griechische Liga ziehe ich oft einer Serie vor. Während ich meine Faszination rund um Management als Professor an der WU zu meinem Beruf machen konnte, hatte Sport lange Zeit vor allem in meiner Freizeit seinen Platz. Ich wollte zwar im Rahmen meiner Promotion bereits mit Daten aus dem Sport arbeiten (ich hatte die Idee eine Trainingsmaßnahme zur Integration ausländischer Spieler in Fußballteams zu entwickeln und zu testen), Trainerwechsel und Änderungen im Management meines Partnervereins machten das jedoch leider unmöglich.
Projekte mit studentischer Unterstützung
Mit der Zeit aber habe ich verstanden, dass es eine ganze Reihe an Themen gibt, in denen die Bereiche voneinander lernen können. Diese Integration verfolge ich nicht nur persönlich als Vize-Präsident des First Vienna FC (wo ich mich vor allem um den Frauenfußball und Organisationsentwicklung kümmere), gemeinsam mit meinem Kollegen Jakob Müllner (auch WU), zahlreichen Partnern aus dem Sport (Verbände, Vereine, Sponsoren) und zahlreichen begeisterten Studierenden (die mitarbeiten und ihre Master- oder Bachelorarbeiten bei uns verfassen) haben wir auch eine ganze Reihe an Forschungs- und Transferprojekten in diesem Bereich aufgestellt.
Wissenschaft und Praxis Hand in Hand
Spannend war zum Beispiel die Kooperation mit einem Verein, der gerne einen strukturierteren Ansatz in der Sponsorensuche nutzen wollte. Dafür haben wir zunächst eine Datenbank aller Sponsorenbeziehungen aller Vereine in den europäischen Topligen erstellt (wer sponsert wen in welchem Ausmaß). Dann haben wir durch künstliche Intelligenz unterstützte Techniken der Datenanalyse genutzt um ein Matching von Vereins- und Sponsorencharakteristika zu entwickeln. Dadurch konnte der Verein dann potenzielle Sponsoren besser priorisieren und ansprechen.
In einem anderen Projekt nutzen wir z.B. Daten aus dem Fußball, um betriebswirtschaftliche Fragen rund um das Thema ‚Diversität in Teams‘ zu beantworten. Teams in Unternehmen werden immer diverser (unterschiedliches Alter, unterschiedliche Erfahrung, unterschiedliche Herkunft, etc. der TeilnehmerInenn) – die genauen Effekte der Zusammensetzung lassen sich aber schwer beobachten da ManagerInnen ja nicht dauernd eine Kamera mit sich tragen. Spannenderweise ist das im Sport anders – gerade im Fußball können wir z.B. fast jede Aktion auf dem Platz perfekt nachverfolgen. Genau diese Daten nutzen wir nun um Erkenntnisse zu gewinnen, die wir in der Folge auch in der Betriebswirtschaftslehre nutzen können.
Wie motivieren sich Spielerinnen in diesem Kontext, was lässt sich daraus zu Motivationstheorien ableiten?
Ein besonderes Anliegen ist mir auch in der Forschung die Entwicklung im Frauenfußball. Einerseits bekommen wir gerade für die Motivations- und Anreizforschung sehr spannende Erkenntnisse aus einem besseren Verständnis der Motive von jungen Fußballerinen. Die finanziellen Anreize sind im männlichen und weiblichen professionellen Fußball sehr verschieden, der zeitliche Aufwand um in die Spitze zu kommen ist aber eher vergleichbar. Wie motivieren sich Spielerinnen in diesem Kontext, was lässt sich daraus zu Motivationstheorien ableiten? Andererseits entwickeln wir zum Beispiel auch betriebswirtschaftlich fundierte Organisations- und Prozessstrukturen für den Frauenfußball.
Insgesamt sehe ich noch erhebliches Potenzial um einerseits die wirtschaftlichen Aspekte im Sport klarer zu strukturieren und andererseits in der wirtschaftlichen Forschung von Daten und Erkenntnissen aus dem Sport zu profitieren. Ich freue mich auch in Zukunft gemeinsam mit Studierenden und meinen Kollegen an der WU an diesen Themen zu arbeiten.