Vorurteile basieren auf Unwissenheit
Ob Chemie oder Wirtschaftsinformatik: Manche Ausbildungszweige sind nach wie vor männlich dominiert. Damit sich das ändert, bemüht sich der Verein Sprungbrett (unter anderem in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsuniversität Wien) darum, mehr Mädchen und Frauen für technnische Ausbildungen zu motivieren. Erreicht wird dies unter anderem mit Einsatz von FIT Botschafterinnen wie Sabine Zauner, die nach einem abgeschlossenen Studium an der TU aktuell ein Bachelorprogramm (Studienzweig Wirtschaftsinformatik) an der WU absolviert. Wir haben die 27-jährige Niederösterreicherin gefragt, was sie an ihrem WU Studium besonders schätzt und welchen Vorurteilen man als Frau in männlich dominierten Berufen begegnet.
WU Blog: Sie sind FIT-Botschafterin beim Verein Sprungbrett, und begeistern Oberstufenschülerinnen für technische Berufsausbildungen. Wie kann man sich das vorstellen?
Sabine Zauner: Als FIT-Botschafterin besuche ich Schulen (derzeit auch virtuell) und informiere Schüler/innen über die Vielfalt der technischen und naturwissenschaftlichen Studienrichtungen. Während des Vortrags haben die jungen Frauen die Möglichkeit, mich als Role-Model genauer kennen zu lernen und alle Bedenken und Fragen mit mir zu teilen.
WU Blog: Wann haben Sie gewusst, dass ein technisches Studium genau das Richtige für Sie ist?
Sabine Zauner: Obwohl ich eine technisch/chemische HTL besucht habe, war für mich nach dem Abschluss der Matura nicht klar, dass ich ein technisches Studium machen möchte. Wirklich entschieden für das Studium der Technischen Chemie habe ich mich erst ein paar Wochen vor Unistart. Ausschlaggebend war die Neugier, noch mehr von der Chemie kennenzulernen.
WU Blog: Welchen Vorurteilen begegnet man als Frau, wenn man in einem männerdominierten Bereich aktiv wird – und wie begegnet man diesen Vorurteilen am besten?
Sabine Zauner: Ich persönlich habe erlebt, dass man sich als Frau vorab einmal „beweisen“ muss, um von Männern in technischen Studienrichtungen akzeptiert zu werden. Da Vorurteile meist auf Unwissenheit basieren, kann man diesen mit Kompetenz gut entgegenwirken.
WU Blog: Nach Ihrem Studium an der TU haben Sie sich für ein Bachelorprogramm an der WU entschieden. Wie gefällt es Ihnen an der WU?
Sabine Zauner: Aufgrund der guten Reputation der WU und des ansprechenden Angebots habe ich entschieden, hier zu inskribieren. Ursprünglich wollte ich mir lediglich durch die Vorlesungen im Rahmen der STEOP Basiswissen über die Wirtschaft aneignen, da die auch sehr wichtige wirtschaftliche Seite im technischen Bereich meist vernachlässigt wird. Nach den ersten Vorlesungen war für mich aber klar, diesen Weg weiterzugehen. Neben dem für mich komplett neuen und vielfältigen Fachwissen faszinierten mich die anderen Blickwinkel und Herangehensweisen an Aufgaben im Vergleich zur „technischen Welt“.
WU Blog: In welchem Bereich wollen Sie nach Ihrem Abschluss die Kenntnisse, die Sie an der WU gelernt haben, zum Einsatz bringen?
Sabine Zauner: Nach wie vor möchte ich im Bereich der chemischen Industrie tätig sein. Neben den Grundkenntnissen der Wirtschaft bringt mir besonders das Wissen aus den Spezialisierungen einen Mehrwert in der technischen Arbeitswelt (in meinem Fall: Process and Knowledge Management und Business Information Systems).
WU Blog: Was wollen Sie zukünftigen Studentinnen in klassischen Männerberufen mitgeben?
Sabine Zauner: Dranbleiben, die Ziele nicht aus den Augen verlieren und mutig sein. UND: Auch wenn einmal nicht alles klappt so wie man sich das vorstellt: Aufstehen – Krone richten – weitergehen! 😊
Der Verein Sprungbrett ist eine Beratungsstelle für Frauen und Mädchen und veranstaltet unter anderem regelmäßige Vorträge und Workshops, in denen technische Ausbildungen vorgestellt werden. Der nächste Termin (in Kooperation mit der WU) findet im Rahmen der Extra-Fit-Infomesse online am 25. Jänner 2021 statt – die Teilnehmerinnen können unter anderem im WU Workshop eine Programmiersprache erlernen und erfahren, wie sie selbst eine App programmieren können.