„Mehr Gleichheit, mehr Fairness und mehr Möglichkeiten für ein gutes Leben“
Alyssa Schneebaum ist eine Vorkämpferin der feministischen Ökonomie und widmet sich in ihren Forschungen der Geschlechter-(Un-)Gleichheit. In ihrer neuesten, vielbeachteten Studie zeigt unsere Forscherin, wie sich Internationalität positiv auf Gender Equality auswirken kann (Researcher of the month 01/2020). Wir haben sie gefragt, was sie sofort ändern würde.
Name: Alyssa Schneebaum
Jahrgang: 1984
Geburtsort (aufgewachsen in): Queens, New York
Als Kind wollte ich werden: Baseballspielerin für die New York Yankees
Darum bin ich Wissenschaftlerin geworden: Ich hatte bzw. habe immer noch Fragen, die ich gerne wissenschaftlich beantworten möchte.
Das fasziniert mich an meinem Fachbereich: VWL hat super Werkzeuge und Konzepte, um unterschiedlichste Aspekte der Welt besser verstehen zu können. Es ist allerdings auch faszinierend, dass diese oft nicht für die wichtigsten Fragen verwendet werden!
Mein persönliches berufliches Wunschziel: Liberal Arts und Sciences nach Österreich bringen.
WU Blog: Sie beschäftigen sich in Ihrer Forschung mit dem Thema der feministischen Ökonomie. Was versteht man darunter genau und warum braucht es das?
Alyssa Schneebaum: Es gibt meines Erachtens nach drei Kernthemen in der feministischen Ökonomie (FemÖk): Erstens soll Volkswirtschaftslehre auch Frauen* und ihre Arbeit wahrnehmen – das ist eigentlich erst seit relativ kurzer Zeit im Bereich üblich.
Zweitens gibt es in der FemÖk oft ein Verständnis von VWL als „male-biased“: Nicht nur, weil die längste Zeit (weiße) Männer die einzig anerkannten bzw. wichtigsten Leute im Fach waren, auch die Modelle, Methoden, Pädagogik und Bereiche, die im Fach akzeptiert sind, passen eher zu klassischer Maskulinität.
Drittens will die FemÖk, dass VWL verwendet wird um feministische Ziele zu erreichen, d.h. eine Ökonomie konzipieren, die mehr Gleichheit (nicht nur nach Geschlecht!), mehr Fairness und mehr Möglichkeiten für ein gutes Leben hat.
WU Blog: In welchen Bereichen herrscht heute noch die größte Ungleichheit zwischen den Geschlechtern?
Alyssa Schneebaum: Naja, wo soll ich anfangen? Schon als Babys gibt es „Ungleichheit“ zwischen den Geschlechtern – Buben tragen Blau, Mädchen Rosa. Die zwei Gruppen werden schon da ganz anders behandelt. Wir haben als Gesellschaft einfach immer und überall unterschiedliche Erwartungen an Frauen und Männer (das ist übrigens was die Kategorien „Frau“ und „Mann“ ausmacht). Insofern haben eine Frau und ein Mann nie die gleichen Erfahrungen – egal in welchem Bereich sie sind.
„Ich würde gerne die Kategorien wegwerfen – dass wir alle nur ‚Menschen‘ sein können.“
WU Blog: Was braucht es, um diese Ungleichheit zu beseitigen? Was würden Sie sofort ändern, wenn Sie es könnten?
Alyssa Schneebaum: Ich würde gerne die Kategorien wegwerfen. Nicht nur Geschlecht, sondern auch „Race“ (ein großes Thema in den USA, auch wenn es hier nicht so Mainstream diskutiert wird), sexuelle Orientierung, usw. Dass wir alle nur „Menschen“ sein können wird wohl nicht bald passieren. Ich wünsche mir also, dass zumindest die Kinder nicht so früh als z. B. Mädchen oder Bub sozialisiert werden müssten. Oder auch, dass die Kategorien ein bisschen lockerer werden.