Expertin Pamela Wagner im Talk: Fit für die YouTube Strategie
Die Medien- und Werbewelt ist im Wandel begriffen und bei ihrer Bewerbung setzen auch immer mehr kleine Unternehmen auf Online-Inhalte wie Ads oder YouTube-Videos. Doch wie gestaltet man solche Online-Videos am besten und woher braucht man dafür eine Strategie, damit sich die Werbeausgaben auch in Umsatzsteigerungen niederschlagen? Wir haben den Alumni Tuesday des WU Alumni Clubs dazu genutzt, Pamela Wagner, Expertin für Onlinemarketing und Paid Ads, zum Interview zu bitten.
WU Blog: Laut aktuellen Statistiken überschreiten die Werbeausgaben für Online-Werbung im Jahr 2017 erstmals jene für TV. Ist YouTube tatsächlich eine Bedrohung für TV?
Pamela Wagner: Es findet ein Wandel statt – hin zu ‚on demand‘ und weg von fixen Zeiten für bestimmte Serien oder Nachrichten, da dies besser in die Lebensweise der Menschen passt. Die Nutzer tendieren generell zu jenen Geräten und Aktionen, die den Alltag leichter machen und die Lebensweise verbessern. Dementsprechend ist Online-Werbung als Möglichkeit zu sehen, neue Konzepte zu erstellen, günstiger neuen Kunden zu akquirieren und eine gezieltere Reichweite sowie besser zu messenden Ertrag zu erreichen. Wie im letzten Jahrhundert schon gesehen, haben jegliche Konversationsmittel und -kanäle eine bestimmte Zeit mit Ablaufdatum. Es liegt an den Firmen, sich hier anzupassen und mit der jeweiligen Veränderung mitzugehen und diese zu ihrem Vorteil zu verwenden.
TV wie es jetzt ist, wird es in 5 Jahren nicht mehr geben. Fast jeder Haushalt wird auf einen Smart-TV umgestiegen sein und die Interaktion zwischen den verschiedenen Geräten wird nahtlos stattfinden. D.h. Firmen, die hier nicht mitwachsen, werden sehr schnell wichtige zukünftige Kunden verlieren, womit natürlich auch das Wachstum in Gefahr stehen kann, wie man schon anhand des Beispiels Kodak gesehen hat.
„TV wie es jetzt ist, wird es in 5 Jahren nicht mehr geben.“
WU Blog: Welche Inhalte funktionieren online gut – und kann man das so genau sagen?
Pamela Wagner: Generell ist dies schwierig zu sagen, aber folgende Inhalte haben sich bisher mit überzeugender Geschichte bewiesen: emotionales, zeitloses, erstaunliches und mit dem ‚von Anzeigen genervt sein‚ der Zuschauer zu spielen. Beim Inhalt kommt es sehr stark auf die Geschichte oder die Emotion an, die erzählt wird. Hierbei ist es ganz wichtig, nie das Produkt in den Vordergrund zu stellen, sondern immer auf den Nutzer einzugehen und deren potentielle Lebenssituation in welcher das Produkt oder Service von Relevanz ist. Zu beachten wäre auch, dass das Logo oder der Name der Firma erst ganz am Ende des Videos erscheint oder erwähnt wird, um so weniger als Werbevideo zu wirken und relevanter für den Nutzer ist. Denn Werbung ist dann gut, wenn Sie nicht als solche wahrgenommen wird.
„Werbung ist dann gut, wenn sie nicht als solche wahrgenommen wird.“
WU Blog: Wie können kleinere Firmen von Onlinemarketing via YouTube profitieren?
Pamela Wagner: YouTube kann für kleinere Firmen relevant sein, um eigenes Wissen zu teilen und so potentiellen Kunden zu helfen. Bei Interesse an dem jeweiligen Produkt oder Service wenden sich diese dann zumeist an die schon bekannte Firma, da erstes Vertrauen und auch eine Art von Beziehung aufgebaut wurde. Anhand des Beispiels eines Steuerberaters oder Anwalt, könnte dieser kurze Videos zu bestimmten Themen präsentieren. Hierbei ist es ganz wichtig, dass man engagierend ist und auf die jeweilige Alltagssituation eingeht. D.h. ein Video auf der Straße ist hier oft besser als der Hintergrund des Büros und Schreibtisches. Der Nutzer denkt nicht an die jeweilige Leistung, wenn er schon in Ihrem Büro sitzt – sondern dann, wenn er sie am meisten braucht. Dies kann zu Hause, im Auto, beim Essen mit Freunden oder vielen anderen alltäglichen Situation sein, die es gilt, in dem jeweiligen Video widerzuspiegeln. Mut zur Kreativität und Authentizität sind hier der Schlüssel zum Erfolg.
Online-Videos können helfen, Vertrauen aufzubauen
WU Blog: Wie entwickelt man eine Online-Videostrategie?
Pamela Wagner: An erster Stelle sollte bei einer Firma immer die Frage stehen: „Wie kann ich meinen Kunden besser dienen? Wie kann ich durch mein Wissen deren Wachstum forcieren?“ Da mittlerweile alle Altersgruppen auf YouTube vertreten sind, gibt es für jedes Thema schon eine Zielgruppe. Saul Reisman, zum Beispiel, hat in Colorado eine Autowerkstatt aufgebaut, von der er seinen Kunden Videos der Reparaturen schickt. Die Firma ist mittlerweile so erfolgreich, dass sogar Besitzer von Luxuswagen lieber seinen Service in Anspruch nehmen als den der Originalfirma des Autos. Neben der obigen zwei Fragen sollte man v.a. auch Antworten auf folgende Punkte finden:
- Bin ich bereit, mich in regelmäßigen Abständen (zB wöchentlich) zu einem Thema vor die Kamera zu setzen und einen Teil meines Wissens weiterzugeben?
- Bin ich bereit, an meiner Kamerapräsenz zu arbeiten und in professionelles Equipment zu investieren?
- Welche Themen interessieren meine Zielgruppe am besten?
- Mit welchen Antworten kann ich ‚quick fixes‘ anbieten?
- Was sind Probleme und Herausforderungen meiner Kunden, auf die sie Antworten in YouTube suchen?
- Wie passen Videos in meine Firmenstrategie? Kann ich diese zB auch in Emails als Hilfe-Videos anbieten?
- Welcher Zeitrahmen wäre am besten für den Start? 2x/Woche? Wöchentlich? 2x/Monat?
- Könnte ich Themenwochen erstellen oder meine Videos in bestimmte Abschnitte strukturieren?
Bei einem erstmaligen Aufbau der Strategie ist es auch zu raten, sich einen Spezialisten oder Experten zur Hilfe zu holen, der solide Erfahrung mit dem Thema hat, da man sich so einiges an Geld und Fehler sparen kann und effizienter losstartet.
Beim Aufbau der Strategie kann ein Experte helfen, Geld und Fehler einzusparen
WU Blog: Was sagen Sie Menschen, die Berührungsängste mit dem Medium Online-Video haben?
Pamela Wagner: Sich trauen. Es zählt Authentizität. Wenn es für Sie eine große Hürde ist, vor der Kamera zu stehen, dann ist es besser sich auf andere Medien zu konzentrieren oder Sie arbeiten mit einem Coach, der Ihnen bei bestimmten Aspekten hilft. Ganz wichtig ist auch, sich hier dessen bewusst zu sein, dass eine Angst nur ein Gedanke ist, aber keine Realität. D.h. bei Angst am besten diese in mögliche positive Zustände umformulieren – d.h. zB anstatt zu denken ‚Leute könnten mich ja kritisieren oder über mich herziehen‘ wäre es besser sich auf folgendes zu konzentrieren: ‚Meine Zuseher schätzen mein Wissen und teilen es mit Leuten, für die es auch interessant sein könnte.‘ Weiters ist es so, dass schon mehr Suchen auf YouTube stattfinden als auf Google. Dementsprechend ist bei guter Präsenz auf Google eine solide Präsenz auf YouTube nicht zu vernachlässigen, wenn dies in die Firmenstrategie passt und nützlich für den Kunden ist.
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