Researcher of the Month: Katrin Rabitsch

Katrin Rabitsch, die Forscherin des Monats 02/17 im persönlichen Porträt. Im Video-Beitrag „Außenwirtschaftliches Ungleichgewicht: Wie die USA zum größten Auslandsschuldner der Welt wurden“ widmet sich die Wissenschaftlerin vom WU Institut für Außenwirtschaft und Entwicklung der Frage, ob von den USA, die sich vom einstigen Nettogläubiger der 1980er Jahre zum heute größten Auslandsschuldner entwickelt haben, strukturelle Gefahr ausgeht.

Name: Katrin Rabitsch

Jahrgang: 1979

Herkunft/Lieblingsort: ich bin in Wien aufgewachsen

Als Kind wollte ich werden… Ronja Räubertochter

Um 9.30 bin ich (beschäftigt mit)… derzeit mit meinem 9 Monate alten Sohn; im Arbeitsalltag mit Lehre, Emails, Zeitunglesen,… im besten Fall bin ich sogar bereits mitten in der Forschung..

Hobby: Zeit in der Natur mit Bewegung verbringen, (Fantasy-)Bücher

Lieblingsgetränk… Mineral-/ Sodawasser, cup of tea (English style)

…konsumiert am liebsten in Gesellschaft von… rund um die Uhr


Warum haben Sie sich für eine wissenschaftliche Karriere als Ökonomin entschieden?

Ich habe gegen Ende meiner Schulzeit ein populärwissenschaftliches Buch zur Globalisierung gelesen, das mich sehr gepackt hatte. Meine Gedanken waren, dass ich „das alles einfach zu wenig verstehe, und dem Ganzen mehr nachgehen möchte“. Eigentlich erstaunlich, dass ich dann doch irgendwie nah dran geblieben bin…

In Ihrem aktuellen Projekt haben Sie untersucht, warum die USA der größte Auslandsschuldner der Welt sind. Was war für Sie der spannendste Aspekt dabei?

Da waren viele spannende Aspekte dabei: dass man das wahrscheinlich erstmal nicht erwartet, dass die USA der größte Auslandsschuldner sind; dass das gegen die ‚gelernte‘ Theorie geht; dass man aber beitragen kann, neue Theorie aufzuzeigen, die die Entwicklungen in der Realität (zumindest zu einem Teil) erklären können. Spannend und wichtig ist aber wohl auch, dass diese Themen, auch wenn sie erstmal abstrakt und ungreifbar klingen, doch irgendwie auch fuer jeden einzelnen relevant sind, sollten sich die Auslandsschulden als nicht nachhaltig herausstellen.

Kann man bei so großen, komplexen Themenbereichen jemals etwas „fertig“ erforschen, oder ist die Welt zu dynamisch um so etwas je ganz abschließen zu können?

Ja, dass es kaum möglich ist etwas „fertig“ zu erforschen, gilt wohl fuer jeden komplexen Themenbereich, in den Sozialwissenschaften nochmals insbesondere. Das heißt aber nicht, dass wir uns nicht damit beschäftigen sollten und nicht sehr wohl etwas lernen können. Wenn wir die Entwicklungen der Vergangenheit und Gegenwart nicht verstehen können, worauf sollen wir Entscheidungen, die die Zukunft betreffen, basieren?

Werden Sie an diesem Thema weiter forschen oder gibt es schon neue Felder, die Sie bearbeiten möchten? Oder gibt es generell einen Forschungsbereich, den Sie super-spannend finden.

Ja, sowohl an diesem konkreten Thema als auch am ganzen Themenbereich im weiteren Sinne möchte ich dran bleiben. Das konkrete Thema betrifft die neuren Entwicklungen der Auslandsschuld der USA bzw die Rolle der USA als Zentrum des internationalen Währungssystems. Auch durch den neuen Präsidenten Trump ergeben sich wohl einige neue dringliche Fragen. Etwa wie die Gläubigerländer der USA reagieren werden, wenn Trump weiterhin die große Protektionismusschiene fährt.

Darüber hinaus gibt es viele spannende Fragen zum Themenbereich im weiteren Sinne. Ein großer Teil meiner Forschungsagenda besteht darin Erkenntnisse zu gewinnen wie sich Wirtschaftsprozesse im Zeitalter der finanziellen Globalisierung geändert haben. Das betrifft zB, wie ökonomische Schocks, die in einem Land entstehen auf andere überschwappen;  oder wie Wirtschaftspolitik eines Landes auch in anderen Ländern wirkt; Oder, generell, was die Konsequenzen der internationalen Finanzmarktintegration der letzten Jahrzehnte sind? Welche Bedeutung haben internationale Kapitalströme für moderne Volkswirtschaften? Was sind und wie kommt es zu außenwirtschaftlichen Ungleichgewichten? Hat sich die Art und Weise wie die Wirtschaftslage verschiedener Länder sich gegenseitig beeinflusst durch offene Finanzmärkte geändert?

Abgesehen von diesen Fragestellungen im Bereich der (monetären) Außenwirtschaft, liegt ein weiterer Forschungsschwerpunkt auch auf der Rolle von Kredit- und Finanzmarktimperfektionen in Makro-Modellen der geschlossenen Volkswirtschaft.

Gibt es ein großes berufliches Ziel?

Hmm, generell gesprochen, den Spass an der Sache immer beizubehalten! Ein konkreteres Ziel waere vielleicht in einem der sogenannten „top-five“ (fünf beste Ökonomie Journale) zu publizieren?! So vielen ÖsterreicherInnen gelingt das auch nicht.. unser Bundespräsident ist aber z.B. einer davon.

Was bereitet Ihnen am meisten Freude an Ihrem Beruf?

Ich sage immer, wenn ich im Lotto gewinnen würde und nie wieder einen Tag in meinem Leben arbeiten müsste, was wuerde ich mit meiner Zeit anfangen? Ich würde mir wahrscheinlich gerne über irgendetwas Gedanken machen und den Kopf zerbrechen wollen. Das schöne an meinem Beruf ist, dass ich das auch bereits so machen kann. (und ich daher auch nicht Lotto spielen brauche)

Worin finden Sie Ausgleich zu beruflichen Herausforderung?

Meine Familie – die fordert und fördert mich; Sport, falls dazu noch Zeit bleibt…