Lernmotivation: Belohnung in „Häppchen“
Die Idee dahinter
Studierende lernen intensiv vor Prüfungen, aber ein kontinuierliches Lernverhalten können wir nicht beobachten. Und da ich (Furtmüller) für das Fach „Personal, Führung, Organisation“ Prüfungsverantwortlicher war bzw. bin, habe ich verschiedene Designs probiert, um die Studierende auch schon zu Beginn der Lehrveranstaltung (LV) zum Lernen zu motivieren. Der Durchbruch ist dann mit den kleinen Anreizen gekommen. Damit konnte der innere Schweinehund bei den Studierenden überwunden werden.
(Erste) Ergebnisse
Um die Größe der Anreize bestimmen zu können, hat Christian (Garaus) eine Pilotstudie bei 278 Studierenden durchgeführt. Daraus hat sich ergeben, dass 0,75 Punkte bei 120 Punkten, die es auf die Prüfung zu erreichen gibt, als klein empfunden werden; und zwar als so klein, dass die Studierenden dafür keinen Finger rühren würden.
Die Hauptstudie wurde dann in einem Quasiexperiment, direkt in der Praxis durchgeführt. Bei dieser Studie wurden den 652 Studierenden, die im ersten Halbsemester zur LV angemeldet, acht Hausübungen gegeben, die sie freiwillig machen konnten ohne dafür belohnt zu werden. Im zweiten Halbsemester wurden den 683 Studierenden der LV wiederum acht Hausübungen gegeben, die wieder nicht verpflichtend waren, aber auf die sie jeweils bis zu 0,70 Bonuspunkte erreichen konnten; also nochmals weniger als der Minimalwert der Pilotstudie.
Das Ergebnis der Studie ist, dass 4 Mal mehr Studierende Hausübungen schreiben und das mit einer um ca. 10 % besseren Qualität. Der Grund dafür ist so überraschend wie einleuchtend: wie beschrieben, sind die Anreize zu klein, um dafür einen Finger zu rühren. Die Studierenden machen es daher nicht für die Anreize. Durch die Kleinheit der Anreize wird eine intrinsische Motivation aufgebaut, da die Studierenden ihr Verhalten für das Entstehen der Motivation als ursächlich ansehen.
(Da wir die Forschungsergebnisse im Rahmen von Veranstaltungen, z.B. bei Senior Lecturer Seminaren vorgestellt haben, gibt es mittlerweile eine Reihe von Fächern, die ähnliche Konzepte in der Lehre verwenden.)
Mehrwert für Studierende
Studierende beschäftigen sich intensiver mit den Lehrinhalten, die das Interesse fördern und erzielen dadurch bessere Noten – dies ist ein zentraler Motivator für das Studium.
Wichtig ist für euch (Anmerkung: Die Studierenden) mit dem Lernen zu beginnen, um die Motivation entstehen zu lassen. Aus wissenschaftlicher Perspektive heißt das, die für den Lernbeginn erforderliche Aktivierungsenergie aufzubringen.
Das Online-Lernen
Ich (Furtmüller) war bereits maßgeblich beim Aufbau von Learn@WU beteiligt. Aus heutiger Sicht kann ich sagen, dass den Studierenden durch das Online-Lernen ein Freiraum gegeben wird, den sie selbst nicht immer zu nutzen wissen. Insofern bringen die wissenschaftlichen Befunde neue Gestaltungsmöglichkeiten.
Ein großer Nutzen für unser Studium hätte sich wohl durch die Orientierung, die die Lernplattform bietet, ergeben. Das heißt, wenn du weißt, du hast von 700 Beispielen bereits 650 bearbeitet und dabei im Durchschnitt eine Erfolgsquote von 75 % erzielt, dann kannst du mit gutem Gewissen zur Prüfung gehen. Das ist eine Sicherheit, die es in unserem Studium (noch) nicht gegeben hat.
#Motivation #Anreiz #Studie