Look beyond the stereotypes!
Haben Sie es bemerkt? Wir haben einige WC-Piktogramme für kurze Zeit mit zusätzlichen Elementen versehen. Damit wollen wir anlässlich des internationalen Frauentags eine Auseinandersetzung über Stereotype und Zuschreibungen anregen.
Die Einteilung der Menschen in Kategorien erleichtert die Orientierung in einer komplexen Welt. Auch Stereotype vereinfachen, generalisieren und stiften durch die Einordnung in „Schubladen“ durchaus Sinn. Sie beeinflussen aber auch unsere Wahrnehmung und unser Handeln, denn sie sind mit der Überzeugung verbunden, dass bestimmte Eigenschaften, Fähigkeiten und Verhaltensweisen charakteristisch und „natürlich“ für eine Gruppe von Personen sind. Problematisch ist, dass aus der Zuschreibung bestimmter Merkmale und Eigenschaften ungleiche hierarchische Bewertungen abgeleitet werden können. Zudem werden individuelle Unterschiede zwischen Mitgliedern einer Gruppe nicht mehr wahrgenommen, Urteile über Menschen verzerrt und Ungleichheiten reproduziert.
Eine Frage der Wahrnehmung
Mit Stereotypen und unterschiedlichen Rollenerwartungen werden wir ab frühester Kindheit konfrontiert. Einem weinenden weiblichen Baby wird häufig Angst unterstellt, einem weinenden männlichen Baby hingegen Wut . Im Arbeitsleben kann das gleiche Verhalten ebenfalls unterschiedlich interpretiert werden, je nachdem an welcher Personengruppe es beobachtet wird. Und auch bei der Bewertung individueller (wissenschaftlicher) Leistungen lauern Stereotype.
Stereotype beeinflussen nicht nur unsere Fremdeinschätzung sondern auch unsere Selbsteinschätzung und damit die Entwicklung unserer Fähigkeiten. Die Angst, ein bekanntes Stereotyp zu erfüllen, das einer Gruppe zugeschrieben wird, der man selbst angehört, kann tatsächlich zu Leistungseinbußen –z.B. zu schlechteren Leistungen im Mathematik-Test – führen (stereotype threat).
Stereotype überwinden
Stereotype sind auch Instrumente zur Herstellung bestimmter gesellschaftlicher Werte und Normen. Wir finden sie u.a. in den Medien, in Unterrichtsmaterialien öffentlichen Diskussionsrunden und eben auch in Piktogrammen. Das letztgenannte Beispiel mag nicht verwundern, schließlich sollen derartige Symbole die Realität vereinfacht abbilden. Das geschieht bei WC-Piktogrammen häufig durch Rock und Hose, gegebenenfalls durch weitere Attribute, die vermeintlich „geschlechtstypisch“ sind: breitbeinige Pose oder enge Beinstellung. Mit unerwarteten Elementen, die wir an wenigen Piktogrammen für kurze Zeit dazu geklebt haben, wollen wir zum Nachdenken anregen: über Annahmen darüber was „typisch“ ist, über nonkonforme Rollenbilder, unbewusste Zuschreibungen, ungleiche Bewertungen und weitere „Schubladen“: für Alter, Behinderung, sexuelle Orientierung, Herkunft, sozialen Status, etc.
Dass Piktogramme durchaus traditionelle Anordnungen überwinden können, zeigen zwei andere Beispiele am Campus WU, das Symbol für Familie und jenes für Wickelmöglichkeiten. Haben Sie diese entdeckt? Oder vielleicht andere Beispiele, mit welchen stereotype Darstellungen überwunden / verstärkt werden? Dann schreiben Sie uns bitte. Wir freuen uns über Zuschriften. Vielen Dank!
Der internationale Frauentag wird jedes Jahr am 8. März begangen. Er fand in Europa erstmals im Jahr 1911 in Dänemark, Deutschland, Österreich-Ungarn und in der Schweiz als Kampftag um das Frauenwahlrecht, höhere Löhne und Arbeitszeitverkürzung statt. Viele der damaligen Forderungen wurden realisiert (Frauenwahlrecht), einige sind nach wie vor aktuell (höhere Löhne), neue Forderungen kamen dazu. U.a. werden der Abbau von Stereotypen und ein von Rollenzwängen freies und selbstbestimmtes Leben gefordert.
#Weltfrauentag #Feminismus #Stereotype