Restitution von Büchern an die Erben und Erbinnen nach Dr. Leopold Singer
Am 1.Oktober 2015 wurden im Rahmen einer kleinen Feier in der Berndorf Bibliothek Wirtschaftssprachen (D2) 696 Bücher an die Erben und Erbinnen nach Dr. Leopold Singer zurückgegeben.
Im Zuge des im Mai 2010 gestarteten NS-Provenienzforschungsprojektes haben wir bisher rund 66.000 Bände im Bestand der Hauptbibliothek auf Provenienzspuren hin untersucht. Bedenkliche Erwerbungen haben wir dokumentiert und mit Unterstützung u.a. des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus und der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG) auch in nationalen und internationalen Archiven recherchiert und im Online-Katalog sichtbar gemacht. 2013 und 2014 konnten wir die ersten Rückgaben durchführen (Wolf Suschitzky / Sept.2013 und Arbeiterkammer Wien / Juli 2014).
Zum Restitutionsfall Dr. Leopold Singer
Bei unserer Buchautopsie fanden wir 696 Bücher, die eindeutig der Provenienz Dr. Leopold Singer zugeordnet werden konnten, da jeder einzelne Band handschriftlich signiert bzw. gestempelt ist. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft war der Chemiker Dr. Leopold Singer (geb. 1869 in Wien – gest. 1942 in London) gezwungen, Wien 1939 zu verlassen. Mit Unterstützung des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus wurde der Kontakt zu den Erben und Erbinnen nach Dr. Leopold Singer aufgenommen.
Wie viele Restitutionsfälle im Bereich des Hauptbibliotheksbestandes noch anfallen werden, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vorhersagen, da sich die Suche nach den Erben und Erbinnen in den allermeisten Fällen äußerst schwierig gestaltet.
Im Gegensatz zu der aus den Medien bekannten „Kunstsammlung Gurlitt“ handelt es sich bei unseren Büchern nicht um Werke von hohem materiellen Wert, vielmehr geht es um die unschätzbare emotionale und symbolische Bedeutung, die diese Bücher für die Erinnerung an das Schicksal von Personen und Institutionen darstellen.
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