Hall of Femmes: Barbara Sporn
„Es erfüllt mich mit großer Freude, dass ich über 13 Jahre einen Beitrag zur Entwicklung der WU leisten konnte.“
Was hat Sie dazu bewogen, eine wissenschaftliche Karriere und danach eine Karriere im Hochschulmanagement anzustreben? Gab es Menschen oder Erlebnisse, die Sie inspiriert haben, diesen Weg einzuschlagen?
Ich habe mich nicht unmittelbar für eine wissenschaftliche Karriere entschieden, sondern einmal mit einem Doktoratsstudium begonnen. Eigentlich lag mein Interesse beim Kulturmanagement und ich plante dazu mein Dissertationsthema. Aus dem Thema Kulturmanagement wurde schließlich Universitätsmanagement – auch deshalb weil meine Arbeit viele Fragestellungen aus dem Hochschulbereich zum Vorschein brachte. Ich arbeitete damals als Rektoratsreferentin im Bereich Planung und Organisationsentwicklung und habe Universitäten als spannende Organisationen erlebt. Daraus hat sich dann ein äußerst interessantes Dissertationsthema ergeben, nämlich der Zusammenhang zwischen Organisationskultur und strategischer Planung an Universitäten. Das hat mich dann nachhaltig auf eine andere Schiene gesetzt. Der damalige Rektor und Professor für Wirtschaftsinformatik Hans Robert Hansen hat mir angeboten, an seiner Abteilung den Bereich Hochschulmanagement aufzubauen. Eine Habilitation und zahlreiche internationale Aufenthalte als Gastforscherin und schlussendlich Gastprofessorin an der Stanford University folgten. Zur Vizerektorin war es dann nur mehr ein kleiner Schritt. Entscheidend war die Begegnung mit Christoph Badelt, der mich eingeladen hat, in seinem Team als Vizerektorin zu arbeiten. Das war vor 14 Jahren. Meine Habilitationsarbeit zum Thema Change Management an Universitäten war die beste Voraussetzung!
Wenn Sie Ihren beruflichen Werdegang betrachten – was waren Ihre persönlichen Erfolgsfaktoren? Was war Ihr Erfolgskonzept?
Ich hatte einerseits klare Vorstellungen darüber, wohin ich wollte (obwohl sich das im Laufe der Zeit verändert hat), andererseits ist es mir immer gelungen, mich mit den besten Personen im jeweiligen Themenbereich zu vernetzen. Dabei habe ich nicht darauf gewartet, entdeckt zu werden. Als junge Frau bin ich in die USA gefahren und habe die Professoren angeschrieben, die ich aus der Literatur kannte – es waren wirklich hauptsächlich Männer. Sie haben mich tatsächlich alle getroffen und sich meine Ideen angehört. Daraus ist ein sehr feinmaschiges Netzwerk entstanden, aus dem in weiterer Folge viele schöne Buch- und Konferenzprojekte sowie Journal-Publikationen hervorgingen. Auch in meiner Arbeit als Vizerektorin habe ich diese Strategie verfolgt: von den Besten zu lernen, sich nicht zu scheuen, auf sie zuzugehen und sich etwas zuzutrauen – das ist sicher mein Erfolgskonzept.
Was motiviert Sie besonders in Ihrer Arbeit?
Interessante Menschen kennenzulernen, von ihnen zu lernen, es gut umzusetzen und Dinge zu bewegen. Mich motiviert, wenn Dinge passieren. Menschen, die mich gut kennen, sagen, ich sei eine Frau der Tat. Ich lerne gerne von anderen, reflektiere darüber und realisiere es dann auch der Situation angepasst. Und damit habe ich sehr viel Erfolg gehabt, nicht nur, aber doch sehr viel. Das ist schön und beflügelt auch.
Welche Erfahrungen haben Sie als Frau in einem von Männern dominierten Berufsfeld gemacht? Welche Strategie haben Sie angewandt, um mit dieser speziellen Situation zurecht zu kommen?
Strategie hatte ich sicher keine. Ich tue das, was viele Frauen tun: sehr hart arbeiten. Und das betrachte ich eigentlich als Fehler. Denn es ist einfach mehr notwendig, als harte Arbeit zu leisten und alles ganz ausgezeichnet machen zu wollen (obwohl das auch schon sehr wichtig ist). Was es tatsächlich braucht: eine Teamplayerin zu sein, die politischen Prozesse zu verstehen, Kompromisse einzugehen.
Was war Ihr persönliches Highlight in Ihrer Karriere bisher?
Es freut mich sehr, dass so viel Schönes gelungen ist und dass ich über 13 Jahre einen Beitrag zur Entwicklung der WU leisten konnte. Die Schaffung einer Forschungskultur, die Akkreditierungen, die Umstellung des Corporate Designs sind nur einige Highlights und natürlich der neue Campus. Der Erfolg der letzten Jahre ist ein schöner Abschluss meiner Arbeit. Oft war die Arbeit hart und für die Mitarbeiter/innen nicht immer einfach. Wir haben es aber immer gemeinsam geschafft, die gesteckten Ziele zu erreichen. Das ist einfach ein schönes Gefühl und ich danke allen herzlich, die daran mitgewirkt haben.
Auf welche Barrieren sind Sie im Verlauf Ihres Berufslebens gestoßen?
Mir kommt vor, dass eine Frau in einer von Männern dominierten Welt oft isoliert ist. Weil es unter Männern ein Verständnis in Form von Clubs, Vernetzungen, Freundschaften etc. gibt. Frauen sind davon oft ausgeschlossen und können sich schwer Akzeptanz erarbeiten. Dieses Verständnis äußert sich in einer symbolischen Art miteinander umzugehen, in einer Übereinstimmung darüber, wie zusammengearbeitet werden soll, wo Kompromisse eingegangen, wie die richtigen Koalitionen auch über Meinungsverschiedenheiten hinweg gefunden werden und wie Probleme gelöst werden können. Was von klein auf im Elternhaus, in der Schule, in der Freizeit bei Teamsportarten wie Fußball durch Interaktion gelernt und entwickelt wurde, zeigt sich dann eben auch in einem Vorstandsteam oder in einem Rektorat. Wie viele Frauen habe ich lange Zeit gedacht, dass ich durch harte Arbeit Anerkennung erhalte. Ich habe viel gelernt und heute weiß ich, dass es um mehr geht: um ein Grundverständnis darüber, gemeinsam etwas erreichen zu wollen, partnerschaftlich zu arbeiten und meinen beruflichen Partner oder meine Partnerin zu verstehen. Diese Art des non-verbalen Verständnisses unter den Männern in meinem beruflichen Umfeld habe ich als Barriere empfunden. Männer müssen da schon noch ihren Beitrag leisten und Frauen in ihre Welt „hineinlassen“.
Was tun Sie gerne, wenn Sie nicht arbeiten?
Kultur in jeder Form stellt für mich einen wunderschönen Ausgleich und eine anregende Möglichkeit dar, nachzudenken oder mich einfach zu unterhalten. Außerdem betreibe ich sehr gerne Sport, von Schifahren, über Laufen, Golfspielen, Fitness.
Was erachten Sie als sinnvoll, um an Hochschulen die Chancengleichheit und Geschlechtergerechtigkeit weiter zu fördern?
Ich glaube wir tun schon sehr viel an der WU. Was meines Erachtens notwendig ist, ist: reden, Dialoge führen, Widerstände verbalisieren, empfundene Ungerechtigkeiten ansprechen, und generell Argumente austauschen. Ich finde es gut, wenn diskutiert wird und beispielsweise in der ZIB2 Frau Rektorin Blimlinger (Universität für Bildende Kunst) mit dem Verfassungsjuristen Professor Heinz Mayer zum Binnen „I“ diskutiert. Policies sind ebenfalls sehr wichtig, weil sonst gar nichts passiert. Ich bin eine große Anhängerin der Quote, denn die braucht es, damit sich Dinge verändern. Durch die UG-Novelle ist tatsächlich einiges in Bewegung gekommen.
Welche Empfehlungen möchten Sie gerne an junge Frauen, die am Beginn ihres Berufslebens in der Wissenschaft oder in der Wirtschaft stehen, weitergeben?
Meine Empfehlung ist, „weniger zu arbeiten“ :). Damit meine ich: weniger zu glauben, wenn frau ganz hart arbeitet, wird sie gemocht und anerkannt und damit Erfolg haben. Meine Empfehlung ist, sich mehr Zeit für die Gruppenprozesse zu nehmen, diese zu verstehen und sich einzubringen. Das führt meiner Meinung nach zu mehr Akzeptanz in einem Team.
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