Innovation: Glücksspiel oder Strategie?
Pioniere, Entdecker und Forscher, diese Themen haben mich schon immer fasziniert. Als Kind wollte ich Entdecker werden – daher stammt auch mein Interesse für Innovation. Im Verlauf der Zeit hat sich dieses Interesse erweitert. So stellt sich heute für mich nicht nur die Frage, wie es eine Einzelperson schafft, etwas Neues zu kreieren, sondern eine Organisation.
Wer den globalen Wettbewerb gewinnen will, ist gezwungen, für seine Kund/inn/en auf neue Weise Wert zu schaffen – durch permanent neue Produkte, neue Dienstleistungen, neue Technologien, neue Prozesse und neue Geschäftsmodelle. Aber wie? Ist Innovation ein reines Glücksspiel?
Die Antwort ist nein. Innovationserfolge sind das Ergebnis von Unternehmensstrategien, die systematisch auf Innovation ausgerichtet sind. In langjähriger wissenschaftlicher Forschung und über 500 Praxisprojekten des Instituts haben wir die vier Schlüsselfaktoren untersucht, die für Höchstleistungen im Bereich Innovation verantwortlich sind.
- Der erste Faktor ist das Topmanagement. Nur wenn es Innovationsprojekte initiiert, begleitet und immer wieder einfordert, kann ein innovatives Unternehmen entstehen. In vielen Unternehmen fehlt ein solches Führungsverständnis, oberste Priorität hat die Kontrollfunktion. Doch das Topmanagement ist der Ausgangspunkt des Innovationsgeschehens, der Motor der Innovation.
- Doch natürlich ist es allein machtlos. Träger der Innovation ist das gesamte Unternehmen. Um das Potenzial der Mitarbeiter/innen zu erschließen, muss man als zweiten Faktor ein entsprechendes Innovationsklima schaffen – eine Kultur der Innovation. In einem solchen Klima sind Kreativität, Autonomie, Risikobereitschaft und Verantwortung wichtige Werte – und nicht nur die brave Befolgung der Regeln und Anordnungen. Idealerweise handeln die Mitarbeiter/innen als „Intrapreneure“, also wie Unternehmer/innen im Unternehmen.
- Aber auch ein kreatives und unternehmerisches Klima genügt nicht. Notwendig sind darüber hinaus entsprechende Strukturen und Abläufe. Innovationsprozesse erfolgen arbeitsteilig und müssen daher abteilungsübergreifend kanalisiert und koordiniert werden – mit den richtigen Organisationsmethoden.
- Der letzte Faktor ist die Außenorientierung. Viele technologisch beeindruckende Erfindungen sind gescheitert, weil sie Antworten auf nicht gestellte Fragen waren. Eine Innovation wird nur dann erfolgreich sein, wenn sie in der Lage ist, einen nachhaltigen Kund/inn/ennutzen zu stiften. Gerade im Zeitalter von „Open Innovation“ ist entscheidend, dass der gesamte Innovationsprozess von der Ideenfindung bis hin zur Vermarktung konsequent auf den Markt ausgerichtet ist.
Es ist äußerst spannend zu sehen, wie findig, systematisch und kreativ manche Unternehmen sind – und wie konsequent sie dabei vorgehen. Andere wiederum sind hilflos und schaffen es nicht, ihr Denkparadigma zu verlassen. Wer Innovation nur buchhalterisch angeht, wird nicht erfolgreich sein, das ist wohl klar. Trotzdem tun es viele.
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