Hall of Femmes: Monika Koller
„Mich interessiert seit jeher das „Warum“ hinter den Handlungen von Personen.“
Bitte geben Sie ein paar biographische Eckdaten bekannt: welche Ausbildung haben Sie absolviert und was sind die wichtigsten Eckdaten ihrer beruflichen Entwicklung?
Im Jahr 2002, Abschluss des Magisterstudiums der Betriebswirtschaftslehre an der WU, gefolgt von Doktorat im Bereich Marketing im Jahr 2006, Verleihung der Venia für Betriebswirtschaftslehre im Jahr 2013. Heute, im Jahr 2015, blicke ich also bereits auf mehr als zwölf Jahre Erfahrung im akademischen Bereich zurück. Zwölf intensive Jahre, mit zahlreichen Lehr-, und Forschungsaufenthalten, Gast- und Vertretungsprofessuren im In- und Ausland. Darüber hinaus einschlägige Berufserfahrung in der Unternehmenspraxis. Zusammengefasst, meine bisherige Laufbahn ist sehr dynamisch, und das macht großen Spaß.
Warum haben Sie sich für eine wissenschaftliche Karriere entschieden? Gab es einen Menschen oder ein Erlebnis, der oder das Sie inspiriert hat, eine wissenschaftliche Karriere einzuschlagen?
Mich interessiert seit jeher das „Warum“ hinter den Handlungen von Personen. Psychologische und biologische Prozesse, die das Entscheidungsverhalten und die Emotionen in einem unternehmerischen Kontext einerseits und in einem Konsumkontext andererseits, steuern. Also war es vor allem die Motivation „Wissen zu generieren“ per se, gekoppelt mit meiner Passion, dieses Wissen im Rahmen der Lehre an Studierende weiterzugeben, die mich dazu bewogen haben, eine wissenschaftliche Karriere einzuschlagen.
Was sind Ihre aktuellen Forschungs- bzw. Arbeitsschwerpunkte?
Aktuell beschäftige ich mich vor allem mit managementrelevanten Themenbereichen, die Nutzen- und Wertwahrnehmungen der handelnden Personen betreffen. Ebenso mit dem international noch sehr jungen Themenfeld Consumer Neuroscience, einer Schnittstellendisziplin zwischen betriebswirtschaftlichen Forschungsfeldern, der Neurowissenschaft und der Medizin.
Auf welche Barrieren sind Sie im Verlauf Ihres Berufslebens gestoßen?
Wissenschaftler/in zu sein ist aus meiner Sicht nicht nur ein „Beruf“, eigentlich kann dieses Berufsbild unter den derzeit international vorherrschenden Rahmenbedingungen nur funktionieren, wenn man sich wirklich dazu „berufen“ fühlt. Ich persönlich finde, das Profil des Wissenschaftlers/der Wissenschaftlerin hat starke Parallelen zum Profil eines Entrepreneurs. Letzterer sieht sich in seinem selbständigen Tun sehr vielen Chancen, aber oftmals auch Risiken und Widerständen gegenüber. So ähnlich ist es auch in einem wissenschaftlichen Karriereweg.
Warum haben Sie sich entschieden, Ihre akademische Karriere fortzusetzen, zu einem Zeitpunkt, zu dem viele Frauen die Wissenschaft verlassen?
Ich war in der kritischen Entscheidungsphase (nach dem Doktorat) in der glücklichen Lage sagen zu können: „Ich bin erfolgreich in dem was ich tue und es macht mir großen Spaß“. Diese Kombination ist natürlich eine der größten Motivationen überhaupt, weiter zu machen.
Was tun Sie gerne, wenn Sie nicht arbeiten?
Ich interessiere mich für biologische Prozesse, nicht nur in meiner Forschung, sondern auch im Sinne sportlicher Betätigung. Wissenschaftlich ausgedrückt, mit den messbaren Zielen: Muskelaufbau und Ausdauer. Alltagssprachlich übersetzt: Also wenn ich Zeit finde, zieht es mich zum Krafttraining oder ich genieße die Natur beim Laufen.
Was sollten die Universitäten noch tun, um die Gerechtigkeit und Chancengleichheit zu erhöhen?
Initiativen wie die Frauenhabilitationsstellen sollten auf jeden Fall beibehalten werden. Für mich persönlich war meine erfolgreiche Bewerbung damals eine einmalige Chance, meine Ambitionen als Wissenschaftlerin und Lehrende entsprechend umsetzen zu können. Ich war während dieser Zeit sehr intensiv in der internationalen Scientific Community unterwegs. Eines der vielen Male, beim Warten auf den Flug retour in die Heimat, wurde ich am Flughafen London Heathrow angesprochen, an einer Befragung zur „Service Qualität“ des Flughafens teilzunehmen. Eine Frage dabei war: Wie oft sind Sie im Verlauf des letzten Jahres geflogen? Als ich dabei bewusst begonnen hatte nachzuzählen, hat es dem Interviewer jenseits der Zahl 20 irgendwann zu lange gedauert und er unterbrach mich im Sinne von: „Ok, passt schon, ich schreib einfach > 25.“ Sprich, ich war zwischenzeitlich wirklich sehr viel unterwegs und habe immens viel dabei gelernt. Dafür bin ich sehr dankbar.
Welche Empfehlungen möchten Sie gerne an junge Wissenschaftlerinnen, die am Beginn ihrer wissenschaftlichen Laufbahn stehen, weitergeben?
Blickt über den Tellerrand, sammelt so viel Erfahrung wie möglich, vor allem in den Bereichen der Lehre, internationalen Vernetzung in der Forschung und aktiv in der Unternehmenspraxis. Nur dann könnt ihr euer Wissen auch entsprechend den nächsten Generationen weitergeben. Der Weg ist steinig, aber es lohnt sich. Die Venia verliehen zu bekommen ist ein verdammt gutes Gefühl. Ich drück euch die Daumen!
#HallofFemmes #Gleichstellung #WU #Interview
Mit dem Projekt „Hall of Femmes“ soll die Sichtbarkeit von Frauen an der WU und mit Bezug zur WU erhöht und andere Frauen gestärkt werden, indem es Vorbilder schafft. In kurzen Interviews schildern die befragten Frauen ihre Karrierewege, berichten über entscheidende Erfolgsfaktoren für ihre berufliche Entwicklung und geben persönliche Karriereempfehlungen. Die ersten Interviews werden in einer mehrwöchigen Reihe im WU-Blog veröffentlicht.