Frauen- und Gleichstellungsarbeit an der WU

Unter dem Titel „Frauen*, die Wissen schaffen – 35 Jahre Frauenarbeit an der WU“ lud das Institut für Gender und Diversität in Organisationen am 18. November 2025 zu einem umfassenden Rückblick auf 35 Jahre Frauen- und Gleichstellungsarbeit an der WU Wirtschaftsuniversität Wien ein.

Rückblick auf Pionierinnen

Professorin Regine Bendl eröffnete die Veranstaltung mit einer Würdigung von Pionierinnen an der WU, von der ersten wissenschaftlichen Mitarbeiterin, über die erste Bibliotheksleiterin und die erste Rektorin bis hin zur ersten Wissenschaftlerin des Jahres. Sie erinnerte daran, dass es bei Gleichstellungsarbeit stets um Gerechtigkeit, Teilhabe und die Anerkennung von Leistungen gehe.

Anschließend führte Vizerektor Martin Winner durch historische Meilensteine: 1917 schloss die erste Frau ihr Studium an der WU ab, 1932 folgte die erste Promotion, 1977 die erste Habilitation. Winner verwies darauf, dass 1989 – ein Jahr nach Beginn seines eigenen Studiums an der WU – erstmals eine Professorin an die WU berufen wurde: Renate Rathmayr, die auch unter den Gästen anwesend war. Heute liegt der Frauenanteil an Professuren bei rund 34 %. Dennoch betonte Winner, dass Gleichstellung über Quoten hinausgehe: Es gehe darum, eine inklusive Organisationskultur zu schaffen, in der Vielfalt sichtbar und wertgeschätzt wird. Zentral ist: Wie schaffen wir Rahmenbedingung, in denen Frauen ihr Potenzial entfalten können?

Erreichte Fortschritte nicht selbstverständlich

In der anschließenden Diskussion unter der Moderation von Christine Mattl wurde die Entwicklung der Gleichstellung an der WU weiter vertieft. Angelika Schmid, Professorin für Change Management und Management Development, hob die Rolle früher feministischer Initiativen in den 1990er Jahren hervor, die wichtige Impulse für die spätere Institutionalisierung der Gleichstellungsstrukturen setzten. Heute sind Gleichstellung und Geschlechtergerechtigkeit an der WU fest verankert.

Alle Diskutant*innen waren sich einig, dass erreichte Fortschritte nicht selbstverständlich seien. Herausforderungen für den wissenschaftlichen Nachwuchs – etwa befristete Vertragsstrukturen – bleiben bestehen. Daher sei es wichtig, jungen Forscherinnen Raum zu geben, sich zu organisieren und strukturelle Bedingungen kritisch zu hinterfragen. Charlotte Khan, Vorsitzende des Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen (AKG), dazu:

„Es geht um Frauenarbeit in der patriarchalen Universität.“

Sie verwies in diesem Zusammenhang auf die Rektor*innen-Galerie im LC: Unter 27 Porträts findet sich bislang nur ein Portrait einer Frau.

Reality-Check: Frauen in der Wissenschaft

Die zweite Diskussionsrunde eröffnete Renate Rathmayr mit ihrer Erfahrung hinsichtlich Geschlechterhierarchien in der Wissenschaft: „Nicht nur fachliche Kompetenz ist entscheidend.“ Sie schilderte etwa, wie sie als erste Professorin mit „Guten Morgen, Herr Kollege“ begrüßt wurde. In einem ausführlichen Interview schildert sie ihre Erfahrungen und Herausforderungen als erste Professorin an der WU im Detail.

Renate Rathmayr, erste Professorin an der WU Wien

Renate Rathmayr, erste Professorin an der WU Wien

Auch heute stehen junge Wissenschaftler*innen vor Herausforderungen. Jelena Cerar, Assistenzprofessorin an der WU, beschrieb, dass sie sich als Frau zunächst beweisen müsse, um gehört zu werden. Sie thematisierte außerdem eine Frage, welche viele Forscherinnen ihrer Generation beschäftigt: „How to combine academia and motherhood?“ Trotz dieser Herausforderungen betonte Cerar auch den aktiven Gestaltungsanspruch vieler Forscherinnen: „We as female researchers at WU are not only here to fit the system, but to shape the system.“

Zum Abschluss ordnete Rektor Rupert Sausgruber die bisherigen Entwicklungen zur Geschlechterparität an der WU ein:

„Wir sind meilenweit entfernt von einer Zielerreichung, aber wir haben viel erreicht.“

Der Anspruch der Universität sei klar: relevantes und belastbares Wissen zu generieren. Das könne nicht gelingen, wenn man die Hälfte der Bevölkerung ausschließt. Professorin Tina Wakolbinger zog Bilanz: „Es gibt viele Möglichkeiten für Frauen in der Wissenschaft, aber es ist kein leichter Weg.“