„Ganz wichtig sind Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Mut, Ideen auch bei möglichen Widerständen umzusetzen.“

Sprecherin der IAKW-AG, WU Managerin des Jahres 2023, Mutter von drei Kindern: Susanne Baumann-Söllner ist eine Frau, die mit vielen Auszeichnungen glänzen kann. Wir haben die WU Alumna gebeten, in unserer „Hall of Femmes“ Platz zu nehmen und sie zum Interview gebeten. 

WU Blog: Sie wurden 2023 zur WU-Managerin des Jahres gekürt – welche Bedeutung hat diese Auszeichnung für Sie, zwei Jahre danach? 

Baumann-Söllner: Nach wie vor bin ich sehr dankbar für die Auszeichnung, die ich auch ein wenig als Abschluss einer sehr besonderen Zeit sehe. Während der Pandemie ab 2020 hat sich unser Kongresszentrum innerhalb kürzester Zeit zu Österreichs größtem Test- und Impfzentrum entwickelt. So konnten wir beweisen, dass wir nicht nur im „normalen“ Tagesgeschäft, sondern auch im Krisenmodus erfolgreich sein können. Grundlage dazu ist meiner Meinung nach Mut und das Bestreben, sich immer weiterentwickeln zu wollen. Das gilt für privat geführte Firmen ganz genau so wie für öffentliche Unternehmen, wie wir es sind.

Diese Dynamik nehmen wir auch jetzt – zwei Jahre später – ins Tagesgeschäft mit. Das Kongressgeschäft hat sich erholt und die Menschen haben ein größeres Bedürfnis nach persönlichem Austausch vor Ort als je zuvor. Auf der anderen Seite ist der internationale Wettbewerb groß und die derzeitige Wirtschaftslage – sowohl in Österreich als auch weltweit – ausgesprochen ungewiss. Daher dürfen wir nicht stehen bleiben und modernisieren seit vielen Jahren unser Haus bei laufendem Betrieb. Denn wir wollen nicht nur Österreichs größtes, sondern auch modernstes und nachhaltigstes Kongresszentrum sein!

WU Blog: Wie hat sich Ihr Führungsstil in den letzten Jahren verändert – fördern Sie gezielt weibliche Kolleginnen in Ihrem Umfeld – und wenn ja, wie? 

Baumann-Söllner: Die Förderung von Frauen in unserem Unternehmen ist mir schon seit Beginn meiner Tätigkeit sehr wichtig. Über die Jahre ist es uns gelungen, die Maßnahmen stetig weiterzuentwickeln und – was mir besonders wichtig ist – auch anhand konkreter Zahlen messbar zu machen! Wir bieten gezielte Coachingprogramme für Frauen in unserem Unternehmen an, damit diese ihre Potenziale erkennen und diese zukünftig noch besser ausschöpfen. Im Vorstand ist das Geschlechterverhältnis 50 zu 50 und auch in der Bereichsleitung ist knapp die Hälfte weiblich.

Auch in ursprünglich klassischen „Männerberufen“ wie etwa der Eventtechnik arbeiten bei uns Frauen und wir freuen uns immer sehr über neue Bewerbungen!

Natürlich ist bei uns auch die gleiche Bezahlung von Frauen und Männern bei vergleichbarer Position essenziell. Eine EU-Richtlinie zur Lohntransparenz sieht vor, das geschlechtsspezifische Lohngefälle in der EU abzubauen. Die Richtlinie ist bereits in Kraft und betrifft Arbeitgeber im öffentlichen und im privatwirtschaftlichen Bereich. Auch wenn die Umsetzung in nationales Recht noch nicht erfolgt ist, sehen wir uns als öffentliches Unternehmen in einer Vorreiterrolle. Aus diesem Grund haben wir extern eine Gender-Pay-Gap-Analyse für unser Unternehmen in Auftrag gegeben.

Zum Vergleich: EU weit beträgt das Lohngefälle zwischen den Geschlechtern im Durchschnitt 13 %, in Österreich laut einer Studie von KPMG sogar 19 %. In unserem Unternehmen liegt das das um hierarchische Positionen bereinigte Lohngefälle bei –0,78 %. Wir freuen uns sehr, dass sich unsere Bemühungen zur Frauenförderung und Gleichstellung auch nachweislich in Zahlen widerspiegeln!

WU Blog: Die gläserne Decke zu durchbrechen und sich beim Karriereaufstieg gegenüber männlichen Konkurrenten zu behaupten, fällt vielen Frauen immer noch schwer. Haben Sie Tipps für angehende weibliche Führungskräfte, wie das gelingen kann? 

Baumann-Söllner: Ganz wichtig sind Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Mut, Ideen auch bei möglichen Widerständen umzusetzen.

Ich hatte das Glück, starke Frauen als Vorgesetzte zu haben, die mich gefordert und gefördert haben.

Dementsprechend versuche auch ich, diese Möglichkeiten in meinem Team anzubieten. Bei der Auswahl des künftigen Arbeitgebers sollte man als Frau daher meiner Ansicht auch darauf schauen, wie die Strukturen im Unternehmen sind und ob dort Gleichstellung tatsächlich gelebt wird.


Zur Person

Susanne Baumann-Söllner studierte Wirtschaftspädagogik an der WU, wo sie 2003 promovierte. Die Wirtschaftspädagogin, Wirtschaftstreuhänderin und Finanzanalystin arbeitete zunächst als Steuerberaterin und war danach im Bundesministerium für Finanzen als Beraterin mehrerer Minister und als Leiterin der Abteilung für Steuerpolitik und Abgabenlegistik tätig. Susanne Baumann-Söllner (Jahrgang 1980) ist seit 2012 Sprecherin des Vorstandes der IAKW-AG (Internationales Amtssitz- und Konferenzzentrum Wien) und Direktorin des Austria Center Vienna.

Weitere Informationen:

Newsbeitrag „Innovation mit Verantwortung“

Presseaussendung WU Managerin des Jahres 2023