„Mein Rat an junge Wissenschaftlerinnen ist, sich den Themen zu widmen, für die sie wirklich brennen.“
WU Professorin Sigrid Stagl ist Ökonomin am Department für Sozioökonomie mit den Schwerpunkten Nachhaltiges Arbeiten, Ökologische Makroökonomie, integrierte Bewertungsmethoden und sozioökonomische Theorien des Handelns; empirischer Fokus auf Energie und Nahrungsmittel. Zuletzt wurde Sigrid Stagl als „Wissenschaftlerin des Jahres“ ausgezeichnet – ein Grund mehr, sie in unsere Hall of Femmes aufzunehmen!
WU Blog: Was sind Ihre Gedanken zum Internationalen Frauentag am 8. März?
Sigrid Stagl: Der Internationale Frauentag ist eine Gelegenheit, sowohl die Fortschritte zu reflektieren, die in den letzten Jahren in der Frauenrechtsbewegung erzielt wurden, als auch die zahlreichen Bereiche zu benennen, in denen noch immer Verbesserungsbedarf besteht.
Für mich persönlich ist es auch ein Moment, um die Frauennetzwerke zu feiern, denen ich angehöre.
Diese Netzwerke bieten mir sowohl Inspiration als auch Kraft und stärken meine Überzeugung, dass der Austausch unter Frauen von entscheidender Bedeutung ist.
WU Blog: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Ihrem Forschungsgebiet rund um den Klimaschutz und den Frauenrechten?
Sigrid Stagl: Ja, diesen Zusammenhang sehe ich in mehreren Aspekten. Insbesondere im globalen Süden sind Frauen überproportional von den negativen Auswirkungen des Klimawandels betroffen, sei es durch extreme Wetterereignisse oder den Verlust von Lebensgrundlagen. Darüber hinaus gibt es deutliche Parallelen zwischen feministischer Ökonomie und ökologischer Ökonomie.
Beide Fachbereiche setzen sich mit der Identifizierung ausbeuterischer wirtschaftlicher Strukturen auseinander und entwickeln Lösungsvorschläge, um diese zu überwinden.
Ein weiterer gemeinsamer Nenner ist die unzureichende ökonomische Berücksichtigung von Sorgearbeit, die überwiegend von Frauen geleistet wird, sowie von Umweltdiensten, die von der Gesellschaft als selbstverständlich angesehen, aber oft unterbewertet werden.
WU Blog: Wenn Sie auf Ihre Karriere zurückblicken: Gab es Mentorinnen, die Sie besonders gefördert haben? Gab es weibliche Vorbilder?
Sigrid Stagl: In meiner Karriere hatte ich das Glück, von zahlreichen Menschen unterstützt zu werden. Besonders für die Volkswirtschaftslehre begeisterte mich Luise Gubitzer, bei der ich bereits im ersten Semester meines Studiums eine Lehrveranstaltung belegte – ein wahrer Glücksfall. In New York hatte meine Dissertationsbetreuerin, Sabine O’Hara, einen großen Einfluss auf mich und gab mir unermüdlich wertvolles Feedback.
Die Ökonomin Sally McGill, die mich an die University of Leeds geholt hat, ist leider beim Tsunami 2004 in Thailand ums Leben gekommen. Das von ihr gegründete Institut spielt aber nach wie vor eine wichtige Rolle im Bereich der Ökologischen Ökonomie.
Aber auch männliche Mentoren waren für mich von großer Bedeutung, allen voran Herbert Walther, der mich zunächst für Arbeitsmarkttheorie und -politik begeisterte und mich später beim Wechsel in die Ökologische Ökonomie tatkräftig unterstützte – eine Unterstützung, die keineswegs selbstverständlich als empfand.
WU Blog: Sie wurden als „Wissenschaftlerin des Jahres“ ausgezeichnet und sind ein großes Vorbild für viele Forscherinnen. Was raten Sie Frauen, die in der Wissenschaft erfolgreich sein wollen und noch am Anfang ihrer Karriere stehen?
Sigrid Stagl: Mein Rat an junge Wissenschaftlerinnen ist, sich den Themen zu widmen, für die sie wirklich brennen. Nur so kann man auf diesem Gebiet wirklich erfolgreich sein. Außerdem ist es wichtig, sich Verbündete zu suchen, mit denen man nicht nur Erfolge feiern kann, sondern die einen auch bei Niederlagen unterstützen.
Der Weg in die Wissenschaft ist oft steinig, gerade wenn man sich hohe Ziele setzt – Niederlagen gehören dazu.
Ein Motto, das mich begleitet, lautet: „Hinfallen, aufstehen, Krönchen richten, weitermachen“. Besonders viel Kraft gibt mir auch die Arbeit an Themen mit hoher gesellschaftlicher Relevanz.
Erfahre mehr über Sigrid Stagl und ihre Forschungsziele in „Researcher of the month“
Mehr zur WU Hall of Femmes
Mit dem Projekt „Hall of Femmes“ soll die Sichtbarkeit von Frauen an der WU und mit Bezug zur WU erhöht und andere Frauen gestärkt werden, indem es Vorbilder schafft. In kurzen Interviews schildern die befragten Frauen ihre Karrierewege, berichten über entscheidende Erfolgsfaktoren für ihre berufliche Entwicklung und geben persönliche Karriereempfehlungen. Die Interviews werden in einer mehrwöchigen Reihe im WU-Blog veröffentlicht.