Sustainability Challenge: Bodenaushub als wichtige Ressource
Wie viel Erde wird bei einer Baustelle bewegt? Was geschieht damit? Können diese wertvollen Ressourcen wiederverwendet werden? Welche Arbeitsschritte sind erforderlich, um den Aushub wiederzuverwenden? Gibt es technologische Möglichkeiten, diese Schritte zu vereinfachen? Und ist es wirtschaftlich rentabel? Diese Fragen beschäftigen die TeilnehmerInnen des Sustainability Challenge-Projekts mit der PORR Group seit Oktober 2023.
Nachhaltigkeit im Bauwesen
Bauen ist ressourcenintensiv. Neben den verwendeten Materialien fallen auch große Mengen an Abfallprodukten an, selbst bei einem Bau auf der grünen Wiese. Der Boden muss geebnet, ein Keller ausgehoben oder ein Tunnel für den Straßenbau ausgegraben werden. All dies führt dazu, dass 60 % des österreichischen Abfallaufkommens aus Bodenaushub besteht. Aufgrund fehlender ökonomischer Anreize und logistischen Herausforderungen landen 40 % dieser Abfallmenge auf der Deponie.
Unser Projekt zielt darauf ab, die Verwertungsquote von Aushubmaterialien der Klassen A1, A2, A2G und BA zu steigern. Diese Kategorien sind ökologisch unbedenklich und können problemlos wiederverwendet werden. Durch den Einsatz unterschiedlicher Technologien, unter anderem mit Hilfe Künstlicher Intelligenz (KI), sollen Analysen verbessert und die Klassifizierung effizienter erfolgen. Unser Ziel ist es, wertvolle Ressourcen zu schützen und die Wiederverwendungsquote zu erhöhen.
Theorie trifft Praxis
Mithilfe der PORR AG wurden theoriegestützte Workshops zu den Themen Abfallwirtschaft, Abfallrecht, Umwelttechnik und KI durchgeführt. Einen praktischen Einblick erhielten wir durch eine Baustellenbesichtigung sowie die Besichtigung einer Deponie. Diese Workshops und Besichtigungen vermittelten uns das grundlegende Wissen, das unerlässlich ist, um das Problem vollständig zu verstehen und mögliche Ansatzpunkte zu erkennen.
Für eine Wiederverwendung im Bausektor sind neben der Frage nach Verunreinigungen auch die bautechnischen Eigenschaften des Materials von entscheidender Bedeutung. Diese Faktoren bestimmen den möglichen Wieder-Einsatzbereich und damit den Wert, werden jedoch meist nicht ausreichend untersucht. Unser Projekt zielt darauf ab, die Einsatzmöglichkeiten und Anwendbarkeit für eine effiziente Vor-Ort-Analyse zu erforschen und daraus Handlungsempfehlungen für die PORR Group abzuleiten. Aktuell sind wir dabei unsere Ergebnisse in einem Abschlussbericht festzuhalten, der vor allem mögliche Technologien vorstellt und deren Potentiale inkl. grober Kostenkalkulation festhält.
Interdisziplinäres Team, vielfältige Perspektiven
Durch die Sustainability Challenge haben wir ein Team aus sechs Personen mit unterschiedlichen Hintergründen, aber einem gemeinsamen Ziel gefunden: die Welt durch unser Wissen nachhaltiger zu gestalten. Dabei schöpfen wir Wissen aus verschiedensten Studienrichtungen: Agrarwissenschaften, Umwelt- und Bioressourcen (BOKU Wien), Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WU Wien), Umweltingenieurwesen (TU Wien), Kultur, Politik und Gesellschaft (CEU) sowie Geographie und Biologie (Universität Wien). Komplettiert wird unser Team durch unseren Projektpartner*innen Sabrina und Karina von der PORR Group.
Die Lehrkonferenzen, organisiert vom Team der Sustainability Challenge, haben uns durch diverse Inputs aus Bereichen wie Verkehr, Kunst, Bauwesen und Lebensmittel zudem gezeigt, wie umfassend nachhaltiges Handeln ist. Workshops zu den Themen Partizipation, Resilienz, Reflexion, Inspiration und Kooperation haben uns sowohl individuell als auch für die Teamarbeit gute Werkzeuge an die Hand gegeben, um unsere Projekte anzugehen. Die Sustainability Challenge ist der richtige Ort, um Gleichgesinnte aus verschiedenen Universitäten kennenzulernen. Das Teilen von Ideen und Gedankengängen macht hier besonders viel Spaß.
Ein kleiner Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit
Uns ist klar, dass gerade im Bereich der Nachhaltigkeit innovative Entwicklungen unerlässlich sind. Für Unternehmen steht die ökonomische Dimension dabei zwangsläufig im Vordergrund. Unser Projekt zeigt aber, dass sich durch gescheite Incentives und Maßnahmen durchaus beides verbinden lässt – durch die Kombination aus den Folgen der EU-Taxonomieverordnung und einer Wertsteigerung des Bodenaushubs durch tiefere Analyse könnte sich dessen Wiederverwendung rentieren.
Du willst dich ebenfalls nachhaltig engagieren?
60 Studierende – 7 Universitäten – 1 Ziel: zweisemestrige Wahllehrveranstaltung zum Thema Nachhaltigkeit, mit Fokus auf den Sustainable Development Goals (SDGs). Masterstudierende und fortgeschrittene Bachelorstudierende aller Studienrichtungen sind herzlich eingeladen, sich für diese interdisziplinäre, universitätsübergreifende Lehrveranstaltung mit Impact zu bewerben, Praxiserfahrung sowie ECTS zu sammeln. Studierende aller Studienrichtungen können sich ab sofort über die Website vormerken.