„Eine Auszeichnung wie diese war für mich nie das eigentliche Ziel oder gar Selbstzweck.“
Eine Auszeichnung wie die Promotio sub auspiciis erhalten tatsächlich nur sehr wenige Menschen – doch vor Kurzem war es wieder einmal soweit. Dem WU-Absolventen Timo Goßler wurde diese außergewöhnliche Ehrung zuteil. Wir haben den 35-Jährigen zum Abschluss seines Doktorats der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften an der WU zum Interview gebeten.
WU Blog: Sie haben an der WU Ihren Abschluss gemacht – und zwar mit einer Promotio sub auspiciis. Können Sie uns kurz erklären, was man darunter versteht?
Timo Goßler: Sehr gerne – der volle Titel lautet übrigens „Promotio sub auspiciis praesidentis rei publicae“. Es handelt sich dabei um die Verleihung des akademischen Grades eines Doktors unter den Auspizien des Bundespräsidenten, das heißt im Beisein des Bundespräsidenten. Der Bundespräsident ist aber natürlich nicht nur passiv dabei, sondern verleiht unter anderem auch den Ehrenring der Republik Österreich.
Um in den Genuss dieser besonderen Ehre zu kommen, muss man eine ganze Reihe von Anforderungen erfüllen. Dazu gehören unter anderem: ein ausgezeichneter Abschluss aller Oberstufenjahrgänge einer Höheren Schule, die Ablegung der Reifeprüfung mit Auszeichnung, ein Studienabschluss, in dem alle Bereiche der Bachelor- und Masterprüfungen sowie die Masterarbeit mit „Sehr gut“ beurteilt wurden und der ausgezeichnete Abschluss des Rigorosums und der Dissertation.
„Es ist schon cool, wenn man so seinen Eltern zeigen kann: „Mama, Papa, ich weiß es war jetzt nicht immer ganz einfach mit mir und meinen Spinnereien – aber im Endeffekt hab ich‘s dann wohl doch ganz gut hinbekommen.“
WU Blog: Haben Sie aktiv auf dieses Ziel hingearbeitet, und wenn ja, ab welchem Zeitpunkt war das?
Timo Goßler: Nein, ehrlich gesagt habe ich nicht aktiv auf dieses Ziel hin gearbeitet. Ich habe eigentlich überhaupt erst nach Abgabe meiner Dissertation von der Existenz dieser besonderen Auszeichnung erfahren. Dass mir jetzt diese wahnsinnige Ehre zuteil wurde und in meinem Fall zwölf Jahre akademische Leistung auf diese Weise gewürdigt wurden, war deshalb vor allem eine sehr, sehr schöne Überraschung und ein tolle Anerkennung. Aber eine Auszeichnung wie diese war für mich nie das eigentliche Ziel oder gar Selbstzweck.
WU Blog: Welche Erinnerungen haben Sie an diese außergewöhnliche Feier, leider ohne die persönliche Anwesenheit des Herrn Bundespräsidenten?
Timo Goßler: Ja, in der Tat war es sehr schade, dass durch die mehrfache, Corona-bedingte Verschiebung der Feier Herr Alexander Van der Bellen nicht persönlich dabei sein konnte. Ich halte ihn für eine wirklich tolle Persönlichkeit und hätte doch sehr gerne mal mit ihm angestoßen. Aber auch ohne seine Anwesenheit war es eine wahnsinnig ehrenvolle und schöne Feier. Natürlich dank der Ansprachen – von unter anderem Stadträtin Veronica Kaup-Hasler, WU Rektorin Edeltraud Hanappi-Egger und WU Vizerektor Harald Badinger – sowie der Laudatio durch meine Betreuerin Professorin Tina Wakolbinger. Aber auch dank der tollen Organisation durch das WU Event-Team, inklusive super schöner Musikbegleitung.
„Ehrlich gesagt, habe ich nicht aktiv auf dieses Ziel hin gearbeitet. Ich habe eigentlich überhaupt erst nach Abgabe meiner Dissertation von der Existenz dieser besonderen Auszeichnung erfahren.“
Am schönsten war für mich aber tatsächlich, dass meine Eltern für die Feier nach Wien kommen und das miterleben konnten. Es ist schon cool, wenn man so seinen Eltern zeigen kann: „Mama, Papa, ich weiß es war jetzt nicht immer ganz einfach mit mir und meinen Spinnereien – aber im Endeffekt hab ich‘s dann wohl doch ganz gut hinbekommen“.
WU Blog: Was haben Sie nun nach Ihrem Abschluss vor?
Timo Goßler: Mein Abschluss ist schon gute 2,5 Jahre her. Im Anschluss habe ich zunächst für das United Nations World Food Programme in Tansania und in Italien gearbeitet. Jetzt bin ich wieder in Wien und arbeite bei der Firma Accenture als Unternehmens- und Managementberater für Nachhaltigkeitsstrategie. Ein wahnsinnig spannendes und extrem wichtiges Thema, das ich auch gerne noch lange Zeit bearbeiten möchte. Wir müssen unbedingt unsere Form des Wirtschaftens umstellen – und zwar so, dass ökonomische, ökologische und soziale Aspekte in Einklang gebracht werden.
„Gefühlt habe ich mit 3 Jahren angefangen, kontinuierlich ‚Warum?‘ zu fragen und bis heute nicht wirklich aufgehört.“
WU Blog: Was können Sie anderen Studierenden raten, die ebenfalls solche Bestleistungen erbringen wollen – wie kann man sich am besten motivieren?
Timo Goßler: Da gibt es mit Sicherheit für jeden einen anderen Weg – ich kann nur teilen, wie es in meinem Fall war. Wie ich vorhin schon sagte: Für mich waren Auszeichnungen oder Noten nie das ausschließliche Ziel oder gar Selbstzweck. Mich haben die Themen, die ich bearbeitet habe, einfach wirklich fast immer interessiert – und ich war deshalb immer sehr motiviert, sie zu durchdringen und zu verstehen. Gefühlt habe ich mit 3 Jahren angefangen, kontinuierlich „Warum?“ zu fragen und bis heute nicht wirklich aufgehört. Meine eigentlich Motivation war deshalb im Endeffekt immer, etwas Neues zu lernen und zu beherrschen – und die Noten waren dann eigentlich fast eher die Konsequenz daraus, dass ich Themen eben hartnäckig durchdrungen und letztendlich beherrscht habe.
Zum Abschluss möchte ich noch anmerken, dass Noten an sich natürlich eine sehr eindimensionale Methode der Leistungsmessung und -bewertung sind. Ich persönlich hatte einfach wahnsinniges Glück, dass mir Lernen, Prüfungen und alles was dazu gehört immer sehr leicht gefallen sind. Es gibt aber unglaublich viele andere Dimensionen von Leistung, die dadurch überhaupt nicht erfasst werden. Und mein Rat zum Abschluss wäre deshalb vermutlich eher etwas wie: Macht, was Euch wirklich interessiert, seid hartnäckig und gebt Vollgas – dann werdet Ihr es super machen und erfolgreich sein, egal was die Noten vielleicht sagen.