Vom Prof zur Studentin: Harvard Business Publishing Case Method Teaching Seminar
Im Seminarraum TC 3.21 rauchen die Köpfe und rund 50 Personen diskutieren angeregt die Fallstudie „E-Types A/S“. Eigentlich keine ungewöhnliche Situation. Aber bei diesen Personen handelt es sich nicht etwa um Bachelor- oder Masterstudierende. Nein, Lehrende aus aller Welt sind in die Rolle der Studierenden geschlüpft und erleben hautnah, wie „Case Method Teaching” idealtypisch abläuft. Margit Kastner, Senior Lecturer des Department für Marketing, berichtet für den WU Blog von ihren Erfahrungen mit dieser Methode.
„Case Method Teaching“ – von Harvard-Professor/inn/en entwickelt – gilt seit langem als eine der effektivsten Lehrmethoden, da sie einerseits dem Studium Praxisorientierung verleiht und andererseits den Lernenden die Analyse komplexer Situationen nahe bringt. Nachdem diese Methode in Harvard nicht nur entwickelt wurde, sondern dort auch bereits auf eine lange Tradition zurückblickt, war es mein Ziel als Senior Lecturer uns, d.h. den Mitarbeiter/inne/n des Department für Marketing, zu ermöglichen „Case Method Teaching“ direkt aus erster Hand zu erlernen bzw. dessen Einsatz zu optimieren. Und rund eineinhalb Jahre später ist es nun soweit! Nach einigen organisatorischen Mühen fand ein entsprechendes Seminar tatsächlich statt, welches wir dank der Unterstützung des VR Lehre hosteten, und an dem schlussendlich auch zehn Mitarbeiter/inn/en des Departments teilnehmen konnten.
Im Seminar selbst konnten wir nach einer grundsätzlichen, erfahrungsbezogenen Einführung in das Thema durch Prof. Robert D. Austin (Verfasser von mehr als 50 Harvard Cases) zunächst die Perspektive der Studierenden erleben und im Anschluss daran auch die der Lehrenden.
Vom Lehrenden zum Lernenden
Schon vor Start des Seminars wurde uns verdeutlicht, wie studierendenzentriert diese Art des Lernens ist, denn wir mussten uns alle persönlich auf diese „Lehrveranstaltung“ vorbereiten. Konkret waren im Vorfeld einige Fallstudien zu lesen bzw. diese auch kritisch mit Hilfe eines Fragenkatalogs zu analysieren. Eine solch intensive Vorbereitung gilt als Voraussetzung dafür, dass die „Lehrveranstaltung“ einen Lernerfolg bringt. Im Seminar selbst wurden wir multikulturellen Teams zugeteilt (zusätzlich zu uns 10 Departmentmitarbeiter/inn/en nahmen 40 weitere Teilnehmer/inn/en aus aller Welt am Seminar teil), wobei die Teammitglieder auch unterschiedliches Fachwissen mitbrachten. Da alle ihre Ideen einbrachten ergaben sich dadurch ganz spannende Diskussionen und Lösungsansätze der Fallstudien. Natürlich stellen solche Gruppenkonstellationen aber auch eine Herausforderung dar, derer man sich bewusst sein muss; schließlich sind auch unsere WU-Studierenden vielfach mit solchen Situationen konfrontiert.
Nach der interaktiven Auseinandersetzung mit der Studierendenperspektive wechselten wir wieder in unsere gewohnte Lehrenden-Rolle. Nachdem der Unterricht mit Fallstudien nur dann Erfolg verspricht, wenn man sich als Lehrende(r) eine Art Anleitung schreibt, die z.B. den Ablauf und den theoriebezogenen Fokus bzw. auch Diskussionsfragen beinhaltet (Teaching Notes), wurde auch dieser Arbeitsschritt mit Hilfe einer Fallstudie exemplarisch in die Praxis umgesetzt. Des Weiteren befassten wir uns mit typischen Situationen, die im Unterricht mit Fallstudien eintreten können. Nachdem wir uns nun mit dem „Case Method Teaching“ sowohl aus Studierenden- als auch Lehrendensicht intensiv beschäftigt haben, steht einem Einsatz in der Lehre nichts mehr im Wege!
Alles im allen war das Seminar eine sehr „lernreiche“ und tolle Erfahrung. Auch das Feedback der KollegInnEn des Departments spiegelt diese Einschätzung wider: „Ganz im Sinne von Case Teaching wurde uns die Methode nicht ‚vermittelt‘, sondern wir konnten in der Rolle von Studierenden unsere eigenen Schlüsse ziehen, was ein erfolgreiches Case Teaching ausmacht. Der Workshop hat definitiv dazu beigetragen, den eigenen Stil in der Lehre zu reflektieren und weiterzuentwickeln.“
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