TU ES! oder: Warum ein Auslandssemester besser ist als jede Therapie.
Zwei zu schwere Koffer, Kopfsteinpflaster, ein mich anschreiender Busfahrer und keine Ahnung, wie ich zu meiner neuen Wohnung kommen sollte. Genau so begann mein Auslandssemester in Tallinn, Estland. Nicht ganz so großartig, wie ich mir den Start vorgestellt hatte. Ich musste wieder einmal zugeben: Wegzugehen & Neues auszuprobieren kann manchmal ganz schön nervenaufreibend und ungemütlich sein. Sich davon abschrecken zu lassen wäre jedoch der falsche Weg. Wie viele tolle, atemberaubende aber auch stinknormal-großartige Momente man sich dadurch nämlich entgehen lassen würde, versteht man gar nicht, bis es vorbei ist. Jeder, der sein Auslandssemester schon hinter sich hat, wird mir hier zustimmen. Und für die, die sich noch nicht ganz sicher sind, ob sie es tatsächlich wagen sollen, gibt es nun 6 Gründe, warum ihr es auf jeden Fall, unbedingt, ohne Frage tun müsst!
- Unerwartete Situationen können dir nichts mehr anhaben.
Vom Vermieter über den Tisch gezogen, Verlaufen in einer fremden Stadt, das Bett kaputt und weit und breit keine Werkzeuge, und, und, und. Klingt zwar nicht so lustig, aber Tatsache ist, dass dir solche Dinge nach dem Auslandssemester (fast) nichts mehr anhaben können. Denn du hast schon so viele dieser Situationen durchgemacht, dass du gegen Panikattacken immun bist. Und genau weißt, wie du Probleme löst.
- Du lernst dich selbst besser kennen.
Klingt unglaublich blöd und verträumt, ist aber einfach so. Ja klar, wir fühlen uns wohl in unserer gewohnten Umgebung, können „wir selbst sein“. Aber woher wollen wir denn wirklich wissen, wer wir selbst sind, wenn wir noch nie wirklich ganz auf uns alleine gestellt waren, in einer fremden Umgebung? Distanz kann augenöffnend sein. Ob neue Interessen oder Seiten an dir, die du zuvor noch nie wahrgenommen hast: Ein Auslandssemester eröffnet dir neue Möglichkeiten und lässt dich vor allem eines: wachsen.
- Du bist selbst mal „der/die Fremde“.
Wenn du anfangs darum kämpfen musst, von den Einheimischen in deinem neuen Land akzeptiert zu werden, weißt du es richtig zu schätzen, wenn dir jemand hilft oder in der Vorlesung mit dir spricht, anstatt dich nur anzustarren. Und zurück in der Heimat verstehst du, wie sich andere fühlen, die neu hier sind. Besonders in der heutigen Zeit ist das unglaublich wichtig. Lasst uns alle nett zu einander sein und uns gegenseitig unterstützen. Macht glücklicher, als es einander noch schwieriger zu machen, als es sowieso schon ist.
- Du hast danach Freunde aus aller Welt.
Während mir Guillermo aus Spanien Fotos vom Strand schickt und sich Liisa aus Estland über die Kälte beschwert, checke ich gerade Flüge zu Kiran aus England. All die Menschen, die plötzlich in deinem Leben stehen, sind so ziemlich das Beste an einem Auslandssemester. Andere Sichtweisen helfen dir dabei, die Welt besser zu verstehen. Du lernst die Eigenheiten anderer Kulturen kennen und weißt, damit umzugehen. Du realisierst, dass die Welt eigentlich gar nicht so groß ist, wie du dachtest. Und du hast so ziemlich überall auf der Welt eine Couch, auf der du crashen kannst. Was will man mehr?
- Du kannst mit deinen Erfahrungen und Sprachskills bei Bewerbungen punkten.
Ein Auslandssemester im Lebenslauf gehört mittlerweile fast schon zur Norm. Wer mehr erlebt hat, ist interessanter, hat mehr Erfahrungen gemacht, kann mit anderen Kulturen umgehen, ist flexibler, etc. Und andere Sprachen zu sprechen ist natürlich auch ganz klar von Vorteil.
- Du lernst Ecken der Welt kennen, von denen du nie zu träumen gewagt hast.
Ja, ein Auslandssemester in den USA oder Australien sind der Traum vieler Studenten. Auch ich wollte nach Australien, habe es aber nicht geschafft. Glücklicherweise. Denn sonst hätte ich den Weg nach Estland nie gefunden. Und hätte die verrückten Esten und ihre spannende Kultur nie kennengelernt. Die WU hat Partneruniversitäten in so vielen verschiedenen Ländern, abgesehen von den üblichen Verdächtigen. Warum informiert ihr euch nicht einmal über all eure Möglichkeiten? Zum Beispiel bei der Go Global am 19. Oktober. Ich werde auch da sein. Und wie eine Verrückte über Estland sprechen.
Als ich Tallinn viele Monate später verließ, konnte ich die Tränen nicht zurückhalten. Der Beginn war hart, der Abschied noch viel härter. Denn ich war glücklich hier. Nehme Erinnerungen an Orte, vor allem aber an Menschen mit, in deren Umfeld ich „my best self“ sein konnte. Ich hoffe, auch ihr findet so einen Ort. Vielleicht auf eurem Auslandssemester?
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