Über große Ziele – ein Erfahrungsbericht eines Lernbuddys
Seit Oktober 2014 bin ich nun Lernbuddy bei PEPPA-Interkulturelle Familienberatung – eine Zeit voller Lernen, toller Ausflüge und ganz viel Spaß, in der ich mindestens genauso viel von meinem Lernbuddy gelernt habe, wie sie hoffentlich von mir. Mein Lernbuddy H. ist 13 Jahre alt, kommt ursprünglich aus Tschetschenien, wohnt aber mittlerweile schon seit 8 Jahren in Österreich.
Die ersten Treffen
Grundsätzlich redet H. eher weniger von sich aus. Dadurch war es für mich oft schwer ein Gespräch aufzubauen. Doch, als wir uns schon etwas besser kannten, begann sie mir von ihrer Familie und von wirklich sehr privaten Dingen zu erzählen. Das war für mich ein sehr besonderer Moment, da sie offensichtlich das Gefühl hatte, mit mir über solche Dinge sprechen zu können. Ich hätte gerne oft weiter nachgehakt, da mich ihre Geschichten wirklich interessiert haben. Doch was sollte ich tun? Ich wollte sie mit meinen Fragen in keine unangenehme Situation bringen. Also ging ich mit diesem Thema in eine der Supervisionen in der Einrichtung. Dort erhielt ich einen wirklich hilfreichen Tipp: einfach weiter nachfragen, da Kinder, wenn sie wirklich nicht darüber reden wollen, das auch offen sagen. Logisch, denn im Grunde ist es doch bei uns allen so – man erzählt jemandem etwas und hofft insgeheim, dass das Gegenüber Fragen stellt. Diese Erkenntnis hat mir nicht nur in Bezug auf H. weitergeholfen. Seither lautet meine Devise: „Besser zu viel nachfragen, als zu wenig“.
Der Einstieg in das Lernbuddy Programm
Schon zu Beginn, bei den Grundlagenseminaren, durfte ich sehr viele sympathische Menschen treffen und schnell war klar, dass wir alle das gleiche Ziel verfolgen: Ein bisschen zurück zu geben. Ich bin sehr dankbar in Österreich geboren worden zu sein, die Eltern zu haben, die ich habe, und die Ausbildung machen zu dürfen, die ich mir vorgestellt habe. Im Projekt „Lernen macht Schule“ sah ich einfach die perfekte Möglichkeit Kindern aus anderen Kulturkreisen, anderen Ländern, und anderem familiären Umfeld zu zeigen, welche Möglichkeiten sie in Österreich haben und zu was sie fähig sind.
Ziele, Regeln und viel Spaß – Die Grundpfeiler für eine gute Zusammenarbeit
Was die Schule betrifft ist H. wirklich immer sehr motiviert und ehrgeizig. Wir haben sehr schnell eine wirklich gute Lernbasis gefunden und jedes Mal, wenn sie eine gute Note auf eine Schularbeit hat (was mittlerweile meistens der Fall ist), wird diese sofort ganz stolz präsentiert. Bereits bei unseren ersten Treffen erzählte mir H., dass sie gerne Ärztin werden würde. Ein sehr großes Ziel, das sicher nicht leicht zu erreichen ist. Egal für wen. Und ich muss gestehen, im ersten Moment, als sie mir darüber erzählte, war ich schon skeptisch, ob sie das wirklich einmal schaffen könnte. Doch diese Einstellung hat sich, nach dem Praxisseminar „Speed Teaching“ von Toni Kronke, von Grund auf geändert. Mir wurde klar, dass es einfach nur einen geeigneten Plan, gewisse Regeln und viel Ehrgeiz braucht, um dieses Ziel zu erreichen und, dass man das soziale Umfeld nicht bestimmen lassen darf, was man später einmal erreichen kann und was nicht. Mittlerweile bin ich sogar davon überzeugt, dass sie einmal eine gute Ärztin werden kann!
Gemeinsam Wege finden
Nun ist es quasi mein Ziel, im Zuge meiner Tätigkeit als Lernbuddy, H. so gut wie möglich auf ihre Zielerreichung vorzubereiten und sie auf ihrem weiteren Weg zu unterstützen. Mir ist klar, dass ich mit meiner Tätigkeit als Lernbuddy nicht die Welt verändern kann, doch ich kann einen kleinen Beitrag leisten. Und wenn H. irgendwann einmal zurückdenkt und sagt, dass sie froh ist mich damals als Lernbuddy gehabt zu haben, da meine Unterstützung wichtig für sie war – egal ob sie tatsächlich Ärztin wird, oder nicht – dann habe ich mein Ziel erreicht.
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