Ein WU-Leben lang
Vom Bachelor zur Habilitation. Verena Gruber ist gerade als Gastlektorin für eine Woche an der WU. Erst gestern wurde der Wahl-Kanadierin ihre Habilitationsurkunde an der WU feierlich überreicht. Heute lassen wir ihr „WU-Leben“ mit allen Höhen und Tiefen Revue passieren.
Liebe Verena, warum hast du dich für ein Studium an der WU entschieden?
Grund für meine Entscheidung an die WU zu gehen war 2005 die damals erste WU Top League, für die ich mich beworben hatte. Als ich gerade dabei war meine Wohnung in Wien einzurichten, habe ich – zu meinem großen Entsetzen – jedoch den Brief mit einer Absage erhalten. „Was nun?“, fragte ich mich. Da ich zu diesem Zeitpunkt bereits nach Wien gezogen war, beschloss ich dennoch das Studium IBW an der WU aufzunehmen. Der erste Studienabschnitt war, gelinde gesagt, schwierig. Die Anonymität war ungewohnt, ebenso die Tatsache nach der Matrikelnummer und nicht nach dem Namen gefragt zu werden. So bin ich als 0550856 durch die Hörsäle der WU gewandert, habe mir schwer getan Anschluss zu finden und dementsprechend lange nach Motivation gesucht. Das hat sich im zweiten Abschnitt, als ich meine Spezialisierungen wählen konnte, schnell geändert. Insbesondere bei der Spezialisierung „International Marketing Management“ habe ich mich sehr wohl gefühlt. Deshalb habe ich wohl auch die letzten fünf Jahre am IMM Institut gearbeitet und dort meine Diplomarbeit, Dissertation sowie Habilitation geschrieben. Stark beeinflusst hat mich auch das Wahlfach Umweltökonomie, weshalb ich nach dem Studium auch einmal in der Environment Division der United Nations gearbeitet habe und mich in meiner Forschung in den letzten Jahren ganz stark mit dem Thema Nachhaltigkeit befasst habe und noch immer befasse.
Bitte erzähle uns kurz über deine Dissertation.
In meiner Dissertation geht es um das Thema Nachhaltigkeit, vor allem aus Sicht der KonsumentInnen: Wann, in welchen (Kauf-)Entscheidungen ist Nachhaltigkeit in unserem Konsumverhalten wichtig? Warum? Warum nicht? Wie bilden sich KonsumentInnen ein Urteil über die Nachhaltigkeit von verschiedenen Produkten?
Ich habe durch die Forschung im Rahmen meiner Dissertation die Einsicht erhalten, dass Nachhaltigkeit leider oft nur ein zusätzlicher Benefit ist, aber nur für bestimmte KonsumentInnengruppen die primäre Kaufmotivation darstellt. Andererseits – und diese Entwicklung empfinde ich persönlich als sehr positiv – wird Nachhaltigkeit zunehmend mit Qualität verbunden, und das ist bewiesenermaßen ein starkes Kaufargument.
Deine kniffligste Forschungsfrage?
Die bin ich wahrscheinlich selber. Ich hinterfrage immer meine eigenen Entscheidungen, z.B.: Warum habe ich bei Kleidung aus Biobaumwolle eine Assoziation von schlechter Optik? Warum kann ich Nachhaltigkeitsaspekte bei meinen Ernährungsentscheidungen leicht berücksichtigen (etwa auf Fleisch zu verzichten) aber warum will ich mein iPhone nicht gegen ein Fair Phone eintauschen? Oft diskutiere ich mit Freundinnen sowie Freunden darüber und manchmal wird eine Studie daraus. Solange ich mein eigenes Verhalten nicht komplett verstehe, werde ich auch immer etwas zum Forschen haben 😉
Du hast deine Dissertation erst kürzlich finalisiert. Wie ging es dir zu dem Zeitpunkt der Abgabe?
Kürzlich ist gut, es ist mittlerweile drei Jahre her und ich kann mich schon fast nicht mehr daran erinnern. 😀 Ich war voller Tatendrang, denn eine Dissertation ist ja nur der Startschuss der wissenschaftlichen Karriere.
Wir haben gehört, deine Dissertation wurde gleich dreimal prämiert. Welche Auszeichnungen waren das und auf welche bist du besonders stolz?
Zuallererst bekam ich den Dr. Maria Schaumayer Preis. Die Auszeichnung hat mich sehr gefreut, weil ich Teil eines ausgewählten Kreises von Frauen mit super spannenden Arbeiten war. Da hatte ich ein starkes Gefühl von Empowerment.
Danach habe ich den Wissenschaftlichen Förderpreis der Wiener Umweltschutzabteilung erhalten – als einzige Preisträgerin der WU bin ich natürlich sehr stolz darauf. Rund um mich waren TU- und BOKU-AbsolventInnen. So war es mir ein Anliegen in meiner Ansprache klarzustellen, dass auch an der WU sehr viel zum Thema Nachhaltigkeit passiert.
Zuletzt kam noch der WER-Preis (Wirtschaft, Ethik, Religion), der alle zwei Jahre von der Industriellenvereinigung vergeben wird. Mit diesem Preis habe ich nicht nur die höchstdotierte Auszeichnung erhalten, sondern auch die persönlichste: In der Laudatio wurde mir dafür gedankt, dass ich diese Arbeit verfasst habe.
Zu guter Letzt haben wir noch eine Frage: Die schönsten Momente in deiner Forschungskarriere?
Die schönsten Momente in der Forschung sind, wenn man sich mit KollegInnen über Forschungsthemen unterhält, man erkennt wie deren Augen aufleuchten und einem das Interesse an dem Thema direkt ins Gesicht springt. Ich liebe diesen Enthusiasmus Fragen auf den Grund zu gehen, mehr zu verstehen und zu wissen.
Liebe Verena, an dieser Stelle möchten wir uns nochmals ganz herzlich für das nette Interview bedanken und dir alles Gute für deinen weiteren Lebensweg wünschen! Hoffentlich sehen wir uns bald wieder! 🙂
#Dissertation #KonsumentInnen #Abschluss #WULeben
Sehr sympathisch!