Fight Food Waste: Lebensmittel in Österreichs Landwirtschaft retten!
40% aller Lebensmittel entlang der Wertschöpfungskette werden verschwendet. Die Landwirtschaft ist der zweitgrößte Verursacher mit Tausenden von Tonnen. Warum existiert das Problem noch in einem solchen Ausmaß, wenn es doch bereits viele Initiativen gibt? Das Team um WU-Student Raphael Fenski hat eine neue Vertriebsmöglichkeit für Obst und Gemüse der B-Ware geschaffen, die ansonsten weggeschmissen werden – mit ersten Erfolgen auf dem Campus.
Impactorientiert auf dem Weg zum eigenen nachhaltigen Geschäftsmodell
Eigene Visionen für eine nachhaltigere Welt mit Gleichgesinnten weiterzuentwickeln und marktreif zu machen, das ist das Versprechen der 13. Sustainability Challenge. In der Wahl zwischen dem Service Learning Track (gemeinsame Arbeit mit Projektpartner:innen an Nachhaltigkeitsthemen) und dem Start-up Track fiel meine Wahl schnell auf letzteres, um ein Herzensprojekt von mir „from scratch“ anzugehen – die Rettung von überschüssigen Lebensmitteln.
Nach festlichem Kick Off im Kuppelsaal der TU im Oktober letzten Jahres fand sich schnell ein Team von fünf Studierenden der WU, TU und Universität Wien, um gemeinsam das Problem der unnötigen Lebensmittelverschwendung anzugehen. Anfangs ging ich mit der Idee in das Projekt, überschüssiges Kantinenessen retten zu wollen. Das stellte sich als schwierig umsetzbar heraus, sodass wir neu ansetzten und uns grundlegend fragten, wo wir den größten Impact zur Lösung des Problems Lebensmittelverschwendung leisten können auf einem noch wenig bespielten Markt. Wir kamen schnell auf die Landwirtschaft, in der ungeheure Mengen unverarbeitete B-Ware aufgrund fehlender Abnehmer:innen weggeworfen werden. Diesen Missstand wollten wir nicht hinnehmen und überlegten uns eine Logistik: wir holen die B-Ware von Landwirt:innen ab, fahren sie mit Transportern nach Wien, lagern und sortieren sie und verkaufen sie letztlich an Privatpersonen oder Unternehmen. Ein Name und die dazugehörigen Social Media Accounts waren schnell aufgebaut: Fight Food Waste (https://www.instagram.com/fightfoodwaste_at/, https://www.linkedin.com/company/fight-food-waste/).
So motiviert das Team auch war, so sehr mussten wir auch Rückschläge hinnehmen. Eines unserer Teammitglieder stieg nach Weihnachten aus privaten Gründen aus, ein anderes zwischenzeitlich ebenfalls. Wir mussten feststellen, dass der „quick and dirty“ Approach des Prototyping nicht gut funktioniert, wenn das Lebensmittelrecht Regularien vorgibt, die uns an frühen Testläufen mit TooGoodToGo als Vertriebspartner hinderten. Wir bewarben uns ohne Erfolg auf verschiedene Accelerator-Programme, was die Motivation sinken ließ: Ist unsere Lösung für das Problem nicht gut genug?
Wir entwickelten die Idee kontinuierlich weiter, indem wir Feedback von verschiedensten Seiten einholten wie bei Pitch-Gelegenheiten vor größerem Publikum. Fragen der Rechtsform hielten uns lange von der ersten Umsetzung ab, bis wir im Juni dieses Jahres offiziell einen Verein gegründet hatten. Von nun an konnten die Verkäufe losgehen, das Netzwerk an kooperierenden Landwirt:innen war derweil angewachsen.
100 Kilogramm gerettete Tomaten auf dem WU Sommerfest
Erste prominente Gelegenheit war das WU Sommerfest am 7. Juni, bei dem wir 100 Kilogramm gerettete Tomaten auf Spendenbasis vertrieben. Die Paradeiser wurden einfach überproduziert, sie waren in einem perfekten Zustand – traurig, aber leider sehr häufig, wenn Landwirt:innen konkrete Vorgaben mit Lieferant:innen und Supermärkten aushandeln und dabei strukturell überproduzieren (müssen). Diese Überschüsse den Landwirt:innen flexibel abzunehmen und weiterzuvertreiben, das ist unsere große Herausforderung. Dafür wurden wir bei der Startup Challenge im Rahmen des WU Sommerfestes mit dem ersten Preis des Community Votings sowie dem zweiten Preis des Jury Votings ausgezeichnet, wenig später erzielten wir den zweiten Platz beim SpeakOut Festival (https://futurezone.at/start-ups/leder-alternative-aus-pilzen-mycofutures-gewinnt-sustainability-start-up-challenge-speak-out/402485324).
Viel wichtiger: Wir legten den Grundstein für die Validierung unseres Geschäftsmodell, das einen ökologischen, ökonomischen und sozialen Mehrwert bietet.
Biologisch, regional, saisonal und gerettet
Den vorläufigen Höhepunkt unserer Reise bildete der Touch Down der Sustainability Challenge Ende Juni, bei dem wir unförmige Erdäpfel an die Teilnehmenden verteilten. Nun geht die Reise nach den ersten Testläufen erst richtig los: Mit Zugang zu inzwischen Tonnen statt Kilos an Überschüssen sind wir auf der Suche nach Großabnehmer:innen. Wir sind zuversichtlich, auch diese nächste Herausforderung meistern zu können!