Gibt dir das Leben Zitronen, mach Limonade draus!
Das Thema Inklusion nimmt an der WU Wien einen hohen Stellenwert ein. Seit dem Umzug auf das Gelände des WU Campus ist nicht nur die bessere Erreichbarkeit für Menschen mit Behinderungen geschaffen worden, auch die Angebote des Behindertenbeauftragten werden jedes Semester verstärkt nachgefragt. Julia Kirisits ist eine WU Studentin „mit Einschränkung“ wie sie sagt. Als Diskutantin an der Veranstaltung „WU all inclusive – die WU als Studien- und Arbeitsplatz für Menschen mit und ohne Behinderung“ – hat sie zusammengefasst, welchen Herausforderungen sie sich jeden Tag stellt.
Hallo, mein Name ist Julia.
Ich bin eine WU-Studentin mit Einschränkungen.
Nein, die Einschränkungen haben nichts mit dem Studium zu tun. Ich bin kurz davor mein Bachelorstudium in Wirtschaftsinformatik abzuschließen.
Mein Körper macht die Einschränkungen – genauer gesagt, mein Hirntumor und die Folgen der Operationen.
Stellt euch vor, ihr bekommt eine Erkältung. Man hat Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, irgendwie tut alles weh und man fühlt total müde und schlapp.
Ungefähr so geht es mir jeden Tag, wenn ich in der Früh aufstehe. Die Medikamente helfen zum Glück ein bisschen, aber es kostet immer sehr viel Energie bis ich tatsächlich so fit bin, um außer Haus zu gehen. Es gibt auch Tage und Wochen, da gehen die Schmerzen gar nicht weg. Ich hatte aber Glück im Unglück mit meinen OPs, denn wenn der Kopf nicht zu sehr schmerzt, dann funktioniert mein Gehirn ganz gut.
2015 war für mich ein Jahr voller Schmerzen und Enttäuschungen. Auf der Uni musste ich in den zwei Semestern gut 80% aller LVs canceln. Die Unterstützung von Herrn Loicht, dem Behindertenbeauftragten, hat das zumindest ein bisschen „abgefedert“. Herrn Loicht liegt der Erfolg seiner Studierenden sehr am Herzen und er unterstützt, berät und ermutigt wo er kann. Als Beispiel sei hier die Prüfungszeitverlängerung und der Raum für barrierefreies Arbeiten genannt. Ich kann jedem/jeder Studierenden mit Einschränkungen nur empfehlen sich mit Hr. Loicht in Verbindung zu setzen.
Den ersten Schritt zu wagen, Kontakt aufzunehmen und Unterstützung anzunehmen, war eine große Überwindung. Aber im Nachhinein gesehen, hat es meine Studien- und Lebensqualität wesentlich verbessert. Manchmal kommen Kommentare von Kommilitonen, man hätte durch diese Unterstützung Vorteile gegenüber anderen. Allerdings sind diese „Vorteile“ bei genauerer Betrachtung viel mehr ein Instrument zur Erreichung von Chancengleichheit– ich wünschte, das würden alle so sehen.
2016 ging es mir wieder besser und ich habe wieder neuen Mut und Selbstvertrauen gefasst. Für eine Bewerbung habe ich nach einem Bild gesucht, das mein Leben und die Krankheit treffend darstellt. Das Bild, das einen Baum mit zwei Seiten zeigt, war perfekt. Durch meine Erkrankung habe ich schon viele Tief- und Rückschläge erlebt. Wäre ich ein Baum, hätte ich also schon viele Gewitter überstanden. Ein Baum verliert dabei manchmal sogar einen Ast. Aber dadurch wird Platz für einen oder zwei neue Äste. Auch wenn meine „Schlechtwetter“-Zeiten schwer waren, so habe ich dadurch auch positive Fähigkeiten und schöne Erlebnisse erlangt. Darauf bin ich sehr stolz.
#WUAllInklusive #Inklusion #MenschenmitBehinderung #barrierefrei