Internationaler Männertag – Interview mit Guido Schäfer

Ao.Univ.Prof.Dr. Guido Schäfer ist seit 2004 außerordentlicher Professor im Department Volkswirtschaft der WU und seit 2015 Programmdirektor des Masterprogramms Volkswirtschaft. Sein Diplom- und Doktoratsstudium hat er an der WU Wien absolviert, an der Harvard University/John F. Kennedy School of Government hat er den Master of Public Administration erworben. Im Zusammenhang mit diesem Interview betont Guido Schäfer, dass seine wichtigsten biographischen Eckdaten wohl seine drei Töchter im Alter von 8, 11 und 13 Jahren sind.

 

Was hat Sie motiviert, wann und für welchen Zeitraum in Väterkarenz zu gehen?

Während der ersten Schwangerschaft meiner Frau hatten wir beschlossen, uns die Karenzzeit zu teilen. Es war uns beiden ein Anliegen, die Betreuung unseres ersten Kindes gemeinsam zu übernehmen. Ich war bei unserer ältesten Tochter insgesamt acht Monate in Karenz. Ich wäre auch bei den beiden jüngeren wieder bereit gewesen, in Karenz zu gehen, allerdings wäre das kurzfristige Rein- und Rauswechseln für meine Frau beruflich schwieriger unterzubringen gewesen, weshalb wir dann eine andere Lösung fanden.

 

Wie haben Sie die Zeit der Karenz erlebt?

Die Karenzzeit war für mich eine prägende, sehr bereichernde, aber auch sehr anstrengende Erfahrung. Mir fiel damals erst auf, wie oft ich im Büro zur Entspannung kleine Leerläufe habe, während ich zu Hause immer auf das Kind konzentriert war, was ich zusammen mit dem anfangs noch unregelmäßigen Schlafrhythmus des Kindes und dem damit verbundenen Schlafmangel der Eltern mental wesentlich anstrengender fand. Ein Kind setzt bei Eltern große Entwicklungsprozesse in Gang, man ist ständig gezwungen, aus seiner „Komfort Zone“ herauszukommen, sich neuen Problemen zu stellen, neue Lösungen zu finden und Entscheidungen zu treffen. Dazu kommt die sich entwickelnde Zuneigung zu dem Kind, des Respektieren der Persönlichkeit des kleinen neuen Wesens bei gleichzeitiger Bemühung, die geeigneten Entwicklungsanstöße zu geben (was nicht immer gelingt!) und die Vertiefung der Partnerschaft mit dem Ehepartner. Ich denke, dass in meinem Fall mich diese Erfahrung zu einer runderen, weniger selbstbezogenen Persönlichkeit geformt hat und man automatisch beginnt, mehr Verantwortung zu übernehmen. Die zuletzt beschriebenen Entwicklungen sind zwar nicht unmittelbar an eine Karenz, sondern wohl eher generell mit Elternschaft verbunden, durch die Karenz erlebt man diese Prozesse aber vielleicht noch etwas intensiver.

 

Wie haben Sie die Unterstützung an der WU durch Vorgesetzte und KollegInnen im Rahmen der Karenz wahrgenommen?

Ich bin sehr dankbar, dass ich sehr viel positive Unterstützung erhalten habe. Erleichternd wirkte wohl auch, dass ich schwieriger ersetzbare Lehrveranstaltungen als Lektor weiter halten konnte, weshalb für das Institut meine Abwesenheit keine allzu großen Ausfälle hervorgerufen hat. Ich habe während der gesamten Zeit von keiner Seite negative Rückmeldungen erhalten, hatte wohl aber auch das Glück, ein fortschrittlich denkendes Umfeld zu haben.

 

Was erleben Sie als die größte Herausforderung, um Beruf und Familie zu vereinbaren?

Zeit! Bei drei Kindern gibt es immer eine Menge zu tun, gleichzeitig könnte man gerade in der Forschung immer noch wesentlich mehr Zeit mit beruflichen Vorhaben verbringen. Als Forscher kann man immer noch mehr arbeiten, mit Kindern muss man aber bewusster beginnen, klare Trennlinien zwischen dem Beruflichen und dem Privaten zu ziehen, was immer wieder schwierig sein kann.

 

Wie teilen Sie sich die Betreuungsaufgaben mit Ihrer Partnerin und wie lösen Sie Betreuungsbedarf im Krankheitsfall des Kindes oder in den Ferien?

Generell bemühen wir uns, gemeinsam die Aufgaben aufzuteilen, auch wenn dies nicht überall Halbe-Halbe bedeutet und jeder auch seine Spezialagenden hat. Da meine Frau von zu Hause aus selbständig arbeitet, ergeben sich nicht so große Probleme bei Krankheitsfällen oder in den Ferien. Ich springe bei Bedarf ein, was glücklicherweise aufgrund meiner relativ flexiblen Arbeitssituation an der Universität meist möglich ist.

 

Was braucht es aus Ihrer Sicht, um an der WU die Vereinbarkeit von Beruf und Familie weiter zu verbessern?

Junge Eltern brauchen wesentlich mehr Flexibilität, dies ist aber aufgrund von Gleitzeit etc. meiner Erfahrung nach ohnehin oft realisierbar. Ich kann zu dieser Frage nicht viel beisteuern, da ich die WU generell als sehr unterstützend erfahren habe.

 

 

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