Lernen und Smartphone!

Lenk mich nicht ab!

 

Das konzentrationstechnische Verderben nahm seinen Anfang im Jänner vor zwei Jahren. Bis dahin Benutzerin eines normalen Tastenhandys, ließ ich mich überreden, mir ein Smartphone zuzulegen. Mein altes Handy konnte zwei Dinge: telefonieren und SMS schicken. Mein neues Handy kann: Facebook, Instagram, WhatsApp, 9gag, im Internet surfen. Zumindest Pokémon Go hab ich (noch?) nicht.

Ein typischer Lerntag sieht seitdem so aus: Ich setze mich hin und schlage meine Unterlagen auf. Ich lerne los. Nach einer gewissen Zeit beginnt es mich in den Fingern zu jucken: Hat diese eine nervige Bekannte jetzt eigentlich schon geheiratet, kann man auf Facebook Fotos sehen? Was hat die Lieblingsbloggerin heute auf Instagram gepostet? Der Wikipedia-Eintrag zu diesem berühmten Juristen ist sicherlich enorm spannend. Oh, ein neues E-Mail! Eine halbe Stunde vergeht so rasend schnell.

Auf der Uni sehe ich, dass es vielen StudienkollegInnen nicht anders ergeht: Die Vortragende erklärt den Inhalt der Seveso-II-Richtlinie, gesenkte Köpfe sind auf Smartphones gerichtet. In einer PI werden Rechtsmittel im zivilgerichtlichen Verfahren durchgenommen, Studierende tippen unter den Tischen verstohlen auf Bildschirmen herum. Ich sitze zum Lernen in der Bibliothek, die Studentin neben mir macht ein Foto für Instagram, das ihren „Lerntag“ dokumentiert.

Befinde ich mich in Gruppen, zum Beispiel beim Lernen mit StudienkollegInnen oder beim Arbeiten im gemeinsamen Büro, fällt es mir nicht schwer, das Handy in der Tasche zu lassen. Damit das auch klappt, wenn ich allein bin, werde ich ab Herbst ein paar Tricks ausprobieren:

  • Aus den Augen, aus dem Sinn: Beim Lernen in der Bibliothek lasse ich das Smartphone einfach im Spind. Vielleicht probiere ich auch einmal, das Handy ganz daheim zu lassen.
  • Pomodoro-Technik: Auf einer Eieruhr 25 Minuten einstellen und konzentriert durchlernen. Läutet die Uhr, eine fünfminütige Pause einlegen, Smartphone checken oder andere Sachen tun. Danach kommt wieder ein Lernintervall von 25 Minuten. Nach vier solchen Wiederholungen kommt eine längere Pause von 15-20 Minuten. Ist ein Lerntag in derart überschaubare Intervalle unterteilt, so fällt es angeblich leichter, fokussiert zu arbeiten.
  • Mich selbst austricksen: Die App Forest ermöglicht das Pflanzen eines virtuellen Baumes, der bei anderweitiger Handynutzung eingeht, und soll dazu motivieren, die Finger vom Handy zu lassen. Ich muss allerdings erst herausfinden, wie wichtig mir virtuelle Bäume sind.

Ich studiere ja jetzt auch schon einige Semester und kann mich noch an die Anfangszeiten meines Erststudiums erinnern, als Smartphones noch nicht besonders verbreitet waren. Techniken, um sich durch unaufschiebbare andere Aufgaben selbst vom Lernen abzuhalten, gab es auch da schon: Nie wurden die Zimmer im Studentenheim so exzessiv geputzt wie zur Prüfungszeit. Irgendwas ist halt immer und wenn es nicht das Smartphone ist.

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