Studieren, um MillionärIn zu werden?
„Cool, du studierst an der WU? Ich würd auch gern Wirtschaftsrecht oder Jus studieren … aber ist das nicht voll trocken?“ Solche oder ähnliche Fragen werden mir gelegentlich von Jugendlichen gestellt, mit denen ich über mein Studium spreche. Frage ich dann zurück, warum sie dann überhaupt ein rechtswissenschaftliches Studium beginnen wollen, höre ich meist: Des Geldes und der Berufsaussichten wegen.
Das letzte und vorletzte Schuljahr sind für SchülerInnen eine stressige Zeit: Da nähert sich die Matura und dann muss man sich auch noch für ein Studium entscheiden. MaturantInnen, die vor Studienbeginn noch Bundesheer, Zivildienst oder ein Gap Year absolvieren, haben hier einen kleinen Vorteil. Doch auch für sie steht irgendwann die Entscheidung an: Was soll ich studieren? Durch Zulassungsbeschränkungen samt vorhergehender Anmeldefristen muss diese Entscheidung immer früher getroffen werden. Schon lange reicht es für sehr viele Studien nicht mehr, sich einfach bis September zu inskribieren. Mit 17 oder 18 Jahren eine fundierte Entscheidung darüber zu treffen, in welche Richtung man idealerweise für den Rest seines Lebens beruflich gehen möchte, ist nicht einfach.
Zuallererst sollte man sich Gedanken über die eigenen Interessen machen: Interessiere ich mich für rechtliche Inhalte? Dann natürlich die eigenen Fähigkeiten: Besitze ich Kombinations- und Abstraktionsfähigkeit, Ausdauer und sprachliche Gewandtheit? Und natürlich soll man auch die Berufsaussichten nicht aus den Augen verlieren: Welche Berufsfelder stehen mir mit dem gewünschten Studium offen? Für JuristInnen gibt es höchstwahrscheinlich eine größere Bandbreite möglicher Berufe im öffentlichen und privaten Sektor als für PhilosophInnen. Es liegt scheinbar in der Natur des Menschen, gerne Recht und am Ende des Tages ein volleres Portemonnaie zu haben – dazu benötigt er meist Unterstützung. Idealerweise spielen diese drei Überlegungen bei der Studienwahl eine in etwa gleich starke Rolle. Ist man sich über die eigenen Interessen und Fähigkeiten bzw. die möglichen Berufsfelder eines Studiums nicht im Klaren, gibt es diverse Beratungsangebote, die man nutzen kann.
Für die Ungeduldigen hier aber mein unverbindlicher, streng subjektiver Schnelltest: Willst du ein juristisches Studium beginnen, obwohl dir schon beim Gedanken an Gesetze vor Langeweile graust, ist das für dich persönlich vielleicht nicht die beste Wahl. Es ist normal, dass man sich für manche Rechtsgebiete mehr interessiert als für andere, doch ein gewisses Grundinteresse sollte für sämtliche Studieninhalte gegeben sein. Und: Nein, ein juristisches Studium ist nicht „voll trocken“. Es ist eigentlich sogar voll spannend. Wie sonst wüsste ich, dass Kinder, Alte und Kranke Bananen nicht einfach durch anderes Obst substituieren können? Wie sonst wüsste ich, dass die Lieferung menschlicher Organe von der Umsatzsteuer befreit ist?
Nur aufgrund der Berufsaussichten und Verdienstmöglichkeiten sollte man sich nicht für ein Studium entscheiden. Der Grund ist simpel: An der WU gibt es etwa 23.000 Studierende. Jedes Semester gibt es unzählige AbsolventInnen. Unmotiviert und ohne Interesse irgendwie den Studienabschluss geschafft zu haben, bringt nur in den seltensten Fällen einen tollen Job. Dafür nötig sind auch fachliche Begeisterung, erste berufliche Erfahrung und oft auch: Glück. Dann klappt es irgendwann vielleicht auch mit den Millionen.
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