„Das Radwegenetz in Wien hat noch Verbesserungsbedarf“

Unter welchen Voraussetzungen das Lastenrad als städtisches Transportmittel tatsächlich sinnvoll zum Einsatz kommen kann, analysierte Vera Hemmelmayr  in unserem letzten Beitrag zur Researcher of the month-Serie. Für den WU Blog haben wir die Assistenzprofessorin vom Institut für Transportwirtschaft und Logistik der WU gefragt, ob sie Wien für eine fahrradfreundliche Stadt hält und in welche Richtung sie weiterforschen wird.

Steckbrief:

  • Name: Vera Hemmelmayr
  • Jahrgang: 1982
  • Aufgewachsen in: Steiermark
  • Als Kind wollte ich werden: Detektivin
  • Darum bin ich Wissenschaftlerin geworden:  Schon während meines Studiums haben mich die Lehrveranstaltungen zum Thema Optimierung begeistert. Ich bekam dann die Möglichkeit mich in meinem Doktorat an der Universität Wien intensiv mit der Lösung von Optimierungsproblemen in der Logistik zu beschäftigen. Die Faszination am Thema hat mich dann nicht mehr losgelassen. Prägend war auch mein Postdoc Aufenthalt am CIRRELT in Montreal.  Danach bekam ich die Möglichkeit an der WU zu arbeiten und so hat eines das andere ergeben.
  • Das fasziniert mich an meinem Fachbereich: Mich fasziniert die Möglichkeit reale Probleme zu lösen und dadurch bestehende Systeme verbessern zu können. In der Lösungsfindung und Algorithmenentwicklung sind sowohl Kreativität als auch analytische Fähigkeiten gefragt. Für mich ist auch die soziale Komponente wichtig, die Kooperation mit anderen, meist internationalen, Wissenschaftlern bei einem Forschungsprojekt oder die Interaktion mit den StudentInnen in der Lehre.
  • Mein persönliches berufliches Wunschziel: Nie die Freude an der Arbeit verlieren.

WU Blog: Sie haben angekündigt, den Aspekt der sozialen Kosten in einer künftigen Studie genauer beleuchten zu wollen. Können Sie unseren Lesern hierauf einen kurzen Ausblick geben, worum es gehen wird?

Vera Hemmelmayr: Wir wollen auch die soziale Komponente, also Lärm, Staus, Gesundheitsrisiken etc. einbauen. Die Fragen die sich dabei ergeben sind wie man soziale Kosten evaluieren kann und wie man sie entsprechend auf die einzelnen Kanten des Optimierungsproblems umlegen kann. Dies ergibt ein so genanntes multi-objective, auf Deutsch mehrkriterielles, Optimierungsproblem.

WU Blog: Halten Sie persönlich den Einsatz von Lastenrädern im urbanen Gebiet für ein zukunftsträchtiges Konzept? Vor allem im Hinblick auf die Städteplanung (mehr Fahrradwege, weniger Autos) müsste hier ja auch erhebliche Vorarbeit geleistet werden – können Sie hier ein Beispiel für eine Stadt nennen, wo dies vielleicht schon umgesetzt wurde? 

Hemmelmayr: Ja absolut. Ich denke dass alle davon profitieren können. Das klassische Beispiel für eine fahrradfreundliche Stadt ist Kopenhagen. In Wien gibt es meiner Meinung nach leider noch etwas Verbesserungsbedarf, was das Radwegenetz betrifft. Persönlich würde ich mir vor allem mehr ruhigere Strecken abseits der stark befahrenen Hauptstraßen wünschen.

„Das Radwegenetz in Wien hat noch Verbesserungsbedarf“

WU Blog:  Sie sind selbst Mutter von 2 Kindern. Nutzen Sie privat auch ein Rad?

Hemmelmayr: Ja, wenn das Wetter es zulässt, nutze ich es, um in die Arbeit zu fahren. Die Ausflüge und Radtouren sind wegen der Geburten meiner Kinder derzeit nicht ganz so häufig auf dem Plan, werden aber sicherlich wieder mehr werden, sobald die Kinder groß genug sind.

WU Blog: Und wäre ein Lastenfahrrad für Sie und Ihre Familie ein praktikables Gerät, das langfristig als Familien-Fahrzeug funktionieren könnte? Warum (nicht)?

Hemmelmayr: Ja, aber wir haben (noch) keines. Ich habe unlängst von der Förderung der Stadt Wien für Transporträder gehört. Solche Initiativen finde ich gut und eventuell nehme ich diese bei der Anschaffung selbst in Anspruch. So ein Lastenfahrrad ist nämlich durchaus praktisch, zB um die Kinder in den Kindergarten oder die Schule zu bringen oder Einkäufe zu erledigen. Nur noch für lange Distanzen (Urlaub, Ausflüge…) muss man halt auf andere Verkehrsmittel umsteigen.

#researcherofthemonth #rom #logistik #lastenfahrrad